Auf der Suche nach neuen Sparmöglichkeiten will Daimler-Chef Dieter Zetsche die komplette Pkw-Sparte auf den Kopf stellen. "Alle Ausgaben kommen auf den Prüfstand – mit einem Kriterium: Was unsere Wettbewerbsfähigkeit stärkt, wird gemacht; was in die Sparte 'nett, aber nicht kundenrelevant' fällt, wird gestrichen", schrieb der Konzernlenker am Mittwoch in einem Brief an die Belegschaft, der der Nachrichtenagentur dpa in Stuttgart vorliegt. Daimler präsentiert diesen Donnerstag Zahlen für das dritte Quartal. Ende September hatte Zetsche vor schrumpfenden Gewinnen in der Autosparte gewarnt, die das Hauptgeschäft des Konzerns ausmacht.
In dem zweiseitigen Schreiben schwört Zetsche die Belegschaft des Autobauers auf einen rigiden Sparkurs ein, erwähnt aber weder genaue Zielgrößen noch mögliche Einschnitte bei der Belegschaft. Alle müssten beim Sparen helfen und Kosten hinterfragen. "Jeder Euro, den wir auf diese Weise nicht ausgeben, ist ein Euro mehr für profitables Wachstum", betonte Zetsche den Kern des Vorhabens mit dem Namen "Fit for Leadership". Bei dem Programm soll es nach Medienberichten um zu drei Milliarden Euro Einsparsumme gehen.
Ein Schwerpunkt sei die "Neuordnung unseres Geschäfts in China". Auf dem Wachstumsmarkt der Zukunft fährt Daimler den Konkurrenten Audi und BMW seit längerem hinterher und droht den Anschluss zu verlieren. Gegensteuern will Zetsche nun unter anderem mit einer Neuausrichtung des Vertriebs im Reich der Mitte. Aus bisher zwei Gesellschaften solle "schnellstmöglich" eine werden.
Kampfansage an BMW und Audi
Gleichzeitig bekräftigte der Vorstandsvorsitzende das Ziel, 2020 wieder vor den Rivalen BMW und Audi zu rangieren. Der Hebel dafür sei das voraussichtlich über Jahre starke Wachstum auf dem Markt für Premium-Pkw. "Das versetzt uns in die Lage, in kaum zehn Jahren so viel zu wachsen wie in den vergangenen 100. Diese Chance werden wir uns nicht entgehen lassen. Auf diese Weise sichern wir Wohlstand und Beschäftigung."
Die Sparschrauben sollen unter anderem durch Verbesserungen bei Entwicklung, Einkauf und Produktion angezogen werden. Zetsche hielt an seiner Kampfansage fest und betonte, die Wettbewerber müssten sich warm anziehen. Denn Daimlers Offensive mit rund 30 neuen Modellen bis 2015 werde sich schon bald bemerkbar machen. "Zurzeit haben wir zyklusbedingt eines der ältesten Portfolien im Wettbewerbsvergleich; in wenigen Jahren wird das anders sein." (dpa)
Michael Wassmer