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Fahrbericht Audi RS4 Avant: Aus Tradition schnell

13.12.2017 05:52 Uhr
Audi hat den RS4 Avant neu aufgelegt.
© Foto: Audi

Mit dem Topmodell der A4-Baureihe erinnert Audi Sport wieder stärker an die Urahnen des Mittelklasse-Modells. Und doch nimmt der RS4 Avant Rücksicht darauf, dass wir alle älter werden.

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Von Peter Weißenberg/SP-X

Im Traum, da brabbelt er, der brave Familienvater. Oder besser gesagt: sein braver Familienkombi. Der brave Pampers-Bomber hat da plötzlich fast 500 PS, Porsche-Power unterm Blech, ein irres Blau obendrauf und lässt die meisten Sportwagen auch beim Zwischenspurt Richtung 250 noch hinter sich stehen.

Der Traum ist wahr. Also mal kurz und zackig aufs Gas getreten - und aus dem dezenten Blubbern des Biturbo-Sechszylinders wird ein fehlzündungsorchestrierter Brüller. Guten Tag, mein Name ist Avant, Audi RS4 Avant.

Auf der Strecke ins hügelige Hinterland von Malaga zeigt der Kombi in seiner neuesten Version, was sich besagtes Familienoberhaupt ab 79.800 Euro leisten kann. Avantissimo, eindeutig. Die zwei einzeln angeströmten Abgasturbolader packt die Sport-Sparte der Ingolstädter zwischen die Bänke des 2,9-Liter fassenden V6. Das Ansprechverhalten ist so rasant, wie es das Äußere verspricht. Schon ab 1.900 Umdrehungen liegt das Drehmoment voll an und lässt sich bis zur 5.000er-Marke ausreizen. Dreh mich aus, befiehlt der RS4. Gern geschehen.

Grenzen der Physik scheinen verschoben

Besonders, wenn es kurvig wird. Durch die Rückbesinnung auf den kleinvolumigeren Turbo - bisher werkelte dort ein dicker Achtzylinder-Sauger - spart der Ingolstädter massiv Kilo auf der Vorderachse. 80 sind es insgesamt. "Wir wollten unsere Ikone so noch fahraktiver machen", sagt Audi-Sport-Chef Stephan Winkelmann. Hat funktioniert. Der Wagen ist enorm behände. Nach Deaktivieren der Stabilitätsprogramme zeigt der RS4 Avant im Dynamic-Modus erst recht, welche Gene er hat: Die Reifen auf den serienmäßigen 19-Zöllern halten den RS4 auch bei äußerst zügigem Anfahren souverän in den Kurven. Leichtes Schwänzeln fängt der Allradler auch ohne Rallye-Künste des Fahrers schnell wieder ein. Die Grenzen der Physik scheinen etwas verschoben, bis auf die ablesbaren G-Werte, die das Virtual Cockpit bei Bedarf einblendet.

Wer den Need for Speed noch stärker ausleben will, kann sich überdies das Performance-Paket gönnen. Dann ist die Endgeschwindigkeit nicht bei 250 eingebremst - noch mal rund 30 Stundenkilometer mehr sind auf der freien Autobahn (Nachts? Im Osten?) drin. In 3,9 Sekunden geht es aus dem Stand auf die 100 Stundenkilometer.


Audi RS4 Avant (2018)

Audi RS4 Avant (2018) Bildergalerie

Auch ohne die finale Performance-Ausrüstung ist der RS4 Avant aber schon eine Rakete - und das bereits im Stand. Anders als das 18.000 Euro günstigere S-Modell ist der RS serienmäßig Understatement-befreit: Die Kotflügel etwa betonen, um drei Zentimeter breiter ausgestellt, den traditionsreichen Quattro-Auftritt. Gewaltige Lufteinlässe an der Front zeigen den tiefen Atem des 450-PS-Motors, der so auch im Porsche Panamera wirkt. Eine Kooperation wie beim Ur-Ahnen RS2. Dachkantenspoiler und ovaler Doppelrohr-Auspuff schließen den martialischen Auftritt ab. Nur der Sound ist schon EU-Norm-konform auf 74 Dezibel gedrosselt. "Aber da kommt noch eine Abgas-Sportanlage", verspricht Winkelmann. Dann klingt es wieder fast wie 1999. Auf Wunsch zitiert zudem das satte Nogaroblau den RS4 der allerersten Generation - schon damals anders als in späteren Jahren nur als Kombi erhältlich. So ist es auch jetzt wieder.

Kommodes Mobil

Der RS4 des Jahres 2017 allerdings ist auch für den ganz normalen Pendel-Weg zur Arbeit ein kommodes Mobil.  Sehr bequem sogar; wer will, kann sich beim autonom gesteuerten Zuckeln durch den Morgenstau leicht nachdösend vom Sitz massieren lassen. Die Achtstufen-Tiptronic gleitet nahtlos durchs Getriebe. Das blaue Wunder schont dabei trotz straffer Auslegung und Sport-Gestühl immer noch die Bandscheiben. Man wird ja nicht jünger.

Aber vielleicht reicher. Dann steht der Verwirklichung weiterer Träume nichts im Wege. Optional gibt es etwa ein Sportdifferenzial für die Hinterachse, Keramikbremsen, Head-Up-Display oder Dynamiklenkung. Innen ist die Fahrhöhle in tiefschwarz gehalten, falls der Kunde nicht bei der Exclusiv-Sparte für ein paar Tausender schrillere Farben ordert. Sportsitze mit optionaler Wabensteppung, ein Multifunktions-Sportlederlenkrad mit unten abgeflachtem Kranz, schwarz glänzendes Dekor lässt sich auch durch Carbon mit Aluminium-Anbauteilen oder Carbon mit schwarzen Anbauteilen ersetzen. Natürlich können auch 20 Zoll-Felgen oder das Matrix-LED-Licht dazukommen. Und dies und das und jenes. Mittelklasse für 100.000 Euro? Kein Problem. Das Limit ist nur der Himmel am Ende der nächsten freien Bergstraße. Avanti, RS4 Avant.

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