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Conti-Chef: Behalten Preisentwicklung im Blick - Vertrag verlängert

27.04.2023 14:26 Uhr | Lesezeit: 2 min
Nikolai Setzer
Nikolai Setzer soll bis mindestens Ende März 2029 an der Spitze des Autozulieferers und Reifenherstellers bleiben.
© Foto: picture alliance / AP Photo | dking|File|Filed|11/3/2016 7\36\57 PM, Rogelio V. Solis

Wieder nur eine Online-Hauptversammlung, und diesmal mit erheblichem Technik-Stress. So mancher Anteilseigner von Continental ärgerte sich über die Art und Weise, wie das Aktionärstreffen abgehalten wurde. Auch inhaltlich gab es kritische Fragen an die Führungsspitze.

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Continental-Chef Nikolai Setzer hat die Aktionäre des Konzerns nach seiner Vertragsverlängerung auf ein stabileres Restjahr 2023 eingestimmt - und gleichzeitig anhaltend hohe Preise bei Autotechnik und Reifen angedeutet. Zu Gesprächen mit großen Kunden des Zulieferers sagte er am Donnerstag: "Auch in den kommenden Monaten behalten wir das Thema im Blick. Denn die Inflation bleibt - unsere Verhandlungen auch." Der Kostendruck etwa aus Transporten und der Logistik sei uneinheitlich, liege jedoch teils oft noch über dem Vor-Corona-Niveau. Lohnerhöhungen spielten ebenfalls eine Rolle.

Kurz vor der von technischen Pannen geprägten Online-Hauptversammlung hatte der Aufsichtsrat Setzer für mehrere weitere Jahre an die Spitze des Dax-Unternehmens berufen. Er soll Conti bis März 2029 führen. Finanzvorständin Katja Dürrfeld sagte, im Auto-Kerngeschäft müsse man wohl noch mit "wesentlichen Preissteigerungen" für Rohstoffe rechnen. Bei manchen Mikrochips entspanne sich die Knappheit, insgesamt gelte aber: "Der Halbleitermarkt in Gänze stellt weiter eine substanzielle Herausforderung dar." Für das Jahr 2023 erwarte Continental Inflationseffekte von weiteren rund 1,7 Milliarden Euro.

Weniger abhängig von einzelnen Anbietern

Wie stark diese auf Endkundenpreise durchschlagen könnten, ist noch unklar. Die Firmenleitung hatte das Lieferantennetzwerk erweitert, um weniger abhängig von einzelnen Anbietern zu sein. Einige Rohstoffe beziehe man nun aus Alternativquellen, so Setzer. Bei besonders nachgefragten Halbleitertypen werde sich die Lage indes frühestens 2025 bessern. Mehrere Aktionärsvertreter fragten nach dem Stand der Aufarbeitung der Cyberattacke aus dem vorigen Herbst. Hacker hatten 40 Terabyte an Daten bei Continental gestohlen. Einzelheiten hierzu gab es nicht, laut Dürrfeld laufen die Untersuchungen noch. Die Kosten summieren sich bisher auf einen "niedrigen einstelligen Millionenbetrag". Christian Retkowski von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger kritisierte das Tempo: "Nach über zehn Monaten forensischer Analyse können Sie nicht sagen, welche Arten von Dokumenten geklaut wurden?"

Conti müsse sich seiner Verantwortung als "Vorreiter beim autonomen Fahren" bewusst sein. Sonst könnte es im Fall von IT-Hacks auch in Auto-Software bald "ganz viele scharfe Waffen auf der Straße" geben. Die Anteilseigner lobten die Beschäftigten und das Management für die erzielten Geschäftsergebnisse im zurückliegenden Jahr, das laut Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle «erneut nicht einfach» war. Contis Nettogewinn schrumpfte von rund 1,4 Milliarden Euro (2021) auf 67 Millionen Euro. Allerdings kamen dabei auch hohe Abschreibungen wegen des gestiegenen Zinsniveaus und der Russland-Sanktionen zum Tragen. Für 2023 gibt sich die Führung relativ optimistisch, sie geht von einer Zunahme der weltweiten Autoproduktion sowie des Umsatzes und der Ertragsspanne aus. Ausgeschüttet werden soll eine Dividende von 1,50 Euro je Aktie - eine Kürzung um 70 Cent.

Umbau- und Sparkurs geht weiter

Bis 2029 läuft bei Conti ein Programm, in dessen Rahmen auch etliche Stellen wegfallen. "Ab dem nächsten Jahr wollen wir jährlich mehr als 850 Millionen Euro brutto sparen", sagte Setzer. Unmut gab es, weil die Hauptversammlung abermals nur rein digital veranstaltet wurde - mit beträchtlichen technischen Schwierigkeiten. Bald nach dem Beginn brach die Übertragung über das Internet ab. Nach knapp dreiviertelstündiger, mit Image-Videos gefüllter Zwangspause musste Reitzle seinen Bericht ein zweites Mal vortragen, nachdem er die Online-Variante zuvor noch mit der Möglichkeit eines "lebhaften Dialogs analog einer Präsenz-Hauptversammlung" gerechtfertigt hatte.

Ein Vertreter der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz zeigte sich genervt: "Der Stream war ein Desaster, das darf so nicht sein», sagte Alexander von Vietinghoff-Scheel. Ohne einen stabilen Austausch sei die Aktionärsdemokratie gefährdet. "Wir werden uns da rechtliche Schritte für unsere Mitglieder vorbehalten.» Die Führung bat die Aktionäre dennoch um das Recht, Hauptversammlungen für drei Jahre "virtuell" zu veranstalten. Keine inhaltlichen Details wurden zum Stand interner Untersuchungen über mögliche Verwicklungen von Conti in den VW-Diesel-Skandal sowie über Qualitätsmängel bei Klimaanlagen-Leitungen und Schläuchen genannt. Für beide Themen hat Conti Sonderausschüsse gebildet.

"Das waren und sind besondere Belastungen", sagte Setzer allgemein. "Wir ziehen Konsequenzen." Ab Mai leitet der bisherige Mercedes-Manager Olaf Schick ein neues Ressort für Integrität und Recht im Vorstand. Neuigkeiten gab es dagegen zu Plänen in den USA. Dort will Conti sein künftiges Geschäft mit Technologien für das autonome Fahren mit einer weiteren Kooperation stärken. Der Konzern schloss eine Partnerschaft mit dem Unternehmen Aurora Innovation, das hochautomatisierte Systeme für Lastwagen und Nutzfahrzeugflotten anbietet.

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