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Mercedes-Manager Emmerich Schiller: "Der G bleibt der G"

08.09.2023 16:18 Uhr | Lesezeit: 4 min
Mercedes-Manager Emmerich Schiller präsentiert im Vorfeld der IAA den Geländewagen G
Die anstehende Elektro-Version des Mercedes G soll den Offroad-Spaß auf ein neues Niveau heben.
© Foto: Ralph M. Meunzel/AUTOHAUS

Auf der IAA Mobility hat Mercedes eine neue G-Klasse im Kleinformat angekündigt. Im Interview verrät G-Klasse-Chef Emmerich Schiller, wie es mit diesem Projekt und der Baureihe insgesamt weitergeht.

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Der Aufbruch ins Elektrozeitalter kann dem Mercedes-Urgestein G-Klasse nichts anhaben. Im Gegenteil: Die anstehende Elektro-Version soll den Offroad-Spaß auf ein neues Niveau heben. Zudem kündigt sich ein kleiner Elektro-Bruder an. Ein Ende des Verbrenners ist dennoch nicht in Sicht, wie Baureihen-Chef Emmerich Schiller in einem Gespräch auf der IAA Mobility verrät.

Die G-Klasse gilt vielen als Symbol der Unvernunft. Bei Mercedes genießt sie Bestandschutz und hat zudem eine elektrische Zukunft vor sich. Können Sie dazu ein paar Details verraten?

Emmerich Schiller: Ich möchte erstmal mit der Unvernunft aufräumen. Die G-Klasse ist eines der Fahrzeuge, dass bei uns am längsten läuft und extrem populär ist. Obwohl wir das Produktionsvolumen hochgefahren haben, gilt in vielen Ländern Bestellstopp. Insofern ist das Auto vielleicht ein bisschen anachronistisch, aber vielleicht ist es auch deshalb erfolgreich. Das Auto ist unendlich ehrlich, die Eigenschaften, die es verspricht, hat das Auto. Das Auto hat derzeit eine extreme Anziehungskraft für viele. Und das auch quer durch die Bevölkerung. Da sind Jungs, die vor dem Auto stehen und nur staunen. Und auch Mädels, die nicht autoaffin sind und trotzdem etwas mit dem Auto verbinden. Und auch Menschen, die solche Autos vor 20, 30 Jahren gefahren haben und sagen, dass ist ihr Auto.

Ist ein Ende der Verbrenner-Modelle absehbar?

E. Schiller: Nein. Wir haben ja angekündigt, wir werden die elektrische G-Klasse EQG bringen. Wir machen ganz bewusst beides. Wir werden weiter Verbrenner-Modelle und ein vollelektrisches Modell anbieten. Die elektrische G-Klasse ist nicht in erster Linie ein elektrisches Auto, sondern eine G-Klasse. Und diese G-Klasse kann ich künftig in drei Antriebsvarianten kaufen: mit einem Diesel, mit Benziner oder mit Elektromotor. Das klingt trivial, ist aber eine völlig andere Perspektive. Die Einschätzung, die ich jetzt aus ersten Kundenfeedbacks habe – mit ausgewählten Kunden fahren wir teilweise schon – die einfach sagen, sie nehmen das Auto als G-Klasse und nicht als Elektroauto wahr. Im Offroad hat es die gleichen Eigenschaften wie der Verbrenner, den wir seit 44 Jahren bauen. Ich glaube niemand kann derzeit genau abschätzen, wie sich das Thema Elektro und Verbrenner entwickeln wird. Deshalb überlassen wir es dem Kunden, aus dem oder dem Angebot auszuwählen. Wie angekündigt, wird der EQG nächstes Jahr gelauncht und in den Ländern angeboten, in denen auch der Verbrenner angeboten wird.

Eine kleine G-Klasse wird es außerdem geben. Wird die rein elektrisch kommen?

E. Schiller: Die kleine G-Klasse wurde jetzt im Rahmen der IAA Mobility offiziell angekündigt. Allerdings haben wir bewusst nur wenige Informationen rausgegeben. Das entwickelt sich jetzt und da wird es dann auch sukzessive Informationen zu geben. Was man heute über das Auto sagen kann: Es wird supercool, und ich bin mir sicher, dass es ein totaler Erfolg wird. So ein Fahrzeug wird aus dem Mythos der G-Klasse leben.

Wird es vielleicht eine G-Klasse mit Vierzylinder geben?

