Autohäuser sind auch im Zeitalter der Elektromobilität der wichtigste Kanal bei der Pkw-Anschaffung. Rund zwei Drittel der privaten E-Auto-Fahrer kauften ihr batterieelektrisches Fahrzeug (BEV) beim Händler vor Ort oder über dessen Website, wie eine aktuelle Befragung der Marktforschungsspezialisten von MiiOS und UScale zeigt. Nur 21 Prozent erwarben demzufolge ihren Wagen online beim Hersteller, lediglich vier Prozent nutzten dafür eine andere Online-Plattform.
In der ersten Stichproben-Untersuchung dieser Art mit über 2.000 deutschsprachigen E-Auto-Fahrenden haben MiiOS und UScale vor allem die Aspekte des Vertriebs, der Finanzierung und der Versicherung unter die Lupe genommen. Dabei wird deutlich: Autohändler stehen nicht in Konkurrenz zu Angeboten aus dem Internet, sondern sie können vielmehr die Online-Tools für ihren Vertrieb nutzbar machen, um auch in Zukunft erfolgreich zu bleiben.
Wichtiger Treiber der Händler-Nachfrage ist der Studie zufolge der hohe Informationsbedarf der Kunden. Die aktuellen E-Auto-Fahrer gehörten noch zum Segment der "Innovatoren" und "Early Adopter" und verfügten über große Kompetenz hinsichtlich der Elektromobilität im Allgemeinen. Trotzdem sei ihr Wissensstand zu Finanzierungsmöglichkeiten und Versicherungen verhalten. "Während Hersteller und Versicherungen in diesem Feld eher passiv in Erscheinung treten, bleiben Autohändler der gewählte Partner, wenngleich die Zufriedenheit über die Beratung nur durchschnittlich ausfällt", heißt es.
eMobility Financing & Insurance-Studie 2023
BildergalerieAntrieb wichtiger als Marke
Die Gemeinschaftsstudie belegt darüber hinaus große Veränderungen in der Motivation beim Autokauf. Nur knapp jeder vierte Befragte blieb der gewohnten Pkw-Marke beim Erwerb eines BEV treu. 77 Prozent gaben an, beim Umstieg vom Verbrenner nicht nur das Fahrzeugmodell, sondern gleich auch die Fahrzeugmarke gewechselt zu haben. Wichtigster Faktor waren technische Aspekte, außerdem spielten auch Verfügbarkeit und Preis eine größere Rolle als die Marke.
"Die geringe Loyalität zur Marke ist für Hersteller und Händler Chance und Risiko zugleich. Mit der richtigen Gestaltung von Finanzierung, Leasing- und Versicherungsangeboten kann Markenbindung wieder aufgebaut werden", sagt UScale-Geschäftsführer Axel Sprenger.
E-Auto-Besitzer wohlhabender als Verbrenner-Fahrer
Weiteres Ergebnis: E-Auto-Fahrer verfügen über ein höheres Netto-Einkommen als Verbrenner-Besitzer. Der Anteil derer, die ihren nächsten Stromer finanzieren oder leasen lassen wollen, sei wachsend und bestätige die Denkweise, Fahrzeuge besser zu nutzen als zu besitzen, so Sprenger. Der Anteil an Dienstwagen war mit 15 Prozent in der Befragung auffällig gering, was die Experten mit der noch mangelnden Durchdringung von Elektrofahrzeugen in Firmenflotten begründen.
"Für Versicherungsanbieter bleibt der Vertriebskanal Autohandel weiterhin eine große Herausforderung“ betont MiiOS-Geschäftsführer Niklas Haupt. "Autohändler haben zwar den direkten Kontakt zu den Autokäufern, nutzen aber oft nicht das sich bietende Potenzial mit Versicherungen." Zudem verändere sich das Geschäft hin zu All-Inclusive-Angeboten wie Auto-Abos. Dieser Trend werde sich angesichts der spezifischen Kundenerwartungen bei E-Autos verstärken und biete "für Versicherer und Finanzdienstleister die Chance, Händler und Kunden hier mit einer perfekten Lösung zusammenzubringen".
Weitere Informationen: https://www.miios-research.de/efin-studie
C.F.