Gerichtliches Nachspiel für Porsche-Manager wegen der gescheiterten Übernahme von VW: Der ehemalige Finanzchef der Porsche-Dachgesellschaft, Holger Härter, wird wegen Kreditbetruges angeklagt. Er und zwei Führungskräfte aus der Finanzabteilung der Porsche SE sollen während der Schlacht mit dem Volkswagen-Konzern bei Verhandlungen für Kreditgeschäfte eine Bank falsch informiert haben. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart sieht entsprechende Vorwürfe als stichhaltig genug an und brachte die Anklage am Dienstag auf den Weg. Härter ließ erklären, dass er alle Anschuldigungen von sich weise.
Die Anklage ist für VW und Porsche, deren Zusammenschluss nach dem Übernahmekampf wegen diversen juristischen Risiken nicht vorankommt, die zweite schlechte Nachricht binnen weniger Tage. Erst vergangene Woche hatte das Oberlandesgericht Stuttgart (OLG) entschieden, dass der mächtige VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch während der Übernahmeschlacht zentrale Pflichten in dem Kontrollgremium nicht erfüllt habe. Das OLG kippte daher eine Aufsichtsratsentlastung (wir berichteten).
Mit der Anklage gegen Härter vom Dienstag geht es nun erstmals direkt um angebliche Verfehlungen des damaligen Porsche-Vorstandes. Bisher richten sich Klagen in Milliardenhöhe gegen die Unternehmen selber. Parallel dazu hatte die Staatsanwaltschaft in Stuttgart aber schon seit Monaten wegen möglicher Fehler des Managements ermittelt. Die Anklage gegen Härter ist dabei nur ein Zwischenergebnis. Neben ihm droht auch Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking eine Anklage. Wiedeking und sein Finanzchef Härter mussten im Sommer 2009 gehen.
Beschuldigter bleibt gelassen
Härters Düsseldorfer Rechtsanwaltskanzlei wies die Anschuldigungen im Namen ihres Mandanten zurück. "Herr Härter tritt den Vorwürfen der Anklage der Staatsanwaltschaft Stuttgart mit Nachdruck entgegen", hieß es in einer Stellungnahme. Die Anschuldigungen seien falsch, Härter sehe dem Verfahren "mit großer Gelassenheit entgegen".
Die Anklagebehörde selber sprach in ihrer Mitteilung vom Dienstag lediglich von "drei Verantwortlichen aus dem Finanzbereich" der Porsche SE und nannte Härter nicht mit Namen. Bei den Vorwürfen ging sie dagegen ins Detail: Sie drehen sich um einen im März 2009 zur Rückzahlung fälligen Kredit von zehn Milliarden Euro. Die SE-Manager sollen im Rahmen von Verhandlungen für die Anschlussfinanzierung des Kredites einer nicht genannten Bank falsche und lückenhafte Angaben gemacht haben.
Der Hintergrund des Ganzen: Von 2007 an sicherte sich die Porsche SE mit Finanzgeschäften Chancen für den schrittweisen Einstieg bei VW. Vorgeworfen wird Härter und den zwei weiteren Finanzmanagern nun, der Bank falsche Angaben über eben jene Geldgeschäfte gemacht zu haben, die im Zusammenhang mit dem Griff nach der Macht bei VW stehen. Es geht um schriftliche Auskünfte, die die Bank forderte.