Die Turbulenzen beim Fahrdienst-Vermittler Uber vertreiben einen Hoffnungsträger aus der Chefetage: Die Nummer zwei hinter Chef Travis Kalanick verlässt das Unternehmen nach weniger als einem Jahr. Der Top-Manager Jeff Jones, der auf dem Posten eines Präsidenten unter anderem für das Markenimage, die Beziehungen zu Fahrern und die Entwicklung von Mitfahrangeboten zuständig war, zeigte sich zum Abgang verärgert.
"Es ist klar, dass die Überzeugungen und Ansätze, die meine Karriere bestimmt haben, nicht vereinbar sind mit dem, was ich bei Uber gesehen und erlebt habe", erklärte Jones dem Tech-Blog "Recode" am späten Sonntag. Er kam zum umstrittenen Fahrdienst-Vermittler vom US-Handelsgiganten Target, wo er Marketingchef war. Er galt als der erfahrene Mann in Ubers Top-Management.
Kalanick versuchte im Gegenzug, eine Verbindung zwischen dem Abgang von Jones und der laufenden Suche nach einer rechten Hand auf einem neu geschaffenen Geschäftsführer-Posten anzudeuten. Nach dieser Ankündigung "kam Jeff zu der schweren Entscheidung, dass er seine Zukunft nicht bei Uber sieht", schrieb der Gründer und Chef in einer unter anderem vom Finanzdienst Bloomberg veröffentlichten E-Mail an die Mitarbeiter.
Uber geriet zuletzt in den Mittelpunkt mehreren Kontroversen. Die Google-Schwesterfirma Waymo wirft Uber in einer Klage den Einsatz von Technologie vor, die ein ehemaliger Mitarbeiter gestohlen habe. Eine ehemalige Software-Entwicklerin beschrieb eine von Frauen-Diskriminierung geprägte Unternehmenskultur. Und Kalanick geriet in die Kritik nach einem auf Video aufgezeichneten Streit mit einem Uber-Fahrer. Danach kündigte er an, einen Top-Manager für das Tagesgeschäft zu suchen, weil er als Manager selbst noch reifen müsse.
Polarisierend und aggressiv
Die BBC berichtete am Montag unter Berufung auf zwei informierte Quellen bei Uber, Kalanick könne sich vom Chefposten zurückziehen, sobald der neue Zuständige für das operative Geschäft gefunden sei. Kalanick gilt als treibende Kraft hinter der globalen Expansion von Uber – aber auch als polarisierender und aggressiver Manager.
Unterdessen verlässt am Monatsende mit dem Chef der Karten-Entwicklung und der Business-Plattform Brian McClendon noch ein Top-Manager Uber. Er gehe aber ohne böses Blut und wolle in die Politik in seiner Heimat Kansas einsteigen, berichtete die "New York Times". Seit Jahresbeginn sind schon mehrere profilierte Experten weg, unter anderem Produktchef Ed Baker, Raffi Krikorian aus dem Roboterwagen-Bereich sowie der Top-Entwickler Amit Singhal, weil der Uber den Vorwurf sexueller Belästigung bei seinem vorherigen Arbeitgeber Google verschwiegen hatte. (dpa)