Auf seinem Kurs zurück in die schwarzen Zahlen will Opel auf einen radikalen Kahlschlag verzichten. Nach monatelangen Verhandlungen haben sich Unternehmen und Arbeitnehmervertreter geeinigt, den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen um zwei Jahre bis Ende 2016 zu verlängern, wie die Adam Opel AG am Donnerstag in Rüsselsheim mitteilte. In Bochum fallen über ein Abfindungsprogramm dennoch 700 Stellen weg, nach 2016 werden dort keine Autos mehr gebaut.
Einen Tag vor dem Amtsantritt des neuen Vorstandsvorsitzenden Karl-Thomas Neumann können die Zentrale in Rüsselsheim und die Standorte Eisenach und Kaiserslautern hingegen aufatmen: Opel hat Produktionszusagen für die Zeit nach 2015 gemacht. "Heute ist ein guter Tag für Opel und ebenso ein guter Tag für GM: Dieser Deutschland-Plan ist ein wichtiger Meilenstein für Opel, um Mitte der Dekade wieder die Gewinnschwelle zu erreichen. Wir werden damit unsere Kosten in den Griff bekommen", sagte Aufsichtsratschef Steve Girsy.
Seit Juni hatten das Management, die IG Metall und der Betriebsrat über ein Sparprogramm für den defizitären Autobauer verhandelt. Opel leidet unter der Absatzkrise in Europa, fährt massive Verluste ein und muss die Kosten daher drücken. Die US-Mutter General Motors (GM) erwartet zur Mitte des Jahrzehnts wieder schwarze Zahlen in Europa.
Für die Verlängerung des Kündigungsschutzes bis Ende 2016 müssen die Beschäftigten in allen deutschen Werken auf Geld verzichten. So stunden sie Tariferhöhungen bis 2015 jeweils so lange, bis die nächste Tariferhöhung in Kraft tritt, wie Gesamtbetriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug erklärte. Zudem entfallen übertarifliche Gehaltsanteile, wie etwa der übertarifliche Anteil des Weihnachtsgeldes.
1.200 Arbeitsplätze bleiben in Bochum
Besonders schwierig sei es gewesen, eine Zukunft für den Standort Bochum zu erreichen, sagte Schäfer-Klug: "Mit den jetzt erreichten Vereinbarungen konnte die Schließung des Standortes verhindert werden. Bochum bleibt ein Opel-Produktionsstandort." Auch Girsky betonte, dass sich Opel nach dem Aus der Autofertigung in Bochum nicht aus dem Ruhrgebiet zurückziehen werde: "Wir wollen unser Warenverteilzentrum in Bochum behalten. Wir wollen insgesamt rund 1.200 tarifgebundene Opel-Arbeitsplätze in Bochum sichern – und den Standort zum Komponentenwerk umwandeln."
Demnach könnten rund 600 Arbeitsplätze im Lagerbereich verbleiben, 600 weitere in einer Komponentenfertigung. Welche Teile dort hergestellt werden, müsse noch festgelegt werden, hieß es. Allerdings wird die Produktion in Bochum ab dem zweiten Quartal 2013 von Drei- auf Zweischichtbetrieb umgestellt. 700 Mitarbeitern bietet Opel bietet Abfindungsangebote und Altersteilzeitprogramme an.
Mit dem Ende der Autoproduktion in Bochum wird den Beschäftigten für zwei Jahre der Übergang in eine Transfergesellschaft angeboten, sagte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende. Zusammen mit Stadt und Land soll die Entwicklungsgesellschaft "Bochum Perspektive 2022" zudem neue Arbeitsplätze in Bochum schaffen. Das Unternehmen hofft auf etwa 1.000 zusätzliche Jobs. Zuletzt beschäftigte Opel noch rund 3.300 Menschen in der Stadt. In Deutschland insgesamt beschäftigt Opel mehr als die Hälfte seiner europaweit 37.000 Mitarbeiter.
Einenkel gegen Vereinbarung
Der Bochumer Betriebsratsvorsitzende Rainer Einenkel kritisierte den Sanierungsplan. Für das Werk enthalte die Rahmenvereinbarung nichts außer Absichtserklärungen, sagte Einenkel der dpa. Er habe gegen die Vereinbarung gestimmt, "weil alle Punkte für Bochum weiterhin offen sind". Es bestehe die Gefahr, dass 2016 mehr als 2.000 Menschen in Bochum vor einer Kündigung stehen.
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