Im ersten schon laufenden Diesel-Strafprozess gegen zunächst vier frühere Führungskräfte von Volkswagen hat das Landgericht Braunschweig am Mittwoch einen weiteren Zeugen befragt. Damit konnte die Kammer die Beweisaufnahme in dem Betrugsverfahren fortsetzen, nachdem zuletzt Termine wegen Corona-Infektionen mancher Teilnehmer ausgefallen waren. Laut einem Gerichtssprecher schilderte nun der nächste Geladene seine Sicht auf die Vorgeschichte der VW-Abgasaffäre. Diese war im Herbst 2015 öffentlich bekanntgeworden.
Beobachtern der Hauptverhandlung zufolge erklärte der ehemalige Abteilungsleiter, er habe mehrere Jahre zuvor noch keine Kenntnis von möglichen juristischen Verfehlungen gehabt. Erst durch die Medien, deren Berichterstattung nach dem Aufliegen der Softwaremanipulationen in den USA einsetzte, habe er von solchen Vorwürfen erfahren.
Bislang läuft der im vergangenen September gestartete Prozess in Braunschweig äußerst schleppend. Zum Auftakt hatte das Gericht entschieden, Ex-VW-Vorstandschef Martin Winterkorn aufgrund eines medizinischen Gutachtens noch nicht in den ersten Verhandlungskomplex einzubeziehen. Es trennte den entsprechenden Verfahrensteil ab.
Sowohl die Ankläger als auch verschiedene Anwälte der vier übrigen Manager und hohen Entwickler sahen dies kritisch. Den vier jetzt vor Gericht stehenden Männern wird unter anderem gewerbs- und bandenmäßiger Betrug mit Täuschungsprogrammen in der Abgassteuerung von Millionen Dieselautos vorgeworfen. Bis auf weiteres bleibt es bei der Abwesenheit des wegen "Dieselgate" zurückgetretenen Winterkorn.
Schwierig gestalteten sich schon die Zeugenvernehmungen davor. Einige beriefen sich auf das Aussageverweigerungsrecht, manche von ihnen sind selbst in nachgelagerten Dieselprozessen angeklagt. Daher wurden auch ganze Verhandlungstage abgesagt. Bis in den Sommer 2023 sind insgesamt mehr als 130 Verhandlungstage geplant.