Ausgabe 21/2013: Goldgräberstimmung

Am 17. und 18. Oktober 2013 fand in Wuhan das vierte Global Automotive Forum (GAF) statt. Der Fokus lag dabei auf der künftigen Entwicklung der chinesischen Automobilindustrie. Über 800 Teilnehmer zog das GAF 2013 an, darunter Regierungsvertreter, Führungskräfte in- und ausländischer Autohersteller und Zulieferer, Finanz- und Beratungsunternehmen sowie weitere Experten und internationale Medienvertreter. Das Global Automotive Forum dient damit als internationale Plattform des Meinungsaustauschs zwischen Politik, Wissenschaft und Wirtschaft rund um das Thema Automobil. Die Provinzregierung Hubei fungierte gemeinsam mit der Stadtregierung Wuhan als Schirmherr des GAF 2013. Stadt des Automobils Die chinesische Regierung hat sich für die nächsten zehn Jahre auf die Fahnen geschrieben, im automobilen Bereich die Entwicklung der zentral-westlichen Regionen zu beschleunigen. Die ersten drei GAF-Meetings fanden in Chengdu in der Provinz Sichuan statt, einer wichtigen Stadt für die Automobilindustrie im Westen Chinas. Dass für das Treffen dieses Jahr Wuhan gewählt wurde, liegt an der wirtschaftlichen und geografischen Bedeutung der Stadt für die Automobilindustrie in Zentralchina. Wuhan ist mit mehr als 10 Millionen Einwohnern und einem Bruttoinlandsprodukt von 800 Milliarden Yuan (umgerechnet rund 95 Milliarden Euro) im Jahr 2012 eine der größten Städte Chinas. Elf Hersteller mit einer jährlichen Produktionskapazität von 1,35 Millionen Pkw, darunter Peugeot, Citroen, Honda, GM, Nissan, Dongfeng, Shenlong und Renault, sowie mehr als 400 Teilehersteller und Zulieferer sind in Wuhan angesiedelt. Die Förderung der Städte ist ein wichtiges Ziel für Chinas wirtschaftliche und soziale Entwicklung. Bei 1,3 Milliarden Einwohnern und 120 Millionen Autobesitzern sei "ein angestrebter jährlicher Output von 40 Millionen Einheiten nicht übertrieben", sagte Li Zuoqing, stellvertretender Generalsekretär der Stadtregierung von Wuhan. Obwohl die mittelgroßen Städte schnell wachsen, ist die Anzahl der Autobesitzer gering. So sind diese Regionen ein Markt mit großem Potenzial. Nach Meinung von Ashvin Chotai, Direktor des Londoner Beratungsunternehmens "Intelligence Automotive Asia", wird der Anteil der Stadtbevölkerung um 25 Prozent zulegen, rund 800 Millionen Chinesen werden dann in Städten wohnen. 85 Prozent des Zuwachses im Automobilmarkt dürfte im nächsten Jahrzehnt aus den kleinen und mittleren Städten kommen, nur 15 Prozent aus den Großstädten. Probleme mit der Qualität und Markenwiedererkennung In den vergangenen Jahren gingen chinesische Hersteller Kooperationen mit multinationalen Automobilunternehmen über Transaktionen im Kapitalmarkt ein, um ihre Produkte und Technologien aufzuwerten und ihre globalen Entwicklungspläne voranzutreiben. China-Experte Jack Perkowski, Vorsitzender der JFP Holding, einer Handelsbank für China, die Investoren in den Bereichen Infrastruktur und Kapitalbeschaffung unterstützt, stellte das Thema "Neue Art der Kapitalkooperation" an den Beispielen SAIC/GM, Geely/Volvo sowie Dongfeng/PSA vor. China ist seit 2009 der größte Fahrzeughersteller der Welt, doch es gibt immer noch große Hindernisse, bevor chinesische Unternehmen eine ernstzunehmende Kraft im globalen Automobilmarkt werden können. Mangelnde Qualität, vor allem bezüglich Sicherheit und Emissionen, schließt den chinesischen Export weiterhin aus Teilen des globalen Markts aus. Zudem fehlt der Industrie die Erfahrung in Technik und Design. Dies führt zu schwacher Markenwiedererkennung außerhalb Chinas und selbst in China. Vor allem das Fehlen starker Marken im Premiumsegment schafft langfristigen Handlungsbedarf für die chinesische Industrie. Schwache Stimme des Handels Das Verhältnis zwischen Autoherstellern und Händlern war in China durchgehend unausgewogen. In den letzten zehn Jahren überstieg die Nachfrage nach Autos bei weitem das Angebot, daher sahen die Händler die Hersteller als Goldesel und taten alles, was die Hersteller von ihnen verlangten, um einen höheren Anteil zu bekommen. Ende 2010 änderte sich der chinesische Markt dramatisch und trat langsam in die Ära des Mikrowachstums ein. Seitdem rückten die Händler ins Zentrum der Aufmerksamkeit der chinesischen Autoindustrie, und sie versuchten mit den Fahrzeugherstellern zu verhandeln. Dennoch ist die Stimme der Händler noch immer sehr schwach. Während des Forums trat nur ein Sprecher einer großen Händlergruppe auf, und auch unter den Zuhörern waren sehr wenige Händler. Es gab insgesamt 16 Veranstaltungen während des GAF, aber darunter war keine einzige, die speziell für die Händler konzipiert worden wäre. Kurzfassung Thesen des 4. GAF-Forums in Wuhan:Eine Produktion von 40 Millionen Einheiten pro Jahr wird künftig für realistisch gehalten.Mittelgroße Städte sind ein vielversprechender Markt, 85 Prozent des automobilen Wachstums werden hier erwartet.Mangelnde Qualität, Sicherheit und Umweltverträglichkeit verschließen den chinesischen Herstellern große Teile des globalen Automarktes.Erfahrung in Technik, Design und Markenführung fehlt.Die Position des Handels ist im Vergleich zur Industrie nach wie vor schwach.

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