Ihre Namen lauten Urus, Bentayga, Cullinan und Levante. Wohl kaum ein Branchenexperte hätte vor einigen Jahren prophezeit, dass diese Luxus-SUV ihren Marken Lamborghini, Bentley, Rolls-Royce und Maserati zu deutlichen Absatzsteigerungen verhelfen würden. Derzeit setzt auch Aston Martin mit dem DBX auf das Geschäftsmodell SUV. Im Reigen der Exoten fehlt jetzt eigentlich nur noch einer: Ferrari. Und wer sich an die Antwort des ehemaligen Fiat/Chrysler-Boss Sergio Marchionne auf die Frage zu einem Ferrari-SUV – "Vorher muss man mich erschießen" – erinnert, hatte wohl wenig Zuversicht, dass die berühmteste Sportwagenmarke der Welt jemals solch einen Paradigmenwechsel vollziehen würde. Denn auch Marchionnes Nachfolger Louis Camilleri mochte sich anfangs nicht so recht mit der SUV-Idee anfreunden.
Doch die Stimmung hat gedreht, Erlkönige rund um Maranello fahren Fotografen immer öfter vor die Kamera. Vermutlich noch in diesem Jahr, spätestens jedoch 2022, beginnt für Ferrari dann ein neuer Abschnitt seiner Unternehmensgeschichte, in Form des Purosangue (ital. Vollblut). Das SUV gilt als Nachfolger des Mitte 2020 ausgelaufenen Allrad-Kombis GTC4 Lusso und ist der erste Ferrari mit vier Türen. Kolportiert werden Preise um die 300.000 Euro. Technisch basiert der Purosangue auf einer neuen Frontmotor-/Allradantriebsplattform, die in Zukunft auch für weitere Modelle eingesetzt werden dürfte. Den Vortrieb übernimmt ein neu entwickelter V6-Turbobenziner. Acht- und Zwölfzylinder sind außen vor. Wählen können soll der Kunde aber einen Hybridantrieb in Kombination mit dem V6.
Offensichtlich arbeitet Ferrari auch an einem Nachfolger des LaFerrari von 2013. Denn es gehört zur Tradition der italienischen Marke, einmal pro Dekade die Fans mit einem limitierten Hyper-Car zu verzücken. Fest steht, das Modell – Debüt etwa Ende 2022, Markteinführung 2023 – erhält einen Plug-in-Hybridantrieb, vermutlich jenen mit V8 und drei Elektromotoren aus dem SF90. Denkbar wäre dieses Antriebs-Layout aber auch mit dem neuen V6, da die Entwickler verstärkt den Fokus auf Leichtbau und Agilität setzen und die schiere PS-Zahl an Bedeutung verliert.
Ferrari Roma
BildergalerieZu den Regelmäßigkeiten bei Ferrari gehört es auch, Baureihen zum Ende ihres Produktionslebens mit einem besonderen Abschiedsmodell zu krönen. Dran wäre hier der 812, seit 2017 der mit 800 PS stärkste jemals gebaute Serien-Ferrari. Ihn gibt es jetzt leistungsgesteigert als 812 Competizione. Etwa 2023 will Ferrari dann das Nachfolgemodell vorstellen, von dem es auch wieder eine offene Version geben soll. Ob die Italiener dann schon Abschied von ihrem Zwölfzylinder nehmen werden, halten Kenner der Szene für wenig wahrscheinlich – eine Hybridisierung des V12 allerdings auch.
Den Portofinio (Debüt 2017) könnte das Schicksal ereilen, ohne Erbe auszuscheiden. Das luxuriöse Cabriolet, im September 2020 umfangreich überarbeitet und seitdem mit der Bezeichnung M wie Modificata versehen, liegt im Wesen zu dicht am technisch gleichen Roma, den es allem Anschein nach ab nächstes Jahr ebenfalls in einer offenen Variante geben wird.
Was vielen Ferrari-Fans im Portfolio fehlt, ist eine günstige Einstiegsversion, knackig, leicht und puristisch. Glaubt man Gerüchten, soll ein solches Modell im Entstehen sein, basierend auf dem Chassis des F8 Tributo. Gerechnet wird damit ab 2023.
Ein Jahr später will Ferrari dann wohl erstmals mit einem vollelektrischen Modell an den Start gehen. Um welche Art Karosserie es sich handelt, ist noch offen, sicher aber eher ein Gran-Turismo-Coupé wie der Roma als ein Racer wie der SP90 Stradale, schon allein, um genügend Batteriekapazität in der Bodengruppe unterzubringen. Auch über Derivate des ersten Stromers wird nachgedacht. Denn den Strategen in Modena entgeht natürlich nicht, was bei Porsche in Zuffenhausen passiert. Hier steht bereits der Taycan 4 Cross Turismo in den Startlöchern.