IAA-Vorbericht: Sneak-Preview

Wenn alle zwei Jahre im September die IAA ihre Pforten öffnet, strömt die Branche nach Frankfurt. Zwar sind die Überraschungen in unserer multimedialen Zeit nicht mehr ganz so groß. Aber immer noch macht es einen Unterschied, ob man ein Fahrzeug live vor Augen hat oder nur auf dem Bildschirm betrachten kann. So mancher Bolide sieht auf dem Messestand nicht mehr so toll aus wie auf dem inszenierten Bild. Andere Fahrzeuge gewinnen aus anderen Blickwinkeln oder beim Einsteigen. Und natürlich darf man die persönlichen Begegnungen mit Kollegen nicht vergessen. Neben dem Spaß, sich das Neueste von Lamborghini, Rolls-Royce oder anderen Nischenmarken anzuschauen, ist für den Autohändler aber natürlich wichtig, zu sehen, wie seine Marke auf der Messe auftritt, für Mehrmarkenhändler kann das durchaus schon alleine einen Marathon durch die Hallen bedeuten. Aber klar, man muss sich auch anschauen, was die Wettbewerber so draufhaben - an Präsentation und an Modellen. Nicht umsonst war der Aufschrei groß, als sich einige Marken von der Messe verabschiedet haben. Volvo wird in diesem Jahr nicht dabei sein und hat das Fernbleiben zur Strategie erklärt ( siehe Seite 26-27). Doch was muss man wirklich gesehen haben, was sind die wichtigsten Premieren dieses Jahres? AUTOHAUS gibt Ihnen hier einen Überblick - soweit das so früh schon möglich ist, denn einige Marken machen immer noch ein großes Geheimnis um ihren Auftritt. Ganz sicher wird aber der neue Audi A4 auf der Messe zu sehen sein. Gleich der erste Fall, den man sich genauer anschauen sollte. Denn von außen unterscheidet er sich nicht gravierend von seinen Vorgängern. Aber auf die kleinen Unterschiede muss man achten: neue Scheinwerfer, die Motorhaube wurde so präzise an die Kotflügel angepasst, der der übliche Spalt optisch zu verschwinden scheint. Verzichtet haben die Ingolstädter auch auf das sonst übliche heftige Größenwachstum eines neuen Modells - und trotzdem 2,5 Zentimeter mehr Beinfreiheit für die Fondpassagiere erreicht. Audi nimmt für sich jetzt in Anspruch, den geräumigsten Innenraum in der gehobenen Mittelklasse bieten zu können. Auch das "virtuelle Cockpit" hat nun in den langjährigen Bestseller der Marke Einzug gehalten - wenn man es gegen Aufpreis bestellen will. Er ersetzt die traditionellen Instrumente, hinter dem Lenkrad erscheint alles auf einem farbigen TFT-Bildschirm, dessen Gestaltung frei gewählt werden kann. Wird zum Beispiel die Karte des Navigationssystems aufgerufen, schrumpfen die Anzeigen von Tacho und Drehzahlmesser. Gestensteuerung im BMW 7er Beim nächsten Buchstaben ist ein Flaggschiff zu besichtigen: die neue Generation des BMW 7er. Äußerlich fällt beim Neuen vor allem die Front auf. Dort ziehen sich die Scheinwerfer nun wie schon beim 3er bis zur Kühlergrill-Niere in die Mitte. Im Profil bleibt sich der Viertürer hingegen treu. Das Gewicht sinkt dank umfangreicher Leichtbaubemühungen um bis zu 130 Kilogramm. Das Abspecken hilft beim Spritsparen. Als Weltpremiere gibt es beim 7er die Gestensteuerung. Per Handstreich lässt sich damit etwa die Lautstärke des Radios ändern oder ein Telefonanruf annehmen. Weitere Punkte in der Kategorie Technikkompetenz soll ein System zum ferngesteuerten Parken sammeln: Der Fahrer kann seinen Wagen dabei von