Von AUTOHAUS-Redakteur Armin Wutzer
Der Automobilsalon in Paris leidet unter einem spürbaren Ausstellermangel. Bekannte Marken wie VW, Ford, Volvo oder Fiat verzichten in diesem Jahr beispielsweise komplett auf einen Messeauftritt. Andere wie etwa Audi oder Porsche haben ihr Engagement deutlich reduziert. Etliche Beobachter sehen das als überdeutlichen Hinweis auf einen Bedeutungsverlust der Messe. Das mag richtig sein. Doch noch hat die Messe Strahlkraft. Viele Vertreter der anwesenden Marken beurteilen das Fehlen der anderen im Gespräch daher pragmatisch: je geringer die Konkurrenz, desto größer die Aufmerksamkeit für die eigenen Neuheiten. Das gilt vor allem dann, wenn der eigene Auftritt zu den größten der Messe zählt – wie der des PSA-Konzerns, der mit Peugeot, Citroën und DS vor Ort ist. AUTOHAUS hat sich an deren Messeständen umgesehen.
Das Ziel: Zu jedem Citroën-Modell eine E-Variante
Der Stand von Citroën ist im Stil der neuen CI "La Maison Citroën" gehalten. Diese soll mit hellen Eichenmöbeln, bunten Farbakzenten und bequemen Sitzen "Komfort" als Markenmerkmal transportieren und den Besucher mit einer Wohnzimmeratmosphäre zum Verweilen einladen. Ziel des Ganzen: Angesichts von oft nur noch einem einzigen Autohausbesuch die Kunden auf Anhieb überzeugen. Der Messestand soll dafür bewusst als Best-Practice-Beispiel dienen, anhand dem sich der Handel ein Bild machen kann, wie neue Citroën-Showrooms idealtypisch aussehen sollen.
In der "Maison Citroën" selbst steht der neue C5 Aircross im Vordergrund, der in Paris seine Premiere feiert. Auffällig an ihm ist vor allem, dass er anders als so viele Konkurrenten weitgehend auf ein aggressives Auftreten verzichtet. Stattdessen dominieren eine rundliche Form und weiche Flächen das Äußere und verleihen dem 4,50 Meter langen SUV ein zurückhaltendes, freundliches Auftreten. Dieses passt gut zum Anspruch des C5 Aircross, das "komfortabelste SUV seines Segments" zu sein. Dazu sollen vor allem die Advanced-Comfort-Federung mit zwei hydraulischen Anschlägen und die aus dem C4 Cactus bekannten Advanced-Comfort-Sitze beitragen. Zum Komfort zählt in den Augen von Citroën übrigens auch, dass jeder Sitz einzeln umklappbar ist und der Kofferraum 580 bis 720 Liter Volumen fasst.
Neben klassischen Verbrennern zeigt Citroën zudem den C5 Aircross Hybrid Concept, der einen Ausblick auf die Plug-in-Hybrid-Version gibt, die Anfang 2020 auf den Markt kommen soll. Er soll die erste Etappe hin zu einer Modellpalette sein, bei der es zu jedem Modell eine elektrifizierte Variante gibt. Bis 2023 soll demnach für 80 Prozent und bis 2025 für 100 Prozent der Modelle eine E-Variante bereitstehen.
PSA auf dem Pariser Autosalon
BildergalerieDS Automobiles will ab 2025 nur noch E-Autos anbieten
Noch ambitioniertere Elektro-Ziele verfolgt die junge Schwestermarke DS: Ab der zweiten Fahrzeuggeneration soll jedes Modell auch als Plug-in-Hybrid oder als reines Elektroauto erhältlich sein. Ab 2025 wird es dann nur noch elektrifizierte Modelle geben. Der Messesauftritt im Stil der neuen DS Salons spiegelt diese Ziele wieder. Dort ist neben dem neuen DS 3 Crossback erstmals die rein elektrische Variante DS 3 Crossback E-Tense mit einer Reichweite von 300 Kilometern (nach WLTP) zu sehen. Marktstart ist das zweite Halbjahr 2019. Gleichzeitig kommt auch der Plug in Hybrid DS 7 Crossback E-Tense 4x4 in die Showrooms. Dieser feiert in Paris ebenfalls Premiere. Im reinen Elektrobetrieb kommt der mit 4,50 Meter Länge nicht eben kleine SUV mit seinen zwei Elektromotoren immerhin noch 50 Kilometer weit.
