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Folgen des Dieselskandals: Bayern verklagt Volkswagen

02.08.2016 16:15 Uhr
Markus Söder (CSU)
Finanzminister Markus Söder: "Bayern muss Volkswagen verklagen."
© Foto: Bayerisches Staatsministerium der Finanzen, für Landesentwicklung und Heimat

Der Diesel-Skandal ließ den Aktienkurs von Volkswagen einbrechen. Viele Anleger klagen deswegen auf Schadenersatz. Mit Bayern will nun auch ein Bundesland Geld von VW. Wichtiger als die Zahl ist aber das Signal aus dem Freistaat, denn es bringt die Politik in Zugzwang.

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Von Marco Hadem und Heiko Lossie, dpa

Bayern wird Volkswagen wegen der Folgen des Diesel-Skandals auf Schadenersatz verklagen. Es gehe dabei um die Aktienkurs-Verluste, die dem bayerischen Pensionsfonds entstanden seien, sagte der bayerische Finanzminister Markus Söder (CSU) am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur in Nürnberg. Bayern ist das erste Bundesland, das im Zuge der Abgas-Affäre eine Klage ankündigt.

Volkswagen wollte sich am Dienstag nicht dazu äußern. Wie andere klagende VW-Anleger geht Bayern davon aus, dass VW zu spät über die Risiken des Abgas-Betrugs informiert hat. Volkswagen hatte bislang alle Anlegerklagen als unbegründet zurückgewiesen und betont, man habe alle Mitteilungspflichten ordnungsgemäß erfüllt.

Anders als in anderen, teils milliardenschweren Anlegerklagen geht es im Fall Bayern um vergleichsweise wenig Geld: Der Schaden aus den VW-Kursverlusten in dem Pensionstopf, den Bayern vor Gericht als Dienstherr seiner Beamten geltend machen will, liegt nicht einmal im Millionenbereich. Damit verknüpft ist aber ein politisches Signal. "Bayern muss Volkswagen verklagen", sagte Söder. "Der Pensionsfonds wird noch im September beim Landgericht Braunschweig Klage auf Schadenersatz einreichen." Söder sagte weiter: "Wir sind da auch rechtlich in der Verpflichtung für unsere Beschäftigten."

Wertverluste der VW-Aktien

Hintergrund der Klage seien die Wertverluste der VW-Aktien, nachdem der Skandal im September bekannt wurde. Zwischenzeitlich hatte die VW-Vorzugsaktie mehr als 40 Prozent an Wert verloren. Bayern hielt in seinem milliardenschweren Fonds für im September 2015 rund 58.000 VW-Vorzugsaktien. Söder sagt: "Durch den Verstoß gegen Mitteilungspflichten seitens VW musste auch der bayerische Pensionsfonds einen Kursdifferenzschaden hinnehmen. Das Geld wollen wir von VW zurückhaben. Konkret geht es um maximal 700.000 Euro."

Die Grünen kritisieren das scharf. "Statt Schadensersatzklagen für Bayern erwarten wir, dass die Regierungspartei CSU in Berlin endlich ihre Arbeit macht und die Interessen von Umwelt, Klima und Verbrauchern schützt", sagte Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer. Millionen VW-Fahrer hofften seit Monaten vergeblich auf Unterstützung vom Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU), eine angemessene Entschädigung wie in den USA zu bekommen. Währenddessen versuche Söder, "seine Schäfchen ins Trockene zu bekommen", sagte Krischer.

Die Klage aus Bayern setzt auch Niedersachsen als VW-Land unter Druck: Das Bundesland mit seiner Koalition aus SPD und Grünen ist nach der Großfamilie Porsche/Piëch zweitgrößter Aktionär bei VW, sitzt im Aufsichtsrat des Autobauers und hält dort ein Vetorecht. Auch für Niedersachsen stand das Für und Wider einer Klage schon auf der Agenda. Doch auch nach der Klageankündigung Bayerns gegen den Autobauer keine Notwendigkeit für eigene juristische Schritte. "Da warten wir ab, was die Staatsanwaltschaft tut", sagte Niedersachsens Finanzminister Peter-Jürgen Schneider (SPD). Eine Vorwarnung aus Bayern erhielt er nicht: "Ich habe das aus der Presse erfahren."

Staatsanwaltschaft Braunschweig prüft noch

Die Staatsanwaltschaft Braunschweig prüft noch, ob VW im Zuge des Abgas-Skandals Mitteilungspflichten verletzte und ermittelt wegen möglicher Marktmanipulation seit Juni gegen Ex-VW-Boss Martin Winterkorn und den amtierenden VW-Markenchef Herbert Diess. Niedersachsen ist eng mit VW verbunden, jeder fünfte Job des Konzerns mit seinen gut 600.000 Mitarbeitern entfällt auf das Land.

In Deutschland ist Volkswagen schon mit diversen Schadenersatzklagen konfrontiert, die zusammen in die Milliarden gehen. Zu den klagenden institutionellen Anlegern gehört etwa eine Tochter der Allianz und viele ausländische Investoren. Der Bund etwa plant keine rechtlichen Schritte gegen VW nach dem Vorbild Bayerns. Es gibt keine Absicht zu einer Klage, wie ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums. Auch der Bund hat für seine Beschäftigten einen Versorgungsfonds, der bis zu zehn Prozent in Aktien investieren darf. Die Geldanlage übernimmt die Bundesbank. Investiert wird demnach nicht in einzelne Aktien, sondern in Indexfonds - also auch in den Dax, in dem VW notiert ist.

