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Hauptversammlung: Volkswagen wirbt um Verständnis

22.06.2016 13:40 Uhr
Konzernboss Müller bittet um Treue statt Vertrauen.
© Foto: Peter Steffen/dpa

Vor den Aktionären muss der Vorstand diesmal über Themen reden wie Schuld, Versäumnisse und falsche Ziele, nicht über Milliardengewinne und Rekorddividenden. Konzernboss Müller bittet um Treue statt Vertrauen.

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Der VW-Konzern hat mit einer Mischung aus Demut und Reformwillen bei seinen Aktionären um Rückhalt für den Weg aus der Abgas-Affäre geworben. "Volkswagen ist mehr als diese Krise. Unser Konzern verfügt über Qualitäten, die nicht über Nacht verloren gegangen sind", sagte VW-Konzernchef Matthias Müller am Mittwoch vor den Anteilseignern bei der VW-Hauptversammlung in Hannover. Die Führungsspitze des Konzerns musste sich auf dem Aktionärstreffen auf harte Kritik einstellen. Vor allem VW-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch wurde schon vor der Versammlung scharf attackiert.

Die Anteilseigner monieren einen angeblichen Interessenkonflikt - Pötsch war in der Abgas-Krise vom Posten des Finanzchefs direkt an die Spitze der Kontrolleure gewechselt. Mehrere Aktionäre beantragten daher die Abwahl von Pötsch als Leiter der Hauptversammlung.

Müller, Nachfolger des im Abgas-Skandal zurückgetretenen Vorstandschef Martin Winterkorn, nannte als Ziele wirtschaftliche und ökologische Nachhaltigkeit, mit der der Autobauer zum Dienstleister für Mobilität werden wolle. Nach dem Beben der Affäre um manipulierte Diesel-Fahrzeuge muss VW laut Müller hart daran arbeiten, künftig wieder ein "guter Unternehmensbürger" zu werden, "der seinen Beitrag für das gesellschaftliche Wohl und eine intakte Umwelt leistet".

Die neue Strategie, mit der Europas größter Autobauer unter anderem Milliarden in Elektrofahrzeuge und die Digitalisierung stecken will, sei kein "Weiter so", sondern ein grundlegender Wandel. "Wir haben damit den Startschuss gegeben für den größten Veränderungsprozess in der Geschichte von Volkswagen", kündigte Müller an und versprach den Aktionären: "Wir werden gestärkt aus dieser Situation hervorgehen."

Historischer Scheideweg

Pötsch bezeichnete die Diesel-Krise als historischen Scheideweg. "Volkswagen steht in diesen Tagen vor der größten Bewährungsprobe seiner Unternehmensgeschichte." Als zentrale Punkte für den Weg aus der Krise nannte der Chefkontrolleur neben der Aufklärung der Affäre die Einigung mit den Behörden und Klägern in den USA. Dort flog der Skandal auf, es drohen für Rückrufe und Strafen Milliardenkosten.

Für den Kompromiss in den USA hatte der zuständige Richter Charles Breyer jüngst eine Frist verlängert bis zum 28. Juni. "Ich hatte gehofft, Ihnen heute schon über einen umfassenden Vergleich in den USA berichten zu können", sagte Pötsch.

Pötsch warb zudem um Verständnis für den bisher fehlenden Zwischenbericht über die Aufklärung der Abgas-Krise. Zum verschobenen Zwischenstand bei der Schuldfrage in der Affäre, den VW ursprünglich für April zugesagt hatte, sagte er in Hannover: "Wir bedauern dies sehr. Diese Entscheidung war auch für mich persönlich sehr schwierig." Hintergrund sei die nötige Rücksicht auf eine Einigung mit den Behörden in den USA. Die Gemengelage bei den dortigen heiklen Verhandlungen mache eine öffentliche Transparenz mit Details zu den bisherigen internen Ermittlungen unmöglich. Müller sagte, die Ausarbeitung der finalen Vereinbarungen in den USA schreite voran.

Am Ende seiner Rede sagte Müller, er wolle nicht um Vertrauen bitten, weil sich Volkswagen das erst wieder verdienen müsse. "Daran arbeiten wir. Mit großer Ernsthaftigkeit und mit ganzem Einsatz. Deshalb bitte ich Sie in diesem Jahr vor allem um eines: Dass Sie dem Volkswagen Konzern, dass Sie Ihrem und unserem Unternehmen die Treue halten."

