Die Van-Sparte von Mercedes hat einen umfangreichen Strategieplan für die kommenden Jahre vorgestellt. Produktseitig sollen künftig das Premium- und Luxus-Segment sowie batterieelektrische Fahrzeuge für private und gewerbliche Kunden stärker im Fokus stehen. Als wichtige finanzielle Ziele wurden am Dienstag eine Senkung der Fixkosten um 20 Prozent bis Mitte des Jahrzehnts sowie bis Ende des Jahrzehnts eine zweistellige bereinigte Umsatzrendite genannt.
"Wir müssen unsere Kosten in den Griff kriegen", sagte der Leiter des Geschäftsbereichs Mercedes-Benz Vans, Mathias Geisen, in Stuttgart. Mit Blick auf die Transformation der Branche hin zur E-Mobilität sagte Geisen, es sei bekannt, dass die variablen Kosten bei E-Fahrzeugen deutlich höher als bei Verbrennern seien. Um die Profitabilität zu verbessern und die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, habe die Vans-Sparte eine umfassende Kosteninitiative auf Unternehmens-, Produktions- und Produktebene eingeführt.
Kernmarkt für Mercedes-Benz Vans wird Europa bleiben – aktuell mit einem Anteil von 60 Prozent am weltweiten Gesamtabsatz. Künftig will die Van-Sparte speziell in den USA vor allem mit Premium-Vans im gewerblichen Bereich sowie in China mit privaten Luxus-Vans wachsen.
Einen ersten Vorgeschmack auf die neue Ausrichtung wird eine für den Sommer angekündigte Modellpflege der Baureihen EQV, V-Klasse und V-Klasse Marco Polo geben. Mit einem neuen Exterieur- und Interieur-Look sowie einer neuen MBUX-Generation sollen die neuen Fahrzeuge eine stärkere Konzentration auf Luxus verdeutlichen, womit sie den Pkw-Modellen des Herstellers folgen.
Neue Fahrzeugarchitektur kommt 2025
Zudem will Mercedes Vans im Bereich E-Mobilität zulegen. Grundlage für die batterieelektrische Offensive wird die für 2025 angekündigte Einführung der modularen und skalierbaren Van Electric Architecture (VAN.EA) sein, auf deren Basis alle aktuellen Modelle von mittelgroßen (V-Klasse) bis großen (Sprinter) Vans realisierbar sein sollen. Jeder fünfte verkaufte Mercedes-Van soll 2026 elektrisch angetrieben sein. Bis 2030 rechnet der Autobauer mit einem Anteil von über 50 Prozent. Parallel wird Mercedes auch weiterhin Vans mit Verbrennungsmotoren anbieten. Ein konkretes Ende der Verbrenner-Ära ist vorerst nicht in Sicht.
Mit der modularen und skalierbaren Architektur will die Van-Sparte schlankere und schnellere Prozesse realisieren und Skaleneffekte und Synergien erzeugen. Kooperationen mit anderen Autoherstellern für eine parallele Nutzung der kommenden Architektur sind aktuell allerdings nicht geplant. Die kommende Elektro-Architektur setzt auf drei Module. Das Frontmodul kombiniert Vorderachse und E-Antrieb, der bei allen künftigen VAN.EA-Fahrzeugen gleich sein soll. Das Mittelmodul mit einem einheitlichen Batteriegehäuse für Akkus unterschiedlicher Größen ist in der Länge variabel, was wiederum verschiedene Fahrzeuglängen erlaubt. Das Heckmodul kann wahlweise mit zusätzlichem E-Antrieb für Allradfahrzeuge oder ohne ausgestattet sein.
VAN.AE-P steht für mittelgroße Vans auf Luxusniveau für Privatkunden, die als VIP-Shuttle, mobiles Büro oder für freizeitaktive Familien interessant werden sollen. Mercedes verspricht Reichweiten von über 500 Kilometer sowie die Umsetzung automatisierter Fahrkünste nach Level 3 bis Ende der 20er-Jahre. VAN.EA-C steht für mittelgroße und große Transporter für den gewerblichen Bereich. Der modulare Aufbau soll unterschiedliche Aus- und Aufbauten und damit ein breites Einsatzspektrum vom Pritschenwagen bis zum Camper erlauben. Mit Reisemobil-Partnern plant Mercedes nach eigenen Aussagen, einen neuen Industriestandard für Elektro-Camper zu entwickeln. Speziell für gewerbliche Kunden will Mercedes basierend auf dem herstellereigenen Betriebssystem MB.OS sollen auch Drittanbieter-Apps laufen können, um gewerblichen Nutzern die Integration fortschrittlicher Telematik- und Konnektivitätslösungen zu ermöglichen.
Hans