Die europäische Autobranche schlägt Alarm und warnt für den Fall eines Brexits ohne Handelsvertrag vor Milliardenkosten. Neuen Berechnungen zufolge würden bei einem "No Deal" die EU- und die britische Autobranche über die kommenden fünf Jahre insgesamt 110 Milliarden Euro Einbußen erleiden, teilte der europäische Branchenverband ACEA am Montag in Brüssel mit.
Großbritannien ist zwar schon am 31. Januar aus der EU ausgetreten. Doch gelten in einer Übergangsfrist bis zum 31. Dezember EU-Regeln im Vereinigten Königreich weiter. Der wirtschaftliche Bruch kommt erst dann. Um Zölle und hohe Kosten zu vermeiden, verhandeln beide Seiten seit Monaten über einen Handelspakt. Die Gespräche stocken aber seit langem.
Acea betonte, ohne Vertrag müssten sich vom 1. Januar 2021 an beide Seiten an die Vorgaben der Welthandelsorganisation (WTO) halten. Demnach würden für Autos zehn Prozent Einfuhrzoll fällig sowie bis zu 22 Prozent auf Liefer- und Lastwagen. "Solche Zölle - weit höher als die geringen Margen der meisten Hersteller - müssten mit ziemlicher Sicherheit an die Verbraucher weitergegeben werden, was Fahrzeuge teurer macht, die Auswahl verringert und die Nachfrage beeinträchtigt", hieß es in der Mitteilung, die auch vom deutschen Branchenverband VDA unterzeichnet wurde.
Zahlreiche Jobs gefährdet
Ein Austritt Großbritanniens aus der EU ohne Handelsvertrag gefährde auch Zulieferer, zahlreiche Jobs gerieten in Gefahr. Der Verband forderte die Verhandlungsführer auf, alles Mögliche zu tun, um doch noch bis zum Jahresende einen Handelsvertrag zu vereinbaren.
VDA-Präsidentin Hildegard Müller warnte angesichts von mehr als 100 Produktionsstandorten der EU-Hersteller in Großbritannien vor großen Schäden durch die Einführung von Zöllen. "Dies würde eng miteinander verbundene Wertschöpfungsketten gefährden und möglicherweise unrentabel machen", sagte sie der Mitteilung zufolge.
Die britische Autoindustrie ist stark auf den Export in die EU ausgerichtet. Im vergangenen Jahr wurden im Vereinigten Königreich rund 1,3 Millionen Passagierautos produziert. (dpa)