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Fahrbericht Seat Leon Cupra 290: Nachgeschärft

22.03.2016 09:37 Uhr
Jenseits der sportlichen Fortbewegung gibt der schnelle Leon durchaus ein würdiges Alltagsvehikel ab.
© Foto: Seat

Mit dem Leon Cupra 290 bietet Seat sportlich orientierten Kompaktwagen-Käufern pünktlich zum 20-jährigen Cupra-Jubiläum zehn Pferdchen mehr Leistung und einen etwas kernigeren Sound. Nach wie vor ist der Spanier ein wohlfeiles Angebot. Wir waren mit der etwas schärferen Version unterwegs.

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Von Patrick Broich/SP-X

Für eine halbwegs ordentlich ausstaffierte Mittelklasse-Limousine muss man ein bisschen mehr als 30.000 Euro hinblättern. Dann gibt es Platz, Fahrkomfort und eine Vernunft-Motorisierung mit rund 150 PS. Emotionen Fehlanzeige. Solche Kunden möchte Seat gerne ins Grübeln bringen. Für dieses Geld bietet der Leon Cupra Emotionen pur. Die Ingenieure haben ihm jüngst noch einen kleinen Leistungszuschlag genehmigt, so dass jetzt 213 kW / 290 PS an den Vorderrädern zerren.

Sven Schawe vom Centro Técnico, wo die Seat-Modelle entwickelt werden, erklärt den Kräftezuwachs mit dem entfallenen Mittelschalldämpfer. Weniger Gegendruck lässt den Motor freier atmen. Die Auspuffanlage wurde redesigned und in diesem Zuge gleich fünf Kilogramm leichter. Außerdem verspricht der Techniker einen kernigeren Sound. Mit einem Einstiegspreis von 33.120 Euro erkauft sich der Interessent neben viel Ausstattung (darunter elektronisch regelbare Dämpfer, LED-Scheinwerfer und Tempomat) und Power auch noch genügend Praxistauglichkeit. Immerhin muss man in der modernen Kompaktklasse längst nicht mehr über das Raumangebot diskutieren. Und auch wenn der NEFZ-Verbrauch von sechseinhalb Litern nur ein Prüfstandswert ist – der hochgezüchtete Zweiliter hält sich bei moderater Fahrweise durchaus auch im Realkonsum zurück.

Leicht und ultraflink

Doch moderate Fahrweise steht beim Cupra natürlich nicht sonderlich weit oben auf der Tagesordnung. Interessant ist in diesem Kontext die Frage, wie 290 ausgewachsene Pferde auf der Vorderachse wirken. Obwohl Seat beim stärksten Leon vorn eine aufwendige Quersperre mit gesteuerter Ölbad-Lamellenkupplung verwendet, kann der Spanier im wahren Sinne des Wortes kaum laufen vor Kraft. Wer das Leistungspotenzial aus dem Stand heraus ausschöpft, erlebt scharrende Hufen und eine ausgelastete Traktionskontrolle. Selbst im dritten Gang zerrt der Benziner bei Volllast und Lenkwinkel noch ordentlich am belederten Kranz. Schwamm drüber, dafür ist er leicht und wieselt ultraflink über windungsreiche Landstraßen. Die Mundwinkel zeigen meist nach oben, wenn der kehlig fauchende Vierzylinder seinen Feuer-Frei-Befehl von der Drosselklappe erhält. Vorausgesetzt, der Asphalt ist schön trocken und der Fahrer weiß mit der Maschine umzugehen. Wer manuelles Schalten ablehnt, bekommt gegen 1.700 Aufpreis ein sechsstufiges Doppelkupplungsgetriebe. Darauf kann man aber getrost verzichten, denn während die Gänge beim Handschalter geschmeidig und präzise einrasten, benimmt sich die Automatik oft hektisch und zeigt sich bisweilen unentschlossen.

Jenseits der sportlichen Fortbewegung gibt der schnelle Leon durchaus ein würdiges Alltagsvehikel ab. Doch damit keine Missverständnisse aufkommen – eine Sänfte ist der Cupra nicht. Auch wenn die E-Dämpfer auf der komfortabelsten Stufe weilen, erfahren die Insassen deutlich, wie es um den Straßenzustand bestellt ist. Und die zweifellos schön anzusehende 19-Zoll-Serienbereifung macht die Situation nicht besser. Gut, dass die mächtigen Sportsitze neben dem bei starker Querbeschleunigung so wichtigen Seitenhalt auch ein Mindestmaß an Komfort spenden.

Ohne optische Schärfe

Keine Sorgen bereitet die Cupra-Optik, falls jemand das Gefühl hat, auf die Nachbarn Rücksicht nehmen zu müssen. Man ist schließlich nicht verpflichtet, bunte Alufelgen in Signalfarbe zu ordern.Um die zwei markanten Auspuff-Endrohre und den leichten Diffusor kommt der Käufer zwar nicht herum, aber schon eine schlichte Lackierung nimmt dem athletischen Leon die optische Schärfe.

Beim Innenraum setzen die Architekten ganz auf klassische Machart mit analogen Rundinstrumenten sowie mechanischen Zeigern für Drehzahl und Tempo. Der Elektronik-Kampf wird hauptsächlich auf dem großen TFT-Bildschirm sowie unter dem Blech ausgetragen. Selbstredend gibt es demnach Features wie autonome Bremsung, Tempomat mit aktiver Steuerung (560 Euro im Paket) oder Verkehrszeichen-Erkennung für 150 Euro. Ganz serienmäßig ist dagegen die Möglichkeit, die gerade wirkenden G-Kräfte oder den Ladedruck auszulesen. Nur schade, dass hierfür nicht ebenfalls Analogskalen im Zusatzinstrumenten-Stil eingesetzt werden wie beispielsweise beim Ford Focus RS. Dafür steht der Leon Cupra gegen 1.630 Euro Aufpreis auch als praktischer Kombi zur Verfügung und wird auch für ambitionierte Familienväter interessant. Eine Probefahrt könnte überzeugen.


Seat Leon Cupra 290

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