Beim kriselnden Autobauer Opel streiten Management und Arbeitnehmervertreter um die Gehälter der rund 19 000 Beschäftigten in den deutschen Werken. Das Tochter-Unternehmen des französischen PSA-Konzerns hat nach Gewerkschaftsangaben versucht, die anstehende Tariferhöhung zu verschieben. Neben einer Einmalzahlung von 100 Euro im März greift nach dem neuen Metall-Flächentarifvertrag zum April eine Gehaltserhöhung von 4,3 Prozent. In den Sanierungsgesprächen habe die Unternehmensführung gefordert, diese Stufe zunächst zu stunden, heißt es in einem Info-Schreiben von IG Metall und Betriebsrat an die Mitarbeiter.
Die Arbeitnehmervertreter haben das Ansinnen nach eigenen Angaben strikt abgelehnt und auf Auszahlung bestanden. Man zahle nicht zwei Mal für einen bereits ausgehandelten Vertrag, hatte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Wolfgang Schäfer-Klug erklärt. Die Beschäftigten hätten bereits in vorangegangenen Tarifrunden Abstriche hingenommen. Die noch mit dem alten Eigentümer General Motors getroffenen Verträge seien von PSA übernommen worden. Das Unternehmen lehnte am Mittwoch eine Stellungnahme zu den Verhandlungen ab.
Das Geld müsste mit der April-Abrechnung zum Ende des kommenden Monates ausgezahlt werden. Die Einmalzahlung von 100 Euro ist bereits mit der März-Abrechnung in diesen Tagen fällig.
Gleichwohl wird die Gewerkschaft nach dpa-Informationen versuchen, in neuen Verhandlungen von Opel exakte Produktionszusagen über den bereits bestehenden Tarifvertrag und dessen Endzeitpunkt 2020 hinaus zu erreichen. In die Verhandlungen um einen langfristig angelegten "Opel-Zukunftsplan" ist auch der frühere IG-Metall-Chef Berthold Huber eng eingebunden.
Die Zeit drängt in Eisenach
Besonders drängend sind detaillierte Planungen derzeit für das Werk Eisenach, in dem ab 2019 ein noch nicht näher spezifizierter Geländewagen gebaut werden soll. Bei der Neu-Verteilung von Komponentenfertigungen in den vergangenen Wochen waren die deutschen Opel-Werke Kaiserslautern und Rüsselsheim leer ausgegangen. PSA-Chef Carlos Tavares hat seit der Übernahme im vergangenen August Investitionen stets von einer besseren Kostensituation an den jeweiligen Standorten abhängig gemacht. Der dauer-defizitäre Autobauer soll im Jahr 2020 wieder einen operativen Gewinn machen. (dpa)