Nokia will das Geschäft mit der Autoindustrie massiv ausbauen. Der finnische Handy-Riese hat eine breit angelegte Plattform ("Here Auto") entwickelt, die neben Kartendiensten auch die Integration von Internet-Angeboten und Musik vorsieht.
"Wir haben erstmals alle unsere Angebote zusammengeführt", erläuterte Nokia-Manager Christof Hellmis der dpa. Dazu gehöre neben der Navigation inklusive Verkehrslage eine "Auto-Cloud" mit aktuellen Informationen zum Beispiel zu Spritpreisen oder freien Parkplätzen. Apps von Online-Netzwerken sollen einfach zu integrieren sein. Auf der Internationalen Automobil-Ausstellung IAA im September will Nokia unter anderem demonstrieren, wie über den ortsbezogenen Dienst Foursquare einblenden kann, wo sich die eigenen Kontakte gerade aufhalten. Autobauer und Zulieferer können die komplette Plattform einsetzen oder einzelne Elemente davon.
Die zu einem großen Teil in Berlin entwickelten Kartendienste entwickeln sich zu einem immer wichtigeren Standbein für Nokia, während der Konzern im Smartphone-Markt mit niedrigen Marktanteilen kämpft. Nokia kaufte 2007 für gut acht Milliarden Dollar den Digitalkarten-Spezialisten Navteq und investierte seitdem massiv in die Weiterentwicklung der Angebote.
Der Hersteller verspricht unter anderem eine stetige Aktualisierung der im Auto gespeicherten Kartendaten: "Sie sind heute ja schon oft veraltet, wenn man das Auto kauft", sagte Hellmis. Wird ein Auto von verschiedenen Fahrern genutzt, können sie eigene Profile einstellen.
Außerdem geht es darum, das Smartphone nahtloser mit den Diensten im Auto zu verzahnen. Zum Beispiel werden Reiseziele über den Nokia-Kartendienst in der Cloud gespeichert, damit man nach dem Parken zu Fuß mit dem Handy hingeführt wird. Die Dienste sollen neben dem Microsoft-System Windows Phone, das Nokia in seinen Lumia-Handys verwendet, auch mit Android-Geräten und Apples iPhones funktionieren.
IT-Konzerne rücken vor
Die Autoindustrie arbeitet schon länger daran, Internet-Dienste in Fahrzeuge zu bringen. Dabei setzte sie anfangs vor allem auf selbst entwickelte Systeme. Verbraucher tun sich aber zunehmend schwer damit, mehrere tausend Euro für Infotainment-Systeme auszugeben, die oft hinter der Leistung ihrer Smartphones zurückbleiben. Inzwischen rücken Dienste von IT-Konzernen wie Microsoft, Apple und Google stärker in die Autos vor.
Nokia sei schon länger in Gesprächen mit der Autoindustrie, betonte Hellmis, ohne konkrete Namen zu nennen: "Wir entwickeln das nicht im leeren Raum." Die Baukasten-Lösung biete den Autoherstellern den Vorteil, dass sie sich um viele einzelne Funktionen nicht mehr selbst kümmern müssten. (dpa)