Frankreich hat in der Affäre um den früheren Renault-Spitzenmanager Carlos Ghosn rechtliche Schritte angekündigt. Es werde Anzeige erstattet, bestätigte der französische Wirtschaftsminister Bruno Le Maire am Mittwoch dem Fernsehsender BFMTV. Wenn der Staat Aktionär eines Unternehmens sei, müsse er sicherstellen, dass dessen Führung gut funktioniere, so Le Maire. Die Justiz müsse dann in der Sache entscheiden. Frankreich hält 15 Prozent an der Renault-Gruppe. Bis wann die Anzeige eingereicht werden soll, sagte Le Maire zunächst nicht.
Renault hatte bei einer Tochtergesellschaft in den Niederlanden zweifelhafte Ausgaben von zusammen rund elf Millionen Euro entdeckt. Wie der Renault-Verwaltungsrat am Dienstagabend mitteilte, geht es dabei unter anderem um Kosten für Flugreisen des früheren Konzernchefs Ghosn. Auch in den Niederlanden sollten nun rechtliche Schritte gegen Ghosn geprüft werden.
Hinweise auf Mängel
Eine Überprüfung der gemeinsamen Tochtergesellschaft mit dem japanischen Partner Nissan bestätigte erste Hinweise, wonach es dort ebenfalls Mängel gab im Hinblick auf die finanzielle Transparenz und Verfahren zur Ausgabenkontrolle. Nach der Verhaftung Ghosns in Japan war das von ihm geschaffene und kontrollierte französisch-japanische Auto-Bündnis zwischen Renault, Nissan und Mitsubishi in eine schwere Krise geraten. Ghosn war ein Verstoß gegen Börsenauflagen in Japan vorgeworfen worden.
Der Renault-Verwaltungsrat beriet am Mittwoch zudem über eine mögliche Fusion mit Fiat Chrysler (FCA). Die Möglichkeit werde weiterhin «mit Interesse» geprüft, hatte Renault am Dienstagabend verlauten lassen. Es wurde erwartet, dass bald eine Entscheidung über die Aufnahme förmlicher Fusionsgespräche gefällt wird. Fiat Chrysler hatte in der vergangenen Woche seine Pläne mitgeteilt, mit Renault fusionieren und zum weltweit drittgrößten Autohersteller aufsteigen zu wollen.
Der neue Gigant würde die Marktführer Volkswagen und Toyota herausfordern. Durch die Fusion erhoffen sich die Konzerne jährliche Einsparungen von fünf Milliarden Euro. Zusammen würden sie auf 8,7 Millionen Fahrzeuge im Jahr kommen. (dpa)
heinz
Hans Gemminger