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ADAC-Test: "Hardware-Nachrüstung funktioniert"

20.02.2018 16:32 Uhr
ADAC SCR-Test
Bei nachgerüsteten Euro-5-Dieselfahrzeugen mit SCR-Technologie lässt sich die Stickstoff-Emission deutlich reduzieren.
© Foto: Dietmar Winkler

Wie werden Euro-5-Diesel sauberer? Die Autoindustrie setzt auf günstige Software-Updates, Politiker und Kfz-Gewerbe favorisieren dagegen technische Maßnahmen. Der ADAC hat jetzt das Potenzial von SCR-Systemen untersucht.

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Der nachträgliche Einbau von Abgas-Reinigungsanlagen mit einer Selective Catalytic Reduction (SCR)-Technologie kann den Ausstoß von Stickoxiden (NOx) bei Euro-5-Dieselfahrzeugen im Stadtverkehr um rund 50 Prozent senken. Das ist das Ergebnis einer Testreihe des ADAC Württemberg, die von September 2017 bis Februar 2018 mit Förderung des Verkehrsministeriums Baden-Württemberg durchgeführt wurde.

"Der Test hat die Fake News der Industrie endgültig wiederlegt: Hardware-Nachrüstung funktioniert", erklärte Dieter Roßkopf, Vorstandsvorsitzender des ADAC Württemberg, am Dienstag in Stuttgart. "Der Verbraucher kann erwarten, dass die Industrie die Verantwortung für die Produkte übernimmt, die sie bis vor kurzem unter dem Siegel der Umweltverträglichkeit verkauft hat. Politik und Industrie sind jetzt gefordert, schnell zu handeln. Sie haben viel zu lange übersehen, dass die Herstellung von Automobilen nicht nur wirtschaftliche sondern auch ethische Anforderungen stellt", so Roßkopf.

Unterschiedliche Hubräume und Motoren

Für den umfangreichen Test wurden laut ADAC vier gebrauchte Euro-5-Dieselfahrzeuge mit einem Kilometerstand zwischen 20.000 und 95.000 Kilometern aufgekauft: ein Mercedes B 180 CDI 1,5 Liter, ein Opel Astra CDTI Sports Tourer mit 1,7 Litern, ein VW T5 Multivan 2.0 TDI sowie ein Fiat Ducato 130 Multijet 2,3 D. "Entscheidend für die Fahrzeugauswahl waren unterschiedliche Hubräume und Motoren mit einer möglichst weiten Verbreitung abzudecken", sagte Thomas Kassner, Vorstand Technik & Umwelt beim ADAC Württemberg. "Transporter wurden deshalb ausgewählt, um auch den innerstädtischen Liefer- und Handwerkerverkehr abzubilden."

Nachdem die vier Fahrzeuge im Serienzustand sowohl auf dem Prüfstand im WLTC-Zyklus als auch im Realbetrieb gemäß RDE-Standard auf der Straße gemessen wurden, übernahmen vier Nachrüstungs-Unternehmen die Testfahrzeuge: Dr. Pley (Mercedes), HJS (Fiat), Oberland-Mangold (VW) und Twintec (Opel). Nach den Umbauten erfolgte einige Wochen später eine erneute Messung der Emissionen der Fahrzeuge statt.

Ergebnisse im Überblick

Die Ergebnisse nach der Umrüstung bestätigten die hohe Wirksamkeit der SCR-Technologie. So wurden auf dem Prüfstand NOx-Minderungsraten im Stadtverkehr zwischen 44 (Dr. Pley) und 61 Prozent (Twintec) bei einem Kaltstart gemessen. Außerorts erreichten drei der vier Systeme sogar niedrige Werte zwischen 77 und 88 Prozent. Bei Betriebstemperatur betrugen die Reduktionsraten bei allen gut abgestimmten Systemen auch im Stadtverkehr über 70 Prozent.

"Bei Betrachtung der Gesamtergebnisse wird zwar deutlich, dass die SCR-Nachrüstungen bei niedrigen Temperaturen noch Optimierungspotenzial haben. Sie zeigen jedoch sehr klar das Potenzial dieser Technik", resümierte Reinhard Kolke, Leiter Test und Technik ADAC. Ein Rechenbeispiel: Falls eine Nachrüstung von Euro-5-Diesel-Pkw mit SCR-Technik rund 70 Prozent der Stickoxide zurückhalten wurde, dann könnten die Emissionen des Straßenverkehrs am Stuttgarter Neckartor um 18,5 Prozent sinken.

Die Kosten für die Nachrüstungen bezifferten die Hersteller zwischen 1.400 und 3.300 Euro inklusive Einbau. "Nach unserer Einschätzung dürften die Kosten allerdings im oberen Drittel der genannten Preisspanne liegen", sagte Kolke.

Die Nachrüster knüpfen eine Markteinführung ihrer Systeme an zwei Bedingungen: Der Gesetzgeber müsse schnell gesetzliche Rahmenbedingungen für die Zertifizierung und Überprüfung festlegen. Zudem sei die Kooperationsbereitschaft der Autohersteller eine wichtige Voraussetzung. "Es bedarf weitere Entwicklungsarbeit, die mit Unterstützung der Hersteller zu einer schnelleren Serienreife führen würde. Insbesondere beim Abgriff von relevanten Fahrzeugdaten, die für die korrekte Funktion des Nachrüstsystems unabdingbar sind, und beim Zugang zu Lieferanten können Hersteller aktiv mitwirken", erklärte Roßkopf. (tm)

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