Continental spaltet seine zentrale Sparte für Antriebstechnik im September ab. Für den Umbau und die Kürzungen in weiteren Bereichen verlangen die Arbeitnehmer aber mehr Zugeständnisse. Die Online-Hauptversammlung des Autozulieferers beschloss am Donnerstag, die Auslagerung des Geschäfts mit Teilen für Verbrenner- und Elektroantriebe in die neue Firma Vitesco nach dem Sommer durchzuziehen. Der Dax-Konzern will sich stärker auf Software, Elektronik, Sicherheit und die lukrativen Reifen konzentrieren.
Conti hatte den Schritt lange geplant, aber zunächst verschoben. Nach Angaben von Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle erlaubt nun die etwas aufgehellte Marktlage den "Spin-Off" im Frühherbst. Betriebsräte und Gewerkschafter sehen den gesamten Umbaukurs weiter kritisch.
Im Rahmen der Bildung von Vitesco wird den Anteilseignern für je fünf Conti-Aktien ein Anteil des neuen börsennotierten Unternehmens automatisch ins Depot gebucht. Frisches Geld fließt dem Konzern durch ein solches Verfahren nicht zu. Bisher war die Auslagerung an widrigen Marktbedingungen und auch Problemen im eigenen Geschäft gescheitert - einen erst geplanten Teilbörsengang mit entsprechendem Geldzufluss und weiterer Kontrolle verwarf das Management.
Verhandlungen über Sparprogramm laufen
Conti war 2020 wie die gesamte Branche in der Corona-Pandemie in ein tiefes Loch gefallen, hatte aber auch schon vorher rote Zahlen geschrieben. Daher verhandelt das Unternehmen derzeit weiter mit den Arbeitnehmern über das Sparprogramm. Es soll die jährlichen Bruttokosten von Continental und Vitesco bis 2023 um mehr als eine Milliarde Euro senken.
Reitzle erklärte, es habe "eingehende Diskussionen" über diese "weitergehenden Einschnitte" gegeben. Vor allem die vorgesehenen Schließungen im Reifenwerk Aachen und im Elektronikwerk Karben (Hessen) hatten Proteste ausgelöst. In Aachen hatte Vorstandschef Nikolai Setzer zuletzt etwas eingelenkt, dort sollen Reifen nun noch ein Jahr länger produziert werden, bis Ende 2022. In Karben kam es nach Warnstreiks und langwierigen Verhandlungen zwischen der IG Metall und dem Unternehmen zu einem Sozialtarifvertrag, demzufolge die Fertigung hier erst Ende 2025 auslaufen soll.
Betriebsratschef Hasan Allak begrüßte dies, hält das Vorgehen aber insgesamt noch nicht für tragfähig. "Eine Politik der Gnadenfristen für deutsche Standorte hilft uns bei der Transformation nicht weiter", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Aus der Mitarbeitervertretung hieß es, es gebe jetzt "akzeptable Lösungen für einige Standorte". Dies könne jedoch nicht alles sein, die Debatte müsse weitergehen. "Es ist kein gutes Zeichen, wenn Standort für Standort Vernunft hart erkämpft werden muss. (...) Der Kahlschlag bei Continental bleibt für uns ein ökonomischer und sozialer Fehltritt."
Die Aktionäre verzichten für das Jahr 2020 auf eine Dividende, der Betriebsrat hatte dies gefordert. Reitzle bezeichnete den Vorschlag als "vernünftige Konsequenz" aus der Corona-Lage.