Von Michael Specht/SP-X
Man könnte es "Attraktivität bis ins hohe Alter" nennen. Selbst im letzten Jahr vor seiner Ablösung war der Focus in Deutschland noch immer das bestverkaufte Modell von Ford. Europaweit wurden 2017 über 400.000 Einheiten abgesetzt. Damit liegt der Focus auf Platz zwei hinter dem Golf. Jüngst zogen die Kölner in London das Tuch von der nächsten Generation, intern C519 genannt. Bei nahezu gleicher Größe wird Fords neuer Kompakter mehr Innenraum bieten und so viel mehr an Innovationen unterm Blech haben wie nie zuvor zwischen zwei Modellgenerationen. Die Markteinführung steht für Sommer auf dem Plan.
Der neue Focus basiert auf der C2-Plattform, auf der später auch C-Max und Kuga stehen werden. Das Hauptaugenmerk legten die Entwickler auf Effizienz. "Die CO2-Werte müssen stimmen", so das interne Diktat, denn die 95-Gramm-Vorgabe aus Brüssel greift in weniger als drei Jahren. Daher wird Ford das größte Volumen über seinen viel prämierten Einliter-Dreizylinder abdecken, der hier bis zu 140 PS leistet.
Der Diesel bleibt vor allem in südeuropäischen Ländern zu wichtig, als dass man ihn sterben lassen könnte. Zudem hat Ford einen modernen 1,5-Liter-Vierzylinder im Programm, der mit zwei in Reihe geschalteten sogenannten "Lean NOx Traps" (LNTs) fit für die Euro 6d temp ist. Die bekannte Reinigungstechnologie mit SCR-Kat plus AdBlue-Einspritzung nutzt der Hersteller im 2,0-Liter-TDCi-Diesel, den es ebenfalls für den neuen Focus geben wird.
Erstmals zum Einsatz kommt in einem europäischen Ford eine Achtgangautomatik. Gestrichen wird dafür das Doppelkupplungsgetriebe "Powershift". Die Basis bleibt ein manuelles Sechsganggetriebe.
Aus für Elektrovariante
Verabschieden wird Ford sich vom Elektro-Focus. Ihn ersetzt 2020 ein batterieelektrisches SUV, das eine Reichweite von rund 500 Kilometern haben soll. Als Name wird derzeit "Mach1" gehandelt. Bis 2022 soll das Portfolio 40 elektrifizierte Modelle beinhalten, 16 davon sind reine Batterie-Fahrzeuge. Elf Milliarden Dollar will der amerikanische Autobauer hierzu weltweit investieren. In Sachen Hybridtechnik halten sich die Kölner beim Focus allerdings noch zurück. Es wird bis auf weiteres weder einen Mild- noch einen Plug-in-Hybrid geben. "Wir könnten das technisch aber recht schnell umsetzen, falls die Nachfrage hier anzieht", so ein Entwickler.
Ford Focus (2019)
BildergalerieIm Herbst schiebt Ford den Focus Turnier (Kombi) nach. Neu wird der Focus Active sein, eine etwas höher gelegte Version im Abenteuer-Outdoor-Look, die noch in diesem Jahr startet. Gestrichen ist das Focus Cabrio und erneut wird es keinen Dreitürer mehr geben. Ihn schickte Ford bereits mit Start der vorigen Generation (C346) in Rente.
Neben Fünftürer, Kombi und Active aber wird in Saarlouis – hier laufen alle europäischen Focus vom Band – auch eine Limousine produziert. Das Stufenheckmodell bleibt allerdings nur einigen, vornehmlich osteuropäischen Ländern vorbehalten. Und weil die Nachfrage nach Kompaktlimousinen auch in den USA sinkt, will Ford den Stufenheck-Focus für Nordamerika nur noch in China bauen – und damit erstmals von dort ein Fahrzeug in den Heimatmarkt exportieren.
Teilautonomes Fahren auf Level 2+
Zuletzt galt der Focus in Sachen Assistenzsysteme bisher nicht als Trendsetter. Mit der neuen Generation will man zeigen, dass man im Kompaktsegment nun vorn dabei ist. Teilautonomes Fahren auf Level 2+ soll möglich sein. Der Focus wird als erster europäischer Ford einen Staupiloten an Bord haben. Wählen kann der Kunde zudem ein Head-up-Display, dessen Informationen allerdings nicht in die Windschutz- sondern nur auf eine kleine Plexiglasscheibe über den Armaturen gespiegelt wird.
Trotz der strengen internen Effizienzvorgaben: Leistungshungrige Focus-Fans müssen nicht um ihre "Hot-Hatches" bangen. 2019 dürfte bereits der Focus ST (rund 270 PS) kommen. Und es ist auch kein Geheimnis mehr, dass eine kleine Gruppe von Ingenieuren sich intensiv mit einem RS-Nachfolger beschäftigt. In Aussicht gestellt werden 400 PS.