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Fahrbericht McLaren 570S Spider: British Open

10.08.2017 12:57 Uhr
Im Sommer 2017 schickt McLaren den 570S auch als Spider ins Rennen.
© Foto: McLaren

Fast zwei Jahre mussten Frischluftfans bei McLaren warten, bis endlich die Spider-Version des 570S verfügbar ist. Entgegen des üblichen Stoffverdecks entschieden sich die Briten erneut für ein faltbares Hardtop – der schönen Silhouette wegen.

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Von Michael Specht/SP-X

All zu lange diskutiert wurde in Woking, dem Firmensitz von McLaren Automotive, die Frage nicht. Schnell war klar, der 570S Spider bekommt sein klappbares Hardtop, wie zuvor auch schon der 650S und der 675LT. Selbst wenn Konkurrenten vom Kaliber Audi R8, Porsche 911 Turbo oder Lamborghini Huracan die "weiche" Lösung eines Stoffverdecks vorziehen. "Wir wollten die Reinheit der Coupé-Form erhalten", sagt Rob Melville, der Design-Direktor von McLaren.

Da ist was dran. Geschlossen sieht der 570S Spider in der Tat aus wie ein schnittiges Coupé. Kein Spannbügel unter dem Verdeck stört die Silhouette, alles ist schier und glatt. Ein Knopfdruck auf der Mittelkonsole genügt und nach nur 15 Sekunden sind die beiden Dachteile unter einer Abdeckung verstaut. Das klappt auch bei Tempo 40 noch, falls mal die Ampel zu schnell auf Grün springt und man dem Hintermann nicht auf die Nerven gehen möchte. Und um jetzt noch zusätzlich Luft ins Cockpit zu holen, bedarf es drei weiterer Schalter: zwei für die Seitenscheiben und einen für das elektrische Glas-Windschott. Letzteres dient gleichzeitig als Heckfenster zwischen den beiden Hutzen hinter den Kopfstützen.

Selbst bei Regen und geschlossenem Dach dürften es meist runtergefahren sein, aus akustischen Gründen. Denn der Achtzylinder im Heck ist nicht nur Maschinenbau vom Feinsten, sondern zaubert bis 8.000 U/min eine Musik an die Ohren, die glatt süchtig macht. Tunnel, wo bist du?

In 9,6 Sekunden von null auf 200 km/h 

Die reine Karbon-Fahrgastzelle des 570S wiegt lediglich 75 Kilogramm und ist so stabil, dass für die Spider-Version nicht einmal Verstärkungen im Unterbau notwendig waren. Dass der Spider 46 Kilogramm mehr als das Coupé wiegt, ist ausschließlich dem Dach und dessen Mechanik geschuldet. Trotzdem bleibt der McLaren gegenüber seinen erwähnten Mitstreitern immer noch über drei Zentner im Vorteil. Das sind Welten! Entsprechend gestaltet sich die Fahrdynamik. "Es gibt keinen Spider in dieser Klasse, der schneller von null auf 200 km/h beschleunigt" sagt Chef-Ingenieur Paul Burnham, und nennt den Wert 9,6 Sekunden. Auch Zwischensprints erledigt der McLaren im Handumdrehen. Überholte dürften kaum mitbekommen, wer oder was da soeben an ihnen vorbeigeschossen ist. Hinzu kommt eine absolut professionelle Abstimmung des gesamten Autos. Top-Fahrwerk, sicheres Handling, hervorragende Bremsen (Karbon-Keramik), sportliche Sitzposition und griffiges Alcantara-Lenkrad mit Schaltwippen, alles perfekte Zutaten für eine dicke Portion Fahrspaß, vor allem auf leeren, kurvenreichen Landstraßen.

Was die Höchstgeschwindigkeit angeht, so handelt es sich im Alltag eher um einem theoretischen Wert. 328 km/h soll der Spider mit geschlossenem Dach schaffen. Er wäre damit genauso flott unterwegs wie das Coupé. Offen gibt das Werk immerhin noch 315 km/h an. Ob sich aber ein Kunde dies jemals traut, darf bezweifelt werden. Durchs Cockpit dürfte dann ein ohrenbetäubender Orkan hämmern.

Apropos offen: Mag man sich über viel Licht von oben auch freuen, dem Display im Armaturenbrett, ohnehin nicht viel größer als ein iPhone 7 plus, bekommt die Helligkeit ganz und gar nicht. Es ist nichts zu erkennen, was besonders bei der Navigation nerven kann, wenn man in einer fremden Stadt unterwegs ist. Einen kleinen Schönheitsfehler hat auch die Abdeckung des Klappdachs. Sie ist eine Idee zu hoch. Nachfolgende Autos sind im Rückspiegel nicht vollständig zu erkennen und sehen stets so aus als kämen sie gerade über eine Kuppe.

Reine Selbstfahrermaschine

Technisch bleibt McLaren bei der elektro-hydraulischen Lenkung treu. "Wir versprechen uns davon eine bessere Rückmeldung in den Händen", sagt Paul Burnham. Auf der anderen Seite sackt man sich aber auch diverse Kilogramm gegenüber einer elektrischen Lenkung auf, wie sie mittlerweile fast überall verwendet wird. Dass darüber hinaus die McLaren-Steuerung niemals dem Fortschritt angepasst werden kann, besonders was Assistenzsysteme angeht, bei denen die Lenkung mit im Spiel ist (Staupilot, Spurhalte-Assistent), wissen natürlich auch die Ingenieure im Entwicklungszentrum in Woking. Doch wollen die Kunden solche elektronischen Helferlein überhaupt? McLaren sagt natürlich nein. Ihre Produkte sind Selbstfahrermaschinen, die möglichst ungefilterten die Bedürfnisse ihres Besitzers nachkommen sollen. Und zweifellos – dies tut ein 570S Spider in Vollendung.

Dass dafür zunächst mindestens 208.975 Euro zu überweisen sind, stört den potenziellen McLaren-Kunden eher weniger. Ebenso nebensächlich für ihn ist der Verbrauch, der bei häufiger Ausnutzung der Leistungsreserven leicht den Normwert von 10,7 Litern um den bleichen Betrag übersteigen kann. Aber ein 570S Spider ist schließlich kein Toyota Prius.

Über 4.000 Spider hat McLaren bislang produziert, zunächst vom 12C (2012), dann vom 650S (2014) und schließlich vom 675LT (2016). Der 570S Spider ist nach dem Coupé und dem GT das dritte Modell der sogenannten Sports Serie. Und wird diese künftig wohl locker links und rechts überholen, zumindest was die Verkaufszahlen betrifft. "Wir schätzen, dass sich mehr als 50 Prozent der Kunden für die offene Version entscheidet", sagt Produkt-Manager Tom Taylor. Vor allem in Kalifornien liegt die Quote hoch. Kein Wunder, bei mehr als 300 Tagen Sonne im Jahr und herrlichen Straßen entlang des Pazifiks.


McLaren 570S Spider

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