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Bayerische Autoindustrie: Sparprogramme und Jobsorgen

27.11.2019 13:45 Uhr
Bayerische Autoindustrie: Sparprogramme und Jobsorgen
Mitarbeiter von Zulieferern machen sich Sorgen um ihre Jobs.
© Foto: picture alliance/Lino Mirgeler/dpa

Der Umbruch der Branche trifft die erfolgsverwöhnte bayerische Autoindustrie. BMW kürzt den Mitarbeitern die Erfolgsbeteiligung, in Schweinfurt demonstrieren Tausende Mitarbeiter von Zulieferern, und Ingolstadt leidet unter Audis Jobabbauplänen.

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Die Sparrunde in der Autoindustrie geht weiter: Einen Tag nach Audi hat auch BMW eine Einigung mit seinen Mitarbeitern verkündet. Anders als der Konkurrent aus Ingolstadt kommen die Münchner aber ohne weitreichenden Jobabbau aus, allerdings sinkt die Erfolgsbeteiligung, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte.

"Wir haben gemeinsam mit dem Betriebsrat eