In der Abgasaffäre in der Autobranche hat das Bundesverkehrsministerium bei 30 Modellen auffällig hohe CO2-Emissionen gemessen. Die Fahrzeuge verbrauchen damit mehr Sprit als angegeben. Das Ministerium bestätigte am Freitag einen entsprechenden Berich des Nachrichtenmagazins "Spiegel". Insgesamt waren 53 Autos untersucht worden. Das Kraftfahrtbundesamt sei mit weiteren Prüfungen beauftragt, es werde einen umfassenden und transparenten Bericht geben, sagte eine Sprecherin in Berlin. Um welche Modelle es sich handele und ob deutsche oder ausländische Autos betroffen seien, sagte sie nicht. Offen blieb auch, wann der Bericht veröffentlicht werden soll.
Anfang Mai hatte das Bundesverkehrsministerium mitgeteilt, zur Klärung möglicher Überschreitungen von CO2-Werten bei Autos weitere Prüfungen anzustellen. Bei Nachmessungen auch bei anderen Herstellern infolge des VW-Abgasskandals hatten zunächst Werte des gesundheitsschädlichen Stickoxids im Fokus gestanden. Es gab aber auch Messungen zum Ausstoß des umweltschädlichen Kohlendioxids (CO2). Veröffentlicht wurden bisher nur die gemessenen Stickoxid-Werte. Daraufhin hatten verschiedene Autobauer einen freiwilligen Rückruf angekündigt.
Der Grünen-Verkehrsexperte Oliver Krischer äußerte erneut Kritik an Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU). "Statt das Thema weiter auszusitzen und damit das Schummeln der Autoindustrie zu decken, muss Dobrindt endlich reinen Tisch machen." Dobrindt sei gefragt, die notwendigen gesetzlichen Regelungen für saubere Autos zu schaffen und Klarheit in den Skandal zu bringen.
Abweichungen von 40 Prozent
Experten wie der Abgas-Tester Axel Friedrich sind sich seit langem sicher, dass viele Autos nicht nur bei Stickoxid-Werten, sondern auch bei Treibhausgas CO2 viel mehr ausstoßen als angegeben. "Die CO2-Untersuchungen ergeben im Mittel Abweichungen von 40 Prozent, an den Spitzen von 72 Prozent", hatte Friedrich, der für Umweltschutzorganisationen eigene Prüfungen durchführt, Anfang Mai der Deutschen Presse-Agentur gesagt. Weder diese deutliche Überschreitung noch große Unterschiede zwischen den Herstellern seien nur durch die Bedingungen im Straßenbetrieb erklärbar.
Der Verband der Automobilindustrie (VDA) hatte die Kritik zurückgewiesen. Es gebe abseits der Manipulationen bei Volkswagen keine illegalen Praktiken. Für die Differenz zwischen den Ergebnissen auf dem Prüfstand und den Werten auf der Straße gebe es mehrere Gründe. Das Nutzungsverhalten des Autofahrers wirke sich erheblich auf Verbrauch und Emissionen aus: "Wer viel im Gebirge unterwegs ist, öfter einmal schneller auf der Autobahn fährt oder viele Komfortfunktionen nutzt, verbraucht mehr als andere." Zudem würden viele Technologien zur CO2-Reduzierung auf dem Prüfstand stärker wirken als auf der Straße. (dpa)
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