Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück hat mehr Tempo bei der Eingliederung des Sportwagenbauers in den Volkswagen-Konzern gefordert. Hück sagte der Nachrichtenagentur dpa in Stuttgart: "Die bisherige Konstellation behindert das Wachstum." Bei den internen Verrechnungssätzen zahle Porsche viel mehr an Volkswagen, weil beide noch getrennt seien. "Das kann jährlich einen hohen dreistelligen Millionenbetrag ausmachen. Diese Ausgaben sind unnötig. Ich würde das Geld lieber in Arbeitsplätze investieren. Die bisherige Struktur ist für Porsche langfristig sehr ungünstig."
Hück sagte, in den Köpfen seien beide Unternehmen schon ein integrierter Automobilkonzern. Bei künftig fünf Modellen werde schon bei dreien mit Wolfsburg zusammengearbeitet. Der seit langem geplante Zusammenschluss zwischen VW und der Porsche-Dachgesellschaft Porsche SE war im vergangenen Jahr vorerst abgesagt worden. Milliardenschwere Schadenersatzklagen von Investoren, die sich beim später gescheiterten Versuch der Übernahme von VW durch Porsche 2008/2009 falsch informiert sahen, sorgten für hohe Risiken.
Auch die Frage, wie sich fällige Steuerzahlungen in Milliardenhöhe minimieren lassen, hatte die Porsche-Integration zuletzt verzögert. VW erwägt nun, die restlichen Anteile am operativen Geschäft der Porsche AG zu kaufen - als Alternative zur Fusion mit der Porsche SE. Bisher halten die Wolfsburger knapp die Hälfte an Porsche. Der Chef des Sportwagenbauers, Matthias Müller, hatte nach seinem Amtsantritt dem Stuttgarter Konzern eine Wachstumsoffensive verordnet. Deshalb investiert das Unternehmen kräftig gleichfalls in das Stammwerk in Stuttgart-Zuffenhausen.
Hück sagte, es seien 190.000 Quadratmeter zusätzliche Fläche zur Werkserweiterung gekauft worden. Weitere Käufe seien geplant. Auf den zusätzlichen Flächen werden den Angaben zufolge neue Gebäude für die Produktion, ein neues Ausbildungszentrum sowie ein neues Gebäude für Ersatzteile und ein Verwaltungsgebäude gebaut. Das Werk habe eine bisherige Fläche von 260.000 Quadratmetern. Hück sagte: "Die Erweiterung ist notwendig, um die vom Vorstand gesteckten Ziele von 200.000 verkauften Autos im Jahr 2018 zu erreichen."
Produktion hochgefahren
Außerdem werden in Stuttgart-Zuffenhausen gerade die täglichen Produktionszahlen hochgefahren. "Wurden Ende 2011 noch 160 Fahrzeuge täglich produziert, sind es im Mai dann schon 170 Fahrzeuge und im August diesen Jahres dann fast 190 Auto, die täglich das Werk verlassen. Im Jahr 2013 möchte der Betriebsrat dann, dass 200 Sportwagen am Tag das Werk verlassen." Im laufenden Jahr werde die Ausbringung um ein Drittel erhöht.
Hück glaubt, dass der Sportwagenbauer die vorgegebenen Absatzziele noch übertreffen könne. "Bis jetzt haben wir vier Baureihen. Den 911-er, den Roadster, den Cayenne und den Panamera. Vor allen in Brasilien, Indien, China und Russland erwarten wir enorme Steigerungsraten. Das waren Märkte, in denen wir früher nicht aktiv waren. Und dann kommt noch weiteres Potenzial hinzu in den klassischen Märkten." Außerdem werde Ende kommenden Jahres der Macan eingeführt. Das sei dann die fünfte Baureihe.
Hück pochte darauf, die Fahrzeuge in den beiden eigenen Werken produzieren zu lassen. "Wenn Porsche wächst, kann es nicht sein, außerhalb mehr zu machen, als im Stammwerk. Erst müssen alle Kapazitäten innerhalb Porsche ausgereizt werden und als nächsten Schritt soll dann eine Produktion in einem VW-Werk vereinbart werden." (dpa)