Größtmögliche Transparenz ist nach Ansicht von Bosch-Chef Volkmar Denner der einzige Weg, das ruinierte Image des Diesel-Antriebs noch zu retten. "Wir müssen alles tun, um Vertrauen zurückzugewinnen", sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung des Technologieunternehmens am Montagabend vor Journalisten. Zugleich forderte er, die Diskussion nicht auf Grundlage von Emotionen, sondern von Fakten zu führen. "Dazu gehört für mich auch ein ganz anderes Maß an Transparenz." Das könne die Branche allerdings nur gemeinsam angehen. "Wir können uns da nicht auseinanderdividieren lassen", sagte Denner.
Was mit Auto und Mobilität zu tun hat, ist der mit Abstand größte Geschäftsbereich bei Bosch. Zu den 78 Milliarden Euro Gesamtumsatz im vergangenen Jahr steuerten die sogenannten Mobility Solutions allein 47,4 Milliarden bei. Zudem ist hier das Wachstum im Vergleich zu 2016 mit 7,8 Prozent am stärksten – unter anderem wegen großer Nachfrage nach Diesel- und Benzineinspritzsystemen, wie Finanzchef Stefan Asenkerschbaumer sagte. Insgesamt legte Bosch um 6,7 Prozent zu. Vor Zinsen und Steuern blieb ein Gewinn von 5,3 Milliarden Euro – wie der Umsatz sei auch das ein historischer Höchstwert. 2016 waren es 4,3 Milliarden Euro.
Denner sagte, es gebe Überlegungen, wie die Branche gemeinsam am Image des Diesels arbeiten könne. Der Diesel sei keine überkommene Technologie. "Aber wir haben die Deutungshoheit verloren", kritisierte er. Die Industrie müsse Transparenz schaffen, indem sie sich zum Beispiel unabhängigen Zertifizierungen stelle, stärker mit Nicht-Regierungsorganisationen zusammenarbeite – und die Autos müssten beim Nutzer dieselben Emissionswerte zeigen wie im Labor. "Dann ist aus meiner Sicht ein Großteil dessen, worüber man seit 2015 diskutiert, vom Tisch", sagte Denner.
Die umstrittenen Diesel-Abgastests mit Affen, die am vergangenen Wochenende bekanntgeworden waren, seien allerdings wieder ein erheblicher Rückschlag. Bosch gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Europäischen Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor (EUGT), die für die Versuche verantwortlich ist, stieg nach eigenen Angaben aber bereits 2013 aus. Die wissenschaftlichen Fortschritte hätten nicht dem entsprochen, was man erwartet habe, sagte Denner.
Diesel hängt am Lkw-Tropf
Die Werke, in denen an Diesel-Technologie gearbeitet werde, seien weiterhin voll ausgelastet, sagte der Chef der Mobilitätssparte, Rolf Bulander. Das liege aber nur daran, dass der Nachfragerückgang im Pkw-Bereich durch extrem starke Lkw-Nachfrage insbesondere aus China kompensiert werde. Gehe die irgendwann zurück, und davon müsse man ausgehen, könnte der Diesel für Bosch schon in diesem Jahr ein "Beschäftigungs-Thema" werden.
Angesichts vieler Unsicherheitsfaktoren rechne er für 2018 mit deutlich moderaterem Wachstum sowohl der Weltwirtschaft insgesamt als auch von Bosch selbst, sagte Denner. Zwei bis drei Prozent sollten es werden. Die Entscheidung, ob er eine eigene Batteriezellfertigung aufbauen soll, will der Zulieferer nach Denners Worten in den kommenden Wochen verkünden. Bosch geht davon aus, dass das etwa 20 Milliarden Euro kosten würde. (dpa)