Der scheidende Daimler-Chef Dieter Zetsche hat mit seiner letzten Jahresbilanz einen herben Gewinneinbruch präsentieren müssen. Zetsche kündigte bereits Gegenmaßnahmen in der wichtigen Pkw-Sparte an - ohne allerdings Details zu nennen. "Wir sind in der Erarbeitung dieses Programms", sagte der Manager am Mittwoch auf der Bilanzpressekonferenz. Solange Umfang und einzelne Bestandteile nicht feststünden, könne er sich dazu nicht weiter äußern. Die Umsetzung liege aber in der Verantwortung des neuen Vorstandsteams. Zetsche übergibt nach 13 Jahren an der Konzernspitze bei der Hauptversammlung im Mai die Führung an Entwicklungschef Ola Källenius.
Das Konzernergebnis war 2018 unter anderem wegen eines schwachen Autogeschäfts um fast ein Drittel eingebrochen. Die Profitabilität der wichtigen Pkw-Sparte hatte im vergangenen Jahr auch unter dem Handelsstreit zwischen den USA und China und Auslieferungsstopps bei einzelnen Dieselmodellen gelitten. Die Umsatzrendite in dem Geschäftsbereich, die den Anteil vom operativen Gewinn am Umsatz anzeigt, lag 2018 nur noch bei 7,8 Prozent (2017: 9,4 Prozent).
"Damit können und wollen wir nicht zufrieden sein", sagte Zetsche. In der Regel peilt der Konzern hier einen Wert von acht bis zehn Prozent an. Das sieht Daimler nun aber erst wieder 2021 im Rahmen des Möglichen. 2019 soll die Pkw-Rendite zwischen sechs und acht Prozent liegen.
Kein Stellenabbau geplant
Ein Stellenabbau sei aber nicht geplant, sagte ein Sprecher. In der Quartalsmitteilung ist vielmehr die Rede von zusätzlichen Arbeitsplätzen. Für die Stammbelegschaft in Deutschland sind betriebsbedingte Kündigungen ohnehin ausgeschlossen. Leiden könnten allerdings die Leiharbeiter, die von Konzernen in der Regel eingesetzt werden, um flexibler produzieren zu können.
Schon 2017 hatte Daimler angekündigt, wegen hoher Entwicklungsinvestitionen in der Pkw-Sparte bis 2021 vier Milliarden Euro an Kosten sparen zu wollen. Hintergrund sind unter anderem die hohen Investitionen in die neuen Elektro-Modelle. In diesem Jahr kommt das erste Auto der neuen Marke EQC auf den Markt. Nach derzeitigem Stand sei die Nachfrage so hoch, dass Daimler diese 2019 und auch 2020 nicht bedienen könne, sagte der 65-Jährige.
Neben der anhaltenden Debatte um Diesel und saubere Luft rechnet Zetsche auch weiter mit Belastungen aus dem Handelsstreit zwischen den USA und China. "Wir bereiten uns auf unterschiedliche Szenarien vor", sagt er. Auch ein harter Brexit bliebe nicht ohne Folgen. Großbritannien ist Daimlers viertgrößter Autoabsatzmarkt.
2018 brach das Ergebnis des Konzerns unterm Strich um 29 Prozent auf 7,25 Milliarden Euro ein. Die Erlöse konnte Daimler vor allem dank der Lastwagensparte um zwei Prozent auf 167,36 Milliarden Euro steigern.
"Für Daimler war 2018 ein Jahr mit starkem Gegenwind", sagte der Manager. Daimler exportiert im US-Werk in Tuscaloosa (Alabama) hergestellte Geländesportwagen (SUVs) nach China - 2018 waren es mehr als 30.000 - die höheren Zölle in China konnte Daimler nicht vollständig an die Kunden weitergeben. Hinzu kamen auch noch Kosten für Dieselrückrufe und für das früher verwendete Kältemittel R134a.
Der neue Abgas- und Verbrauchsstandard WLTP belastete ebenfalls, weil nicht alle Modelle den Kunden angeboten werden konnten. Das führte im vergangenen Jahr zeitweise zu einem Rückgang der Autoverkäufe. Am Ende des Jahres verbuchte Daimler aber ein leichtes Absatzplus auf 2,4 Millionen Fahrzeuge der Marken Mercedes-Benz und Smart weltweit.
Operative Gewinn soll leicht steigen
In diesem Jahr soll neben Absatz und Umsatz auch der operative Gewinn des gesamten Konzerns leicht steigen. Gleichzeitig plant Daimler weiterhin mit hohen Investitionen. 2019 sollen nicht nur die Flugtaxis des Start-ups Volocopter, an dem Daimler beteiligt ist, einen Testlauf starten. Außerdem testet der Autobauer zusammen mit Bosch im kalifornischen San José fahrerlose Shuttles.
Das laufende Jahr wird für den Konzern ein Jahr des Umbruchs. Auf der Hauptversammlung im Mai sollen die Aktionäre über die neue Struktur entscheiden. Autosparte, Lkw-Geschäft und Mobilitätsdienstleistungen sollen dann unter dem Dach einer Holding als rechtlich eigenständige Einheiten gesteuert werden. Das kostet Daimler in diesem Jahr zusätzlich einen mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Betrag. (dpa)
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