Von Michael Specht/SP-X
Manchmal bringt ein Nischendasein auch Vorteile. Beispielsweise beim CO2-Ausstoß. DS ist nach eigener Angabe mit weniger als 80 g/km die "führende Multi-Energy-Marke in Europa". Der niedrige Wert hat einen einfachen Grund. Die Modellpalette von DS besteht derzeit aus nur zwei Fahrzeugen, dem Kompakt-SUV DS 3 Crossback und dem Mittelklasse-SUV DS 7 Crossback. Letzteres gibt es auch als Plug-in-Hybrid. "Für diese Version entscheidet sich mittlerweile über ein Drittel der Käufer", sagt Lukas Dohle, Deutschland-Chef DS Automobiles, "und wir bieten den DS 7 Crossback jetzt auch in einer schwächeren Plug-in-Variante mit Frontantrieb an." Positiv aufs CO2-Konto zahlt ebenso der in diesem Frühjahr eingeführte, vollelektrische DS 3 Crossback E-Tense ein. Beide Modelle gehen per EU-Regelung zweifach mit Null g/km in die Flottendurchschnittsberechnung ein.
Seit Gründung der Marke 2015 hat DS sein bisheriges Modellprogramm (DS 3 seit 2010, DS 4 seit 2011 und DS 5 seit 2011) komplett aufs Altenteil geschickt. Man könnte überspritzt fast sagen: Keiner hat's gemerkt. Die französische Premiummarke hatte im ersten Halbjahr zwar bei uns den besten Zulassungsanstieg, fährt mit 1.350 verkauften Fahrzeugen aber weiterhin unter der Wahrnehmungsschwelle. Man liegt hier zwischen Alfa Romeo und Lexus. Die Schwestermarken Citroën und Peugeot kamen im gleichen Zeitraum knapp auf 20 Mal so viele Zulassungen.
Ein Grund, aufzugeben, wie beispielsweise es Infiniti in Europa getan hat, ist dies jedoch noch lange nicht. Im Gegenteil: DS sieht sich gut aufgestellt und kann bestens auf die Entwicklungsressourcen des PSA-Konzerns zurückgreifen. So ist der DS 3 Crossback E-Tense technisch identisch mit dem Peugeot e-2008 und dem demnächst kommenden Opel Mokka-e. Unterscheiden möchte man sich vor allem übers Design, über edle Materialien und traditionelle Handwerkskunst.
DS 9
BildergalerieImage- und Technologieträger kommt 2021
Einen mutigen Schritt in Richtung Zukunft wagt DS im nächsten Jahr mit dem DS 9. Die knapp fünf Meter lange Limousine soll einerseits als Image- und Technologieträger fungieren und gleichzeitig die Tradition des französischen Premium-Automobils wiederaufleben lassen. DS 9 als neuer Dienstwagen von Macron? Warum nicht. Die Staatspräsidenten Frankreichs nutzten früher meist den Citroën DS (La Désesse, die Göttin) als repräsentative Gefährt. Später folgten Citroën C6 und Peugeot 607. Heute müssen Politiker bisweilen in einem Renault Talisman Platz nehmen. Ob jedoch der DS 9 in den Märkten außerhalb Frankreichs genügend Kunden finden dürfte, ist fraglich. Große Limousinen französischer Autobauer tun sich hier erfahrungsgemäß schwer, besonders in Deutschland.
Der DS 9 steht auf einer gestreckten EMP2-Plattform und erhält Plug-in-Hybridantriebe in unterschiedlicher Ausprägung. DS löst damit sein Versprechen ein, jedes neue Modell auch elektrifiziert anzubieten. Das gehört fortan zur Markenphilosophie. Ab 2023 kommt eine eigenständige Elektrik-Plattformen, genannt e-VMP, zum Einsatz. Ab 2025 sollen konventionelle Verbrennungsmotoren als ausschließliche Antriebsquelle gar nicht mehr eingesetzt werden.
Selbst ein Derivat des DS 9 ist bereits in der Pipeline, gedacht vermutlich für 2022. Diesen März stellte DS dazu das Concept Car Aero Sport Lounge vor. Das Crossover-Modell soll über dem DS 9 rangieren und könnte in der Serienversion die Bezeichnung DS 9 Crossback tragen. Zwar steckten in der Studie imposante 500 kW, doch mit so viel Leistung wird man bei Markteintritt eher nicht an den Start gehen. Realistischer sind die Akkukapazität von 110 kWh sowie die 650 Kilometer Reichweite des Konzeptautos.
In der Kompaktklasse will DS ebenfalls mit einem Modell dabei sein. Die technische Vorlage bildet hier der jüngst vorgestellte Citroën C4 auf der Plattform CMP. Der DS 4 erhält sowohl Diesel und Benziner als auch Plug-in-Hybrid und eine vollelektrische Version. Ein Novum: Das Kompaktmodell soll bei Opel in Rüsselsheim gebaut werden. Beim DS 4 bedient man sich des Baukastens, der schon für den DS 3 Crossback E-Tense genommen wurde, heißt: Batterie mit 50 kWh Kapazität, Motorleistung 100 kW / 136 PS und eine Reichweite von bis zu 350 Kilometern.