Der Monat Mai 2022 lag laut Branchenexperte Detlef Borscheid mit 847.193 Einheiten um minus 13 Prozent unter dem entsprechenden Vorjahreswert. Der weiter bestehende Mangel an Vorprodukten, der Krieg gegen die Ukraine und die hohe Inflation prägten im Mai das Neuzulassungsgeschehen wie schon im vergangenen Monat.
Die Nachfrage nach Pkw ist weiterhin höher, als es die Neuzulassungsentwicklung widerspiegelt. Der Halbleitermangel und die Produktionsengpässe, hervorgerufen durch den Krieg, führen bei den Herstellern zu erheblichen Lieferschwierigkeiten. Der dadurch aufgebaute Auftragsbestand konnte bisher nicht abgebaut werden.
Prognose: Verbesserung erst gegen Ende des Jahres in Sicht
Die Kriegshandlungen Russlands führen zu einer Unterbrechung der Lieferketten und zu einem deutlichen Anstieg der Inflation. Russland und die Ukraine sind Lieferanten von wichtigen Rohstoffen (Palladium, Nickel, Neon-Gas) und Produkten, insbesondere auch für die Automobilindustrie. Dies verstärkt die schon vorhandenen Lieferschwierigkeiten durch die Halbleiterkrise nochmals. Hinzu kommt die NO-Covid Strategie Chinas, die die Unterbrechungen der Lieferketten weiter verstärkt.
Die steigenden Energiepreise und die Knappheit des Angebots führen auch zu steigenden Preisen bei den anderen Waren und Dienstleistungen. Während das Wirtschaftswachstum durch den Krieg geschwächt wird, steigt die Inflation, in erster Linie getrieben durch steigende Preise für Energie und Lebensmittel. Dies hat bereits jetzt zu einem massiven Kaufkraftverlust für die Haushalte und einem Kostenanstieg bei den Unternehmen geführt. Verbraucher und Unternehmen sind zunehmend verunsichert.
Konjunkturaussichten verdüstert
Bis zum Überfall Russlands auf die Ukraine gingen die Konjunkturprognosen davon aus, dass im kommenden Sommer ein Aufschwung zu erwarten ist. Der Krieg in der Ukraine hat die Konjunkturaussichten nun erheblich verdüstert. Es droht Stagflation, eine Kombination aus schwachem Wachstum und hoher Inflation. Privater Verbrauch und Investitionen werden sich schwächer entwickeln, ebenso der Außenhandel.
Die Prognose unterstellt, dass es im Prognosezeitraum zu weiteren Sanktionen seitens der EU kommen wird. Darin ist auch ein teilweiser Importstopp von Erdöl enthalten. Pandemiebedingte Engpässe werden im Verlauf des Jahres an Einfluss verlieren. Wachstumsimpulse werden durch den teilweisen Abbau pandemiebedingter Ersparnisse und einen soliden Arbeitsmarkt entstehen.
Pkw-Neuzulassungen - Prognose
Die Pkw Neuzulassungen der kommenden Monate werden von dem Ukraine Krieg, der hohen Inflation und der Halbleiterkrise betroffen sein, so dass trotz hoher Auftragsbestände die Neuzulassungsentwicklung weiter nur schwach verlaufen wird.
Erst im letzten Quartal werden sich die Pkw Neuzulassungen besser entwickeln. Dafür spricht unter der Voraussetzung, dass die Corona Pandemie auch im kommenden Herbst/Winter eingedämmt bleibt, die Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Weiterhin unterstellt die Prognose, dass sich die Lieferfähigkeit der Hersteller verbessern wird.
Die hohen Auftragsbestände werden zum Teil abgebaut und aufgeschobene Käufe werden realisiert. Jedoch wird sich ein nicht unwesentlicher Teil der Nachfrage ins nächste Jahr verschieben Die Pkw-Neuzulassungen werden unter diesen Voraussetzungen in diesem Jahr um 0,9 Prozent auf 10,7 Millionen Pkw steigen.