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Diesel-Nachrüstung: Eine Lösung mit vielen Unbekannten

22.02.2018 15:10 Uhr
ADAC Abgastest
Der ADAC hat die Wirksamkeit der SCR-Nachrüstung nachgewiesen.
© Foto: ADAC

Die Autoindustrie will sie weiterhin nicht, Umweltverbände, Wissenschaftler und mittlerweile auch der ADAC sehen sie als nahezu alternativlos: die Nachrüstung von SCR-Katalysatoren bei älteren Diesel-Pkw. Vorher sind jedoch noch ein paar offene Fragen zu beantworten.

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Von Holger Holzer/SP-X

Neben Fahrverboten gilt vor allem die Nachrüstung von Abgasreinigungstechnik als Lösungsansatz für das Stickoxidproblem von Diesel-Pkw. Der ADAC hat die grundsätzliche Wirksamkeit der SCR-Katalysatoren nun nachgewiesen. Trotzdem gibt es noch zahlreiche offene Fragen bei der Hardware-Nachrüstung.

Technische Probleme:
Der ADAC hat lediglich Prototypen getestet. Marktreif sind die Systeme noch nicht. Problematisch sind unter anderem die korrekte Steuerung der Harnstoff-Dosierung in allen Situationen und auch das Absichern gegen Ammoniakschlupf und Lachgasbildung. Beide Verbindungen wären wohl noch gefährlicher als NOx und CO2. Die Hersteller der Nachrüstsysteme zeigen sich zwar optimistisch, dass es Ende des Jahres Katalysatoren für einzelne Modelle geben könnte. Das gilt aber nur, wenn die Politik konkrete gesetzliche Rahmenbedingungen festlegen und die Autohersteller die Serienentwicklung unterstützen. Bislang zeigen diese aber wenig Interesse daran. Laut den Experten des Automobilclubs ist die SCR-Nachrüstung prinzipiell bei fast allen Euro-5-Fahrzeugen möglich. Jedoch gibt es durchaus Ausnahmen und Fahrzeuge, wo der nachträgliche Einbau eines zusätzlichen Reinigungssystems sehr aufwändig wäre. In der Praxis würde daher wohl zuerst mit den leichten Fällen und vor allem mit weit verbreiteten Motorenfamilien begonnen werden. Schon die Erfahrung mit den Nachrüst-Partikelfiltern für Diesel hat gezeigt, dass es Jahre dauern kann, bis für alle Fahrzeuge die passende Technik zur Verfügung steht.

Rechtliche Probleme:
Auch die Bürokratie könnte zum Stolperstein für nachrüstwillige Dieselfahrer werden. Unter anderem deshalb: Weil durch die Veränderung an Motor und Abgassystem der Verbrauch um rund einen Viertelliter steigt, erfüllt das Auto nicht mehr die Vorgaben der Typzulassung. Eigentlich dürfte es also nicht auf die Straße. Eine erneute Typzulassung wäre ohne weiteres auch nicht möglich, da das Fahrzeug auch nach der Kat-Nachrüstung maximal die für Typzulassungen nicht mehr zulässige Abgasnorm Euro 5 erfüllt. Für das Problem ließe sich durch Einzelzulassungen oder neue Regelungen von Seiten der Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) vielleicht eine Lösung finden. Doch die würde nur in Deutschland gelten. Ein Verkauf des Autos ins Ausland wäre dann nicht mehr möglich.

Finanzielle Probleme:
Die Kosten für den Einbau eines Nachrüst-SCR-Katalysators beziffert der ADAC unter Berufung auf die Anbieter mit 1.400 bis 3.300 Euro je nach Motor und Fahrzeug, schätzt aber, dass sie in der Praxis wohl im oberen Drittel der Spanne liegen werden. Offene Fragen gibt es noch bei Details zur Garantie, wobei die Nachrüster diese im Grundsatz übernehmen würden. Wer den Umbau im Motorraum bezahlt, ist allerdings noch völlig unklar. Zu den Kandidaten zählen die Fahrzeughalter, die Allgemeinheit oder die Fahrzeughersteller. Letztere lassen bislang allerdings keine Bereitschaft erkennen. Denkbar wäre auch eine anteilige Kostenübernahme durch alle drei Parteien.

Ökonomische Probleme:
Diesel werden vor allem im Dienstwagenbereich gefahren. Dort ist es nicht unüblich, das Fahrzeug nach drei oder vier Jahren, je nach Laufleistung, zu wechseln. Für die Erstbesitzer lohnt sich die Umrüstung demnach nicht mehr, steht doch ohnehin kurzfristig ein neues Fahrzeug an. Ob es sich lohnt, die gebrauchten Euro5-Diesel zu Kosten, die schnell 20 Prozent des Zeitwertes oder mehr betragen, umzurüsten, ist fraglich. Einfacher ist wahrscheinlich ein Verkauf ins weniger NOx-kritische Ausland. Das Abgasproblem wäre nicht gelöst, sondern verlagert.

Fazit:
Unterm Strich wäre eine Katalysator-Nachrüstung – ob zwangsweise oder freiwillig – wohl keine kurzfristige Lösung für die Innenstädte von Stuttgart, Düsseldorf, München und Co. Allein bis die rechtlichen Grundlagen geschaffen und die technischen Probleme gelöst sind, dürfte viel Zeit ins Land streichen. Geduld würde wohl auch die Anpassung der Systeme an die Vielzahl der unterschiedlichen Dieselmotoren benötigen, gar nicht zu reden von dem Stau in den Werkstätten, wenn plötzlich tausende Dieselfahrer nachrüsten wollten.

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KOMMENTARE


Hans O

23.02.2018 - 08:10 Uhr

Da spricht der Autor wieder von Problemen über Probleme. In einem so hoch technisierten Land wie Deutschland muss es doch problemlos möglich sein, solche Technischen Lösungen problemlos in kürzester Zeit umzusetzen. Das diese Lösungen die Hersteller zu bezahlen haben ist doch selbstverständlich. (Verursacherprinzip). Natürlich währe das Problem ganz einfach zu lösen. Andere Länder machen uns das ja schon vor. Mit der Einführung einer City Maut würde sich die Anzahl der Fahrzeuge in den Ballungsgebieten um 30-50% reduzieren. Somit würde schlagartig die Schadstoffbelastung erheblich reduzieren. ==Ziel erreicht==. Diese Lösung hätte den Vorteil das Handwerksbetriebe Pendler und alle die unbedingt in die Innenstädte müssen, problemlos in die Stadt einfahren könnten. Aber viele Sparfüchse auf die öffentlichen Verkehrsmittel umsteigen würden.


Aschmu

24.02.2018 - 09:17 Uhr

@ Hans O: Warum sollte ein Hersteller , der sich nichts zu schulden hat kommen lassen ( Ford, Nissan, Kia, Citroen um nur einige zu nennen ) eine Nachrüstung für deren verkaufte Kfz übernehmen oder übernehmen wollen? Sind Sie denn des Wahnsinns? Das wäre ja als wenn man nun feststellt, dass neue Heizungen im Haus "sauberer u. sparsamer " verbrennen als vor ca. 6 Jahren, und nun die Heizungshersteller verpflichtet werden diese nachzurüsten.... nachdenken..dann schreiben


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