E. Schiller: Die gibt es heute schon, das wissen die Wenigsten. In China gibt es einen Vierzylinder-Benziner, der super erfolgreich ist. Der Motor ist auch spannend für das Auto. Außerhalb dieses Marktes wird es weiterhin den G63 mit Achtzylinder sowie den Sechszylinder jeweils mit 48-Volt-Technologie und außerdem den Diesel geben. Diese drei Antriebskonzepte wird es bis in die 30er-Jahre geben. So zumindest der heutige Plan. Der Rest wird von regulatorischen Rahmenbedingungen abhängen.

Der Mythos der G-Klasse beruht auch darauf, 4.000 Kilometer von Agadir nach Timbuktu fahren zu können. Einem solchen Anspruch wird ein EQG wohl nicht mehr gerecht. Wird der E-Antrieb die G-Klasse vom Globetrotter zum Hausberg-Helden degradieren?

E. Schiller: Natürlich ist das Tanken von Strom eine Herausforderung in der Wildnis oder im Outback. Interessant ist, dass die Reichweite im Offroad relativ groß ist, denn im Gelände ist relativ wenig Batterieleistung nötig, weil die vor allem von der Geschwindigkeit abhängt. Der hohe Luftwiderstand der G-Klasse spielt kaum eine Rolle, wenn ich langsam offroad unterwegs bin. Wenn ich bergab fahre, rekuperiert das Fahrzeug zudem und ich lade wieder. Im Gelände ist eher die Frage, wie viel Betriebsstunden bekomme ich. Mit einer G-Klasse sind das, wenn ich im Gelände normal fahre, 15+x Betriebsstunden. Und damit ist auch Reichweite da. Wenn sich dort Infrastruktur entwickelt, wenn man also von Lodge zu Lodge fährt und dort laden kann, ist der EQG von seinen Offroad-Eigenschaften mindestens so gut wie ein Verbrenner. Gerade die vier Einzelradantriebe machen es im Gelände besser. Besonders Klasse ist bei Geländefahrten, dass das Auto geräuschlos ist. Wenn wir auf unserem Prüfgelände in Südfrankreich mit dem EQG unterwegs sind, kann man Tiere erleben, die man sonst nicht erlebt, wenn man mit einem Verbrenner unterwegs ist. Das wird das Offroad-Erlebnis noch einmal anders darstellen.


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Chinesische Newcomer wollen Luxus, Abenteuer und E-Mobilität auf eine neue Stufe hieven. Der Yangwang U8 von BYD kann sogar schwimmen. Macht man sich bei Mercedes Gedanken darum, wie man die G-Klasse angesichts der neuen Mitbewerber aus Fernost mit neuen Talenten aufladen kann?

E. Schiller: Es ist logisch, dass wir das Wettbewerbsumfeld beobachten. In den USA gibt es auch den ein oder anderen, der sich versucht, dort zu positionieren. Man darf das mit Sicherheit nie unterschätzen. Was aber keiner dieser Hersteller mitbringen kann und was die G-Klasse als Alleinstellungsmerkmal hat, ist das Thema Heritage und am Ende auch so ein Stück weit Status. Das ist etwas, was man nicht schnell und einfach kopieren kann. Darauf kann man sich eine Zeit lang ausruhen, sollte man aber nicht zu lange machen.

Das G-Klasse-Design ist im Kern seit über 40 Jahren unverändert. Land Rover hat hingegen bei der Neuauflage seiner Ikone Defender das Design radikal verändert. Gab oder gibt es Überlegungen bei Mercedes, die G-Klasse in ähnlicher Weise neu zu interpretieren?

E. Schiller: Bei uns ist ganz klar, eine Ikone grundsätzlich zu verändern, kommt nicht in Frage. Es gibt wenig Autos, die wirklich Ikonen sind. Den Schritt, den die Kollegen gemacht haben, werden wir nicht machen. Es gibt einen Spruch, den jeder bei uns verinnerlicht hat: Der G bleibt der G. Und zwar in seinem Anspruch und in seinem ikonischen Design. Man darf natürlich nicht rückwärtsgewandt sein. Doch was das Auto ausmacht, sollte man auch bewahren. Das war auch eine Diskussion. Eine elektrische G-Klasse hätte man ja auch anders machen können. Man hätte sie runder und die Windschutzscheibe flacher machen können und dann auch mehr Reichweite gekriegt. Aber es wäre keine G-Klasse. Und das ist auch, was Kunden sagen: "Das ist ja eine G-Klasse."


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