Wegen bisher niedriger Akzeptanz eines freiwilligen Programms zum Abbau von Arbeitsplätzen schließt Opel betriebsbedingte Kündigungen nicht aus. Bis Ende kommenden Jahres sollten 2.100 Arbeitsplätze in Deutschland über sozial verträgliche beziehungsweise freiwillige Alters- und Abfindungsprogramme abgebaut werden, bisher hätten sich aber nur 500 Beschäftigte dafür entschieden, erklärte ein Unternehmenssprecher am Mittwoch in Rüsselsheim auf Anfrage. Die Tageszeitungen der VRM-Gruppe hatten am Mittwoch zuerst über eine entsprechende Botschaft an die Mitarbeiter berichtet.
"Die Situation wird Ende November bewertet. Darauf basierend würde auch die Umsetzung betriebsbedingter Kündigungen geprüft", erklärte der Sprecher. Bisher sei man weit entfernt von der erforderlichen Anzahl ausscheidender Beschäftigter.
In Gesprächen mit dem Betriebsrat und der IG Metall sei vereinbart worden, schnell weitere Alternativen zu untersuchen. "Wenn wir dieses Ziel nicht durch freiwillige Maßnahmen erreichen sollten, werden wir eine Überprüfung des Zukunftstarifvertrages vornehmen, insbesondere der Verpflichtung zur Beschäftigungssicherung", erklärte der Sprecher. Begründet wurde das Vorgehen auch mit der Corona-Krise. Betroffen ist vor allem der Stammsitz Rüsselsheim.
Arbeitnehmervertreter pochen auf Vertragstreue
IG Metall und Betriebsrat reagierten empört auf die Entlassungsdrohungen. Betriebsbedingte Kündigungen seien mit dem gültigen Zukunftstarifvertrag bis Mitte 2025 ausgeschlossen, erklärte der Bezirkschef der IG Metall, Jörg Köhlinger, am Donnerstag. "Tarifverträge sind für schwierige Situationen gemacht und können nicht nach Belieben in Frage gestellt werden. Wer das tut, spielt mit dem Feuer", warnte er. Man erwarte von Opel Vertragstreue.
In einem Flugblatt verwahrte sich der Betriebsrat an die Mitarbeiter gegen den Eindruck, dass das Vorgehen mit ihm abgestimmt sei. Die Beschäftigten hätten bis Ende des kommenden Jahres Zeit für ihre Entscheidung und es müsste zudem nicht zwingend die Maximalzahl von 2.100 Stellen abgebaut werden. Stattdessen solle Opel attraktive Erweiterungen in dem Abfindungsprogramm anbieten.
Opel habe Investitionen in Modelle für eine langfristige Absicherung der Standorte und den Schutz vor betriebsbedingten Kündigungen in den nächsten fünf Jahren zugesagt, erklärte der Opel-Beauftragte der IG Metall, Rudolf Luz. "Wenn das jetzt in Frage gestellt wird, ist das die Aufkündigung der Zusammenarbeit. Konstruktive Lösungen werden mit solchen Androhungen verbaut." (dpa)