Im Abgas-Skandal droht der VW-Konzern ein wichtiges Ziel zu verpassen. Volkswagen plant laut Informationen der Deutschen Presse-Agentur, seine für Ende April angekündigten Zwischenergebnisse zur Schuldfrage bei den Diesel-Manipulationen zu verschieben. Damit würden die für die zweite Aprilhälfte fest zugesagten "vorläufigen Ergebnisse" entfallen. Abschließend entschieden sei die Absage zwar noch nicht, doch es laufe derzeit allenfalls auf eine Minimallösung hinaus, erfuhr die dpa übereinstimmend von Insidern. Den einst versprochenen "substanziellen Bericht" werde es im April nicht geben.
Demnach gibt es zwei Hauptgründe für die Verschiebung. Zunächst einmal sind die internen Ermittler von der US-Kanzlei Jones Day noch nicht so weit wie ursprünglich angenommen. Wie die dpa bereits in der vergangenen Woche berichtete, hat die Kanzlei die Schuldfrage bisher noch nicht befriedigend genug erhellen können. Andererseits hänge die Verschiebung auch an der Gemengelage in den USA, sagten Insider.
In den Vereinigten Staaten, wo die Affäre aufgeflogen war, ringt VW derzeit um eine Lösung für die dort 580.000 betroffenen Wagen. Die USA haben den Autobauer verklagt, die Behörden ermitteln. Und eben jene US-Untersuchungen zur Schuldfrage sind laut dpa-Informationen ein Hemmschuh für den bis Ende April versprochenen Zwischenbericht.
Ein Unternehmenssprecher sagte am Mittwoch lediglich: "Hinsichtlich der Kommunikation zur Aufklärung der Diesel-Thematik sind wir in Abstimmung. Wir werden uns in der zweiten Aprilhälfte äußern." Das "Wall Street Journal" berichtete indes, das US-Justizministerium habe VW-Anwälten zu verstehen gegeben, dass eine Veröffentlichung irgendwelcher Zwischenstände die Ermittlungen in den USA lähmen könnte. Das würde eine Einigung über Strafen zusätzlich erschweren.
Abschalteinrichtung bei niedrigen Temperaturen
Unterdessen berichteten "Süddeutsche Zeitung", WDR und NDR, Messungen im Auftrag des KBA hätten ergeben, dass Konzerne ihre Motoren so konstruiert haben, dass der Schadstoff Stickoxid bei niedrigen Temperaturen ungefiltert in die Luft geblasen wird. Die gesetzlichen Stickoxid-Grenzwerte würden bei vielen der mehr als 50 getesteten Fahrzeugmodelle teilweise um ein Vielfaches überschritten.
Die Untersuchungen erstreckten sich laut Bericht unter anderem auf Autos von Daimler, BMW, VW, Ford, Opel, Renault, Peugeot und Fiat. Die Hersteller hatten die Vorwürfe auch bei vorherigen Berichten zu dem Thema zurückgewiesen. Die Konzerne berufen sich laut Bericht auf eine Verordnung der Europäischen Union, die eine zeitweise Abschaltung der Abgasreinigung erlaubt. Das soll angeblich Motorschäden bei niedrigen Temperaturen verhindern.
Ein Sprecher des Bundesumweltministeriums sagte, eine Abschalteinrichtung müsse eine "absolute Ausnahme" sein und diese sei klar definiert. Wenn Hersteller die Grenze für ein Aktivieren der Abgasreinigung erst bei 10 oder 20 Grad zögen, entspräche dies nicht den Regeln der Europäischen Union. (dpa)
Daniel Müller
MA