außerhalb des Fahrzeugs mit Hilfe eines neuartigen Display-Schlüssels in die Lücke dirigieren. Dazu kommt das Laser-Fernlicht, das es bisher nur im i8 gab. Spannend ist auch der neue X1, der sich vom klassischen Hinterradantrieb verabschiedet und wie der 2er Active Tourer und der 2er Gran Tourer auf der neuen Frontantriebs-Plattform steht. Außerdem ist er kürzer, aber höher als sein Vorgänger. Fiat zeigt in Frankfurt die Neuauflage seines Erfolgsmodells 500, der sich äußerlich kaum von seinem Vorgänger unterscheidet. Innovationen bietet der Neuling unter anderem mit umweltfreundlicheren Motoren und größerem Infotainment-Angebot. Außerdem gibt es viel Spielraum für Personalisierungen. Gleich nebenan steht die neue Giulia von Alfa Romeo. Eroberer aus Amerika Auf dem Ford-Stand sollte der geneigte Betrachter auf das SUV Edge achten. Der große Allrader kommt 2016 nach Deutschland. Er soll künftig zwischen Audi Q5 und Q7, zwischen BMW X 3 und X5 auf Kundenjagd gehen. Dabei soll er Platz wie ein Luxus-SUV bieten und preislich eher in der Mittelklasse bleiben. Ford will das Fahrzeug als neues Flaggschiff der Marke oberhalb des Mondeo ansiedeln und eine neue Kundengruppe ansprechen. Der Ford GT, der ebenfalls 2016 auf den deutschen Markt kommen soll, wird vermutlich ebenfalls die Blicke auf sich ziehen, deswegen sei er hier erwähnt - auch wenn er wahrscheinlich bei den Stückzahlen nicht der Renner werden wird. Der Supersportwagen erinnert an den legendären GT40 aus den Sechzigern. Etwas für Fans. Nicht ganz so weit oben angesiedelt wie der Edge ist hingegen der Hyundai Tucson. Der Nachfolger des ix35 ist aber etwas größer und entsprechend geräumiger, innen sehr viel komfortabler und außen deutlich eleganter, aber unter dem Strich auch ein bisschen teurer. Dafür gibt es dann aber auch eine Lenkradheizung, Sitzlüftung und eine Heckklappe, die sich ganz ohne Zutun des Fahrers öffnet, nur weil der lange genug hinter dem Auto steht. In diesem Jahr will Hyundai noch 6.500 und im nächsten Jahr dann mindestens 18.000 Exemplare des Tucson verkaufen. Brennstoffzellenauto von Hyundai Wer bei Brennstoffzellenfahrzeuge nur an Toyota denkt, kann auf dem Hyundai-Stand auch noch seine Vorurteile revidieren. Das Brennstoffzellenfahrzeug ix 35 nämlich sieht zwar so aus wie das gleichnamige City-SUV, die beiden vor und hinter der Hinterachse montierten Wasserstofftanks signalisieren aber den großen Unterschied. Nach Angaben des Herstellers kann durch die Gesamtkapazität von 5,94 Kilogramm damit eine Reichweite von 594 Kilometern erreicht werden. Somit sind auch längere Fahrten kein Problem. Das Betanken dauert lediglich rund drei Minuten. Private Unternehmen in Frankreich, Dänemark und Finnland nutzen das Brennstoffzellenfahrzeug bereits ebenso im Alltag wie öffentliche Flotten in Großbritannien und den skandinavischen Ländern. Auch EU-Politiker können den Hyundai ix35 Fuel Cell im Alltag testen. In Deutschland haben Interessenten aktuell die Möglichkeit, ein Firmenleasing für das Fahrzeug abzuschließen. "Leasingrate und Leasingdauer werden individuell mit dem Leasingnehmer abgestimmt", teilt Hyundai mit. Ein SUV von Jaguar? - Auf der IAA wird er stehen, der vom Hersteller "Crossover" genannte F-Pace. Ein "Sportwagen für die Familie" soll der Fünfsitzer auf Basis der