Im Zuge des VW-Diesel-Skandals geraten auch andere Autobauer zunehmend in die Kritik. Eine am Dienstag veröffentlichte Studie der Umweltorganisation ICCT, deren Forschungsergebnisse bereits zur Aufdeckung der Manipulationen bei Volkswagen geführt hatten, könnte den Druck auf BMW und Daimler erhöhen.
Die Hersteller waren in den vergangenen Wochen ebenfalls wegen erhöhter Abgaswerte von Dieselmotoren ins Visier von Umweltschützern geraten. Untersuchungen verschiedener Institute hatten ergeben, dass der tatsächliche Stickoxid-Ausstoß einiger Modelle unter bestimmten Bedingungen deutlich über den Testwerten lag.
Als Begründung hatten die Hersteller niedrige Außentemperaturen angeführt, bei denen die Abgasreinigung nur eingeschränkt arbeite. Diese Argumentation finden die ICCT-Forscher jedoch wenig überzeugend. "Es ist schwierig, diese öffentlichen Erklärungen aus technischer Sicht nachzuvollziehen", heißt es in ihrer Untersuchung. Die Analyse zeige, dass "die Abschaltung der Abgasnachbereinigung aus US-Sicht nicht okay ist", sagte ICCT-Europa-Chef Peter Mock der Deutschen Presse-Agentur. Die "Wirtschaftswoche" (Donnerstag) hatte zuerst über die Untersuchung berichtet.
Sammelklage in den USA
Gegen Daimler war in den USA im Februar bereits eine Sammelklage wegen angeblichen Abgas-Schwindels eingeleitet worden. Der Konzern halte die Vorwürfe aber für unbegründet, sagte eine Sprecherin damals.
Daimler versicherte am Dienstag in einem Statement, die gesetzlichen Vorgaben seien unter allen Betriebsbedingungen über die gesamte Fahrzeuglaufzeit gewährleistet. Ein Sprecher von BMW wies den Verdacht der Trickserei ebenfalls zurück. Der Autobauer nutze keine Gesetzeslücken und manipuliere auch nicht. In den US-Dieselautos sei das Beste eingebaut, was die Technik in Sachen Abgasreinigung leisten könne. BMW sei bisher überall bestätigt worden, dass seine Autos hervorragende Abgaswerte hätten.
Grundsätzlich ist es Autoherstellern in den USA nicht verboten, Einrichtungen zur Abgaskontrolle zu verwenden. Allerdings müssen diese Programme bei der Zulassung der Fahrzeuge offengelegt und von den Behörden genehmigt werden. Die US-Umweltbehörde EPA testet derzeit, ob das in der Vergangenheit immer der Fall gewesen ist. Bislang haben die Aufseher nur VW gezielte Täuschung vorgeworfen. (dpa)
Jörg Herrmann