Schlechte Stimmung bei den Aktionären

Vorstand und Aufsichtsrat von Volkswagen müssen sich heftige Kritik vieler Aktionäre anhören. Insbesondere Pötsch schlug von Anfang an harter Gegenwind entgegen. Noch vor Beginn der Aussprache der Aktionäre wurden Forderungen laut, Pötsch sowohl die Leitung der Versammlung als auch dessen Platz im obersten Kontrollgremium zu entziehen.

"Der Bock soll hier unseren Garten pflegen", sagte Aktionär Manfred Klein aus Saarbrücken. Pötsch habe als ehemaliger Vorstand eine Mitverantwortung an der Krise und sei ungeeignet, nun dessen Aufklärung voranzutreiben. Die Kritiker bemängelten zudem, dass Pötsch ohne Abkühlungsphase vom Vorstand in den Aufsichtsrat gewechselt sei. Pötsch war im vergangenen Oktober zunächst per Gericht in das Gremium berufen worden. Seine Wahl soll an diesem Mittwoch nachträglich erfolgen.

Erwartungsgemäß konnten sich die Kritiker aber bei der Abstimmung zur Abwahl von Pötsch als Versammlungsleiter nicht durchsetzen. Nur 0,02 Prozent - gleichbedeutend mit 45 463 Stammaktien - stimmten für den Antrag. Mit Nein stimmten die Inhaber von 272 580 182 Stammaktien. (dpa)

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KOMMENTARE


Rudi S.

22.06.2016 - 19:27 Uhr

Es ist ja wunderschön, das Hr. Müller an dieser Stelle an die USA denkt und Krokodielstränen vergißt. Vielleicht sollte er aber mal darüber nachdenken, den deutschen Verbraucher wenigstens auf eine Ebene mit dem Verbraucher in USA zu stellen und entsprechende Entschädigungen auszahlen. Sonst wird das nichts, Herr Müller!


V. Otto

23.06.2016 - 09:47 Uhr

Sehe ich ebenso! Kommt da nichts von VW, werden unsere 3 Volkswagen Zug um Zug gegen Fahrzeuge aus Fernost ausgetauscht...... Ich finanziere doch nicht die Eskapaden und das Unvermögen von solchen Leuten!


Lutz

23.06.2016 - 13:08 Uhr

@Rudi: Da hast du Recht und man muss vielleicht auch mal schauen, dass VW gerade jetzt mit sehr guten Konditionen wirbt und das wird leider von der allg. nicht erkannt. Woher auch außer ich Kaufe mir gerade einen VW!@ V. Otto auf solche Leute wie dich können wir gerne verzichten. Du bist eh einer der im Internet schaut und deinen Händler vor Ort entweder gar nicht beachtet oder Ihn in den Ruin treibst. Sei nicht böse aber wir Verkäufer verzichten gerne auf dich und hoffen du hast spaß an deinen Fahrzeugen aus fern Ost.


Dr. Drews

23.06.2016 - 13:41 Uhr

Soso, Entschädigung wollen Sie haben. Bitte weisen sie stichhaltig Ihren entstandenen Schaden nach. Das Gewährleistungsrecht in den USA läuft ein wenig anders als in Deutschland. Dieses Hintergrundwissen sollte man sich aneignen bevor man beansprucht mit einem Kunden aus einem anderen Rechtsraum gleichgestellt zu werden.


WEST

23.06.2016 - 14:42 Uhr

Kann Hr. Dr. Drews nur zustimmen. Ich habe selbst 55 betroffene Fahrzeuge in der Flotte. Wir betrachten die Sache emotionsfrei sachlich und können keinen tatsächlichen Schaden feststellen. Aus betriebswirtschaflicher Gesamtbetrachtung (Betriebskosten, Beschaffung, Verwertung), sind die Produkte von Volkswagen unverändert gut im Vergleich zum Wettbewerb - auch unter Berücksichtigung der tatsächlichen Restwerte, die der Markte heute bietet. Für einen privaten Einzelkunden (wie für mich auch) stellt sich das auch genauso dar. Mir würde es nie in den Sinn kommen, persönliche Vorteile herausholen zu wollen, wo mir mangels Schaden keine zustehen. Stelle ich einen begründeten Mangel fest (was Tatsache bei der Abgas-Manipulation ist), habe ich Anspruch auf Beseitigung des Mangels. So geschieht es auch. Was darüber hinaus geht, ist schlichtweg unbegründet. Was Umwelt, Krimininalität, usw betrifft, das steht auf einem anderen Blatt - aber daraus leiten sich keine Sonderansprüche bzg. des Vertragsverhätnisses des Einzelnen ab.


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