Schleswig-Holstein, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin Thüringen, Sachsen und Rheinland-Pfalz wollen ebenfalls nicht klagen, entweder, weil man keine Aktien von VW halte oder allenfalls indirekt. Sachsen-Anhalt prüfe derzeit die Zusammensetzung der eigenen Anlagen. Aus den übrigen Ländern gab es bis zum Nachmittag keine Stellungnahmen.

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KOMMENTARE


THK

02.08.2016 - 13:25 Uhr

Das ist schon echt verwunderlich.. Wenn ich in ein spekulatives Geschäft muss ich damit rechnen Verluste zu machen .. Über Jahre stecken sie sich die Taschen voll und auf einmal drehen sie durch .. Bin gespannt auf die Beweisführung der Kläger ..


JD

02.08.2016 - 17:47 Uhr

Ein fatales & egoistisches SignalWegen einem relativ geringem Schaden wird ein Signal an Hedgefonds und andere gesendet ,die nach gleicher Begründung ALLE klagen müssten. Der Schaden für den Standort Deutschland, VW und das Land Niedersachsen ist ungleich höher, aber Bayern zuerst ... koste es (andere) was es wolle.Alle Bundesländer (besonders NRW) sollten Bayern verklagen wegen der jahrelangen Umverteilung nach Bayern aus dem Verkehrsetat durch CSU Verkehrsminister.


M.T.

02.08.2016 - 19:09 Uhr

Als börsennotiertes Unternehmen sind die bei VW einfach nicht der Börsen-Informationspflicht nachgekommen, lernen durch leiden. Dafür wurde die verantwortliche Person auch noch befördert. Schon richtig so, der Fond konnte nicht mehr reagieren und somit ist die Forderung begründet und auch belegbar. Einer muss ja mal den Anfang machen, und wenn es wieder die Bayern sind.


Goggofahrer

02.08.2016 - 19:49 Uhr

Vielleicht sollte sich Audi aus Bayern zurück ziehen und Neckarsulm ausbauen. Dann kommen wenigstens die Steuern nicht auch noch nach Bayern.


Fahrvergnüger

03.08.2016 - 09:27 Uhr

"Wer mit dem Feuer spielt, muss damit rechnen, sich zu verbrennen" - viel mehr muss man dazu nicht kommentieren... An der Börse geht es rauf, aber auch wieder runter.


Sternfahrer

03.08.2016 - 11:23 Uhr

Völlig richtig so. Warum sollte man diesen Ausfall auch nicht einfordern- soll der Steuerzahler einspringen und die Lücke finanzieren?? sicher nicht.Wer betrügt und täuscht muss auch mit den Konsequenzen rechnen und leben.In Deutschland kommt der Konzern für meinen Geschmack ohnehin viel zu gut weg--würde man doch meinen dass wer die Umwelt vorsätzlich durch Betrug mehr belastet als die Richtlinien vorgeben mal richtig zur Kasse gebeten und zur schnellen Nachbesserung verpflichtet werden müsste !!1 Außerdem sollte jeder Käufer solch eines Autos auf alle Fälle eine Entschädigung ZUSÄTZLICH zur Nachbesserung erhalten.


ME

03.08.2016 - 11:37 Uhr

Ich finde die Kommentare spannend. Die sich überall in gleichem Maße wieder finden. Es geht hier nicht um das allgemeine Risiko an der Börse. Sondern um Regeln und Gesetze, die nicht eingehalten wurden. Da hat der Investor jedes Recht, entsprechend vorzugehen. Auch für VW gelten die Gesetze. Oder erklären alle Verfasser demnächst einen Hausbauer, dass Fehler am Bau allgemeines Risiko sind und der Verursacher nicht zur Verantwortung gezogen wird.


M.T.

03.08.2016 - 17:39 Uhr

Bevor man solche Äußerungen tätigt, sollte man mal nachschauen welche Bundesländer in Deutschland die schwächeren Länder unterstützen. Wer fährt denn jedes Jahr nach Süden in den Urlaub und fährt durch BY und BW ? Die A3 und die A8 sind noch nicht mal 3 spurig und auch die A7 hat hier Nachholbedarf. Bevor man sowas in die Welt setzt, sollte man sich mal mit der Realität auseinandersetzen.


genervt

04.08.2016 - 09:32 Uhr

Moin,spannend diese Anregung, ich werde jetzt auch Klage gegen die Bayr. Landesregierung einreichen. Da diese mit meinen Steuergeldern die Landesbank gerettet hat. UND das waren nicht bloß 700.000 . wer an der Börse spekuliert muss mit diesen Risiken leben. Und wenn VW nicht vorzeitig gewarnt hat, dann sollten auch erst die VERANTWORTLICHEN Personen PERSÖNLICH zur Rechenschaft gezogen werden. Da macht Bayern den ersten Weg um dies zu prüfen. Aber immer dann, von den hier Besserwissern auf den Konzern schimpfen... Bitte vor der eigenen Tür kehren


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