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Die Autobauer und die E-Prämie: Viele machen mit, einige warten ab

04.05.2016 11:54 Uhr
Opel Ampera-e
Opel sieht große Chancen: 2017 wollen die Rüsselsheimer den Ampera-e "mit zukunftsweisender Batterie-Technologie" auf den Markt bringen.
© Foto: Opel

Es dauerte Monate, bis sich die Regierung zur Förderung von Elektroautos durchringen konnte. Noch sind nicht alle Autobauer dabei - und die Kritik am "Prinzip Gießkanne" bleibt.

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Von Jan-Henrik Petermann und Andreas Hoenig, dpa

Wenn der Staat mit Subventionen lockt, scheinen selbst überzeugte Anhänger des freien Wettbewerbs ihre Bedenken hinten an zu stellen. Autolobby, Autokonzerne, Betriebsräte - die Vertreter der mächtigen Industrie jubelten fast unisono, als der Bund in der vorigen Woche nach monatelangen Verhandlungen die umstrittene Kaufprämie von 4.000 Euro für Elektro- und 3000 Euro für Hybridwagen beschloss. Direkte Zuschüsse - getragen zur Hälfte vom Steuerzahler und von den E-Auto-Anbietern - sollen ab diesem Monat die Nachfrage anschieben. Aber noch sind längst nicht alle Unternehmen mit dabei.

Beim Autoverband VDA nimmt man den Deal mit Genugtuung zur Kenntnis. "Bei der Entwicklung zum Leitmarkt muss Deutschland noch aufholen", sagt Chef und Ex-Bundesverkehrsminister Matthias Wissmann über die E-Mobilität. "Deswegen sollten die Maßnahmen rasch umgesetzt werden." Die Branche, die bei ihrer international besonders konkurrenzfähigen Oberklasse sonst auf offene Märkte setzt, ist beim Thema E-Mobilität ganz wild auf öffentliche Gelder. Ein Grund: Deutschland fährt hier hinterher. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Staaten wie China oder Norwegen E-Fahrzeuge schon seit langem mit üppigen Anreizen fördern.

Hierzulande dürften nun vor allem Massenanbieter wie VW oder Renault Profiteure sein - zum Teil auch BMW und Daimler. Denn die Prämien sollen nur für Modelle mit einem Basis-Listenpreis von maximal 60.000 Euro gelten. Ein E-Golf etwa kostet in der Grundversion knapp 35.000 Euro, der BMW i3 liegt in einer ähnlichen Größenordnung. So lobten VW-Chef Matthias Müller und BMW-Lenker Harald Krüger den Beschluss einhellig.

Selbst abzüglich der Kaufprämie bleiben oft immer noch stolze Preise für "Otto Normalverdiener". Es gibt jedoch auch günstigere E-Autos. Der Renault Zoe ist ab 21.500 Euro zu haben, der Elektro-Smart für unter 20.000 Euro. Leer ausgehen werden wegen der 60.000-Euro-Grenze Käufer teurerer Modelle wie BMW i8 oder Porsche Cayenne E-Hybrid.

Hersteller sehen große Chancen

Und was sagen diejenigen Hersteller, die das Paket nicht zusammen mit der großen Koalition aushandeln durften? Opel sieht große Chancen: "Die Bundesregierung hat eine Weichenstellung vorgenommen, die wir mittragen und begrüßen." 2017 wollen die Rüsselsheimer ein E-Auto "mit zukunftsweisender Batterie-Technologie" auf den Markt bringen, den Ampera-e. Die Batterien - häufig nur für kürzere Reichweiten ausgelegt - sind die Achillesferse der Elektromobilität schlechthin.

Auch ausländische Anbieter sind interessiert. "Selbstverständlich werden sich die internationalen Kraftfahrzeug-Hersteller in angemessener Form an der Finanzierung der Kaufprämie beteiligen", sagt der Chef des zuständigen Verbands VDIK, Volker Lange. Renault will noch draufsatteln: Zusätzlich zum Zuschuss kündigten die Franzosen einen Rabatt von 1.000 Euro für ihre Elektrowagen an. Sobald die Regeln im Detail bekannt sind, wolle Toyota beim Plug-in-Hybrid Prius den normalen Zuschuss gewähren, erklärte ein Sprecher. Käufer von Voll-Hybrid-Autos sollen ebenso in den Genuss der Prämie kommen. Der südkoreanische Hyundai/Kia-Konzern, der unter anderem den Kia Soul in den EU-Ländern anbietet, und Ford warten derweil noch ab.

"Kein Hersteller verdient mit diesen Produkten Geld"

Die Deutschen selbst bieten laut VDA derzeit etwa 30 Elektrofahrzeuge als Serienmodelle an - Hybride als Kombination aus Verbrennungsmotor und Stromantrieb inklusive. Bisher aber sind E-Autos vor allem teure Investitionen. "Ich glaube, es ist wahrscheinlich davon auszugehen, dass es heute keinen Hersteller gibt, der mit diesen Produkten Geld verdient", sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche vor ein paar Monaten.

Bei alldem, so die Skeptiker des "Geschenks" an die Autoindustrie, dürfe man auch nicht das Kernproblem vergessen: die mangelnde Infrastruktur mit bundesweit nur 5.800 öffentlichen Ladepunkten. Eine GfK-Umfrage ergab, dass gut die Hälfte der Befragten wegen des dünnen Netzes vorm Kauf zurückschrecken. "Mitentscheidend sind die Pläne für einen bedarfsgerechten Aufbau der Ladesäulen", sagt daher Martin Weyand vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft.

Das Regierungskonzept sieht zwar den Ausbau des Ladenetzes für 300 Millionen Euro vor. Aber auch aus Verbraucherverbänden hagelt es Kritik. Das alles sei ein "Förderungsprinzip per Gießkanne", meint der ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD): "Elektroautos unabhängig von ihrem Nutzwert und ihrem Energieverbrauch zu fördern, ist aus der Sicht des Klimaschutzes sinnfrei." Klaus Müller vom Verbraucherzentralen-Bundesverband hat eine soziale Schieflage im Paket ausgemacht: "Die Kaufprämie kommt nur wenigen Verbrauchern zugute, die sich ohnehin so ein Auto leisten können."

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