Volkswagen ist einer aktuellen Studie zufolge der leistungsfähigste Autobauer der Welt. Wie Stefan Bratzel vom Center of Automotive (CoA) in Bergisch Gladbach auf Basis einer Analyse von 15 Finanz- und Marktindikatoren mitteilte, hat der Wolfsburger Autobauer den langjährigen Branchenprimus Toyota erstmals überholt. VW habe im Unterschied zu den Wettbewerbern seine Leistungskraft im Krisenjahr 2008 sogar noch gesteigert und sich auch zu Beginn dieses Jahres krisenresistenter gezeigt, schreibt der Experte in der Studie "Automotive Performance 2008/09". Vor allem bei den Leistungskriterien Absatz und Umsatzrendite gehört Volkswagen zu den Vorzeigeunternehmen. Europas Marktführer steigerte seine Pkw-Verkäufe im vergangenen Jahr weltweit um 120.000 Autos (wir berichteten). Die Umsatzrendite lag zu Beginn dieses Jahres bei 1,3 Prozent. Nachholbedarf konstatiert die Untersuchung aber bei der Arbeitsproduktivität. Pro Arbeiter generiert VW nur rund 307.000 Euro Umsatz – der drittschlechteste Wert aller analysierten Hersteller. Zum Vergleich: Anteilseigner Porsche benötigt nach wie vor nur etwa die Hälfte der Mitarbeiter, um den gleichen Umsatz zu erzielen. Auch bei der Produktqualität – gemessen am US-Markt – landet VW lediglich im hinteren Feld. Mit Volkswagen kann laut Studie derzeit nur Hyundai Schritt halten: Der koreanische Autokonzern kam 2008 auf ein Absatzplus von 96.000 Einheiten (inklusive Kia) und auf eine Umsatzrendite von 2,5 Prozent im ersten Quartal 2009. Damit liege das Unternehmen "weit über dem Durchschnitt ". Bratzel rechnet Hyundai deshalb auch der Gruppe der "High Performer" zu. Dort sind – neben Honda und dem Sonderfall Porsche – noch Daimler und BMW vertreten. Bei den beiden deutschen Premium-Herstellern würden aber die Trends in 2009 auf große Einbrüche hindeuten, so der Experte. Konsolidierungswelle in Europa Wenig Hoffnung macht der CoA-Leiter dagegen den taumelnden US-Autobauern. Noch sei nicht abzusehen, ob die Unterstützung bzw. (Teil-)Verstaatlichung die Wettbewerbsfähigkeit von General Motors und Chrysler wiederherstellen könne. In deren Windschatten bleibe auch der Ford-Konzern massiv unter Druck. Auf die europäischen Volumenhersteller sieht Bratzel nach Auslaufen der staatlichen Hilfsprogramme eine Konsolidierungswelle zurollen. So benötige Opel zusätzlich zum möglichen Investor Magna weitere industrielle Partner, um langfristig zu überleben. Diesbezüglich stehe auch Peugeot unter Zugzwang. Renault müsse seine Zusammenarbeit mit Nissan intensivieren, und das Chrysler-Engagement von Fiat sei eine "Herkulesaufgabe". Generell steht die Autobranche laut Bratzel vor einer "grundlegenden Neuordnung". Erforderlich seien künftig eine hohe Finanzkraft und eine Größe von vier bis fünf Millionen Pkw pro Jahr, um im globalen Kostenwettbewerb bestehen zu können. Zudem müssten die Hersteller in den Wachstumsmärkten gut aufgestellt sein und entsprechend ihr Produktportfolio ausrichten. Auch rät der Experte den Unternehmen zu einer hohen Flexibilität in Entwicklung und Produktion, um auf Nachfrageverschiebungen schnell reagieren zu können, sowie zum Kompetenz-Aufbau in Zukunftstechnologien. (rp) Weitere Details sind unten in der Downloadbox abrufbar.
- CoA-Performancestudie 09 - Chart I (61.1 KB, IMAGE/GIF)
- CoA-Performancestudie 09 - Chart II (33.7 KB, IMAGE/GIF)
- CoA-Performancestudie 09 - Chart III (34.9 KB, IMAGE/GIF)