Jaguar-Aluminiumarchitektur sein. Der MX-5 von Mazda steht in seiner Neuauflage auf der diesjährigen Messe. Er ist noch schicker geworden und liegt preislich auf dem Niveau des Vorgängermodells. Das muss man gesehen haben, ebenso wie eine weitere SUV-Studie der Marke. Größer und schneller Noch ein SUV ist bei Mercedes zu bewundern. Der neue heißt aber nicht mehr GLK sondern GLC, wobei das "C" für "coupéhaft" stehen könnte. Die Umbenennung ist nach Angaben des Herstellers aber nicht dem geänderten Design-Konzept geschuldet, sondern der groß angelegten Umfirmierung der Mercedes-Modellpalette. Wie künftig bei allen anderen Modellen mit drei Buchstaben, weist der letzte nun auf die Fahrzeugklasse hin. In diesem Fall also die C-Klasse. Ecken und Kanten gibt es bei dem neuen keine mehr. Die rundere Form lässt das Platzangebot wachsen - mehr Fußraum, mehr Laderaum. Das auch Kleine ganz schön groß sein können, beweist der neue Mini Clubman. Um 29 Zentimeter ist er in seiner jüngsten Form gewachsen und mit 4,25 Metern fast so lang wie ein VW Golf. Nun haben fünf Personen im Clubman Platz und der Gepäckraum ist auch noch um 100 Liter gewachsen. Auch das Interieur wurde aufgewertet und neu geordnet: Tacho und Drehzahlmesser sind jetzt auf der Lenksäule untergebracht, der Monitor im Zentralinstrument. Mitsubishi kehrt in diesem Jahr auf die IAA zurück und präsentiert in einer Europapremiere die beiden neuen SUV-Modelle Outlander und Plug-in Hybrid Outlander. Fotos davon gibt es leider noch nicht. Aber vom Pick-up L200, der in Frankfurt immerhin seine Deutschlandpremiere feiert. Er wird gleich in mehreren Aufbauvarianten zu sehen sein. Schnittiger Astra Volkswagen-Händler aufgepasst: Die neue Generation des Opel Astra soll nicht nur leichter, geräumiger und sparsamer sein als das aktuelle Modell. Er will auch mit gestrafftem Design gegen den Dauerrivalen Golf punkten. Die Veränderungen sind deutlich: Die Front ist flacher, der Kühlergrill wirkt optisch breiter und scharfe Sicken ziehen sich über Motorhaube wie Flanken. Am Heck finden sich schwarz durchbrochene C-Säulen und schmale dreidimensionale Leuchten. Außerdem schrumpft der Kompakte bei gleichzeitig gewachsenem Platzangebot. Die neue Plattform sorgt zudem für eine Gewichtsreduzierung, je nach Modell zwischen 120 und 200 Kilogramm. Ebenfalls komplett neu präsentiert sich der Innenraum. Zentrales Element ist ein großer Touchscreen zwischen den vorderen Sitzplätzen. Zudem gibt es die ersten Matrix-Voll-LED-Scheinwerfer in der Kompaktklasse. Sie leuchten die Straßen besonders gut aus und ermöglichen durch einzeln steuerbare Module blendfreies Dauerfernlicht. Auf sportliche Fahrer setzt Peugeot mit dem 308 GTI, der auf der IAA steht. Mit 199 kW/280 PS ist der Kompakte so motorisiert wie der heißgemachte RCZ. Peugeot verspricht einen Standard-Sprint von etwa sechs Sekunden auf 100 km/h. Damit die Kunden nicht aus der finanziellen Bahn geworfen werden, verspricht der französische Hersteller, ein attraktives Preispaket zu schnüren. Insider rechnen mit etwas mehr als 30.000 Euro. Kombi von Renault Ein Foto von ihm gab es bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht - ein Grund mehr sich den Neuen live anzuschauen. Denn Renault bringt wieder einen Mittelklasse-Kombi. Talisman heißt der Laguna-Nachfolger, der dem französischen Autobauer mehr Glück in diesem Segment hierzulande bescheren soll. Gestaltet hat ihn der Mann, der auch für den erfolgreichen Captur verantwortlich zeichnet, Designchef Laurens van den Acker. Die meisten technischen Helferlein, die der Neue hat, lesen sich wie beim Wettbewerb. Besonderheit ist das "Multi-Sense-System", mit dem sich Lenkung, Gangwechsel, Dämpfung und Ansprechverhalten des Motors sowie die Innenraumbeleuchtung, Klimatisierung und Motorensound regeln lassen. Als Motorisierung werden zwei Benziner und drei Diesel angeboten. Elektro- oder Hybridantrieb sind nicht vorgesehen. Noch mehr Platz im Skoda Besonders viel Platz im Fond bot schon der Vorgänger des auf der diesjährigen IAA seine Publikumspremiere feiernden Skoda Superb. Acht Zentimeter mehr Radstand laden im Neuen noch mehr zum Beineausstrecken ein. Mit 15,7 Zentimeter Beinfreiheit bietet der Superb mehr als doppelt so viel Platz wie der nächste Wettbewerber der gehobenen Mittelklasse. Anschauen muss man sich den Skoda Superb Kombi, denn 90 Prozent aller in Deutschland zugelassenen Fahrzeuge der Baureihe sind Kombis. Der modulare Querbaukasten (MQB) ermöglicht den Tschechen den vollen Zugriff auf Motoren, Infotainment- und Assistenzsysteme des Volkswagenkonzerns. Und ein paar zusätzliche gute Ideen gibt es im Skoda auch: zwei fest verstaute Regenschirme, Eiskratzer im Tankdeckel, Platz für 1,5 Liter-Flaschen und eine LED-Taschenlampe. Ebenfalls einen schicken neuen Kombi gibt es bei Subaru. Der Levorg wird wie alle Subarus mit Allradantrieb, Lineartronic und Boxermotor angeboten. In der Volkswagen-Halle wird der neue Tiguan zu sehen sein, das meistverkaufte SUV Deutschlands. Äußerlich hat er sich kaum verändert, erhält aber überarbeitete Motoren, neue Radio- und Navigationssysteme sowie die Möglichkeit, Smartphone-Apps über die Fahrzeugbedienung zu steuern. Im Kundenfokus werden aber eher Touran, Sharan und Passat GTE stehen, denn die kommen früher in den Handel. 500 Varianten vom T6 Auch die sechste Auflage der Transporter-Baureihe von Volkswagen wird antreten, um die Erfolgsgeschichte mit über zwölf Millionen verkauften Fahrzeugen weiterzuschreiben. In den T6 halten eine Reihe von Fahrerassistenzsystemen Einzug wie adaptive Fahrwerksregelung, automatische Distanzregelung, eine City-Notbremsfunktion und bei Allrad-Modellen ein Bergabfahrassistent. Das Cockpit wurde komplett neu gestaltet, die Bestuhlung ist nun bequemer. Plattform und Maße bleiben aber gleich, dafür hat das Multitalent ein paar markantere Retuschen im Design sowie LED-Leuchten erhalten. Aus rund 500 (!) Varianten sollen Kunden beim T6 auswählen können: zwei Längen, vier Fahrwerkshöhen, verschiedene Dachaufbauten und Lösungen bei den Sitzreihen sowie ein Ladevolumen zwischen 3.500 und 9.300 Litern. Mancher Hersteller macht noch ein großes Geheimnis aus dem, was er auf der IAA zeigt. Citroen, Honda, Kia, Lexus und Nissan wollten bis Redaktionsschluss ebenso wenig verraten wie Porsche. Hier wird aber das Facelift des 911 erwartet. Nicht verpassen. Kurzfassung Noch mehr SUV und einige interessante technische Neuerungen sind in diesem Jahr auf der Frankfurter Messe zu sehen. Bei vielen Marken lohnt sich genaueres Hinschauen.

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