Der Abschlussbericht einer der beim Diesel-Gipfel eingesetzten Expertengruppen weist nach Einschätzung des BUND so schwere Mängel auf, dass die Umweltschützer ihn nicht mittragen. Die an der Expertengruppe beteiligte Organisation hat ein Sondervotum vorgelegt, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Der Bericht ist seit Dezember fertig, aber noch nicht veröffentlicht. Es geht um diejenige der vier Expertengruppen, die sich mit der "Optimierung von Antriebstechnologien und alternative Kraftstoffe" befasst. Zuerst hatte die "Süddeutsche Zeitung" berichtet.
Den BUND stört unter anderem die Feststellung, dass die Autobauer ihre Flottenwerte für CO2 nicht einhalten könnten, wenn die Kunden keine Diesel mehr kaufen. "Dass ein wesentlicher Treiber hoher CO2-Werte aber vor allem der anhaltende Trend zu immer größeren, schwereren und leistungsstärkeren Fahrzeugen ist, bleibt im Bericht unerwähnt", schreiben die Umweltschützer. Diesel-Motoren stoßen bei gleicher Leistung weniger CO2 aus als Benziner, werden wegen des geringeren Verbrauchs aber oft in schwerere Autos wie SUV verbaut.
Weiter wehrt sich der BUND dagegen, dass dem Bericht zufolge Diesel, die die neueste Abgasnorm Euro 6d einhalten, "uneingeschränkt empfohlen" werden können. Das möge mit Blick auf gesundheitsschädliche Stickoxide stimmen, aber mit Blick auf den Klimaschutz müsse "Ziel des Handelns eine Reduktion des Anteils von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren sein", wie es in dem Sondervotum heißt. Ein weiterer Kritikpunkt sind die aus Sicht der Umweltschützer zu unkritischen Bewertungen von synthetischen und Bio-Kraftstoffen.
Das Bundeswirtschaftsministerium, das die Expertengruppe geleitet hat, teilte auf Nachfrage mit, dass der gesamte Bericht vorerst nicht veröffentlicht werden solle. Er fließe wie die Berichte der anderen Gruppen "in die weiteren Arbeiten und Analysen des Nationalen Forums Diesel mit ein", hieß es. (dpa)
Uwe Schneider