Mit der zügigen Elektrifizierung will sich DS nach Aussage von Marketingdirektor Arnaud Ribault bewusst von den deutschen Premium-Herstellern absetzen. Da man keine Vergangenheit mit V6- oder V8-Motoren habe, müsse man nun auch keine Rücksicht auf ein solches "Erbe" nehmen und könne sich auf neue Technologien konzentrieren. Überhaupt spielt die Abgrenzung zu den deutschen Herstellern eine zentrale Rolle in der Markenstrategie von DS. So wolle man "französischen Luxus" bei Design und Komfort zum Alleinstellungsmerkmal machen und nicht die Möglichkeit, mit 250 Stundenkilometern über die Autobahn zu rasen. Damit will die Marke laut Ribault vor allem diejenigen ansprechen, denen es weniger auf die Sportlichkeit ankommt als darauf, etwas anderes zu haben als die breite Masse der Premium-Kunden.
Diesem Anspruch wird DS in den Fahrzeugen durchaus gerecht. Selbst in kleineren Modellen wie dem DS 3 Crossback findet sich im Innenraum an allen Ecken und Enden Leder, oft mit aufwendigen Perlstichnähten und ungewöhnlicher Verarbeitung. Die gesteppten Ledersitze zum Beispiel erinnern wohl nicht zufällig an die Lederarmbänder teurer Uhren. Daneben sind es aber auch kleine Details, die überzeugen – etwa die Lautsprecher im Fond des DS 3 auf Kopfhöhe in der B-Säule, oder die Uhr der französischen Luxusmarke B.R.M im DS 7. Auf die Spitze treibt den "französischen Luxus" im Auto aber das elektrische Concept Car DS X E-Tense: Neben geflochtenen Federn, die normalerweise bei Modenschauen französischer Luxuslabels zum Einsatz kommen, gibt es in dem 540 PS starken Elektroauto auch eine Kaffeemaschine.
Peugeot zeigt den neuen 508 SW
Den flächenmäßig größten Messeauftritt der drei anwesenden PSA-Marken hat in diesem Jahr Peugeot. Hier dominiert eine fast fünf Meter hohe Löwenskulptur – der neue Peugeot "Markenbotschafter" – die 2.000 Quadratmeter große Ausstellungsfläche und zieht viele Besucher an den Stand. Wichtigstes Ausstellungsstück dort ist der Peugeot 508 SW, die Kombiversion des neuen Peugeot-Flaggschiffs. Diese ist mit 1,42 Meter ähnlich hoch wie die Limousine und kommt merklich kantiger, flacher und sportlicher daher als der Vorgänger. Die schmalen Glasflächen und rahmenlosen Türen unterstreichen diesen Eindruck. Dazu passen auch die schmaleren Scheinwerfer mit den senkrecht nach unten verlaufenden Tagfahrlichtern. "Gerade für den deutschen Markt sehen wir große Potenziale für den neuen Peugeot 508 SW", sagt Steffen Raschig, Geschäftsführer von Peugeot Deutschland.
Zunächst gibt es den Peugeot 508 in zwei Benzin- und in vier Dieselvarianten. Entsprechend dem Elektro-Kurs von PSA wird aber im zweiten Halbjahr ein Plug-In-Hybrid mit 50 Kilometer elektrischer Reichweite als weitere Variante hinzukommen. "Mit dem Peugeot 508 SW und den neuen Hybrid-Motoren gehen wir den nächsten Schritt in die automobile Zukunft", ist Raschig überzeugt. Und mit dem ebenfalls in Paris vorgestellten Concept Car e-Legend gehe man sogar noch einen Schritt weiter und zeige, was in Zukunft möglich sei.
Dieses fährt rein elektrisch und hat im Innenraum einen 49-Zoll-Bildschirm, auf dem sich beim autonomen Fahren Filme oder eine Projektion der Straße wiedergeben lassen. Sowohl äußerlich als auch beim Interieur ist das Fahrzeug an das Peugeot 504 Coupé angelehnt und bildet beispielsweise mit seiner kantigen Silhouette und den weiten Glasflächen einen gelungenen Spagat zwischen Retro-Look und modernem Design. Das macht die Studie zu einem der Hingucker des diesjährigen Automobilsalons. Davon allerdings hätte sich mancher Besucher angesichts der wenigen Aussteller vermutlich mehr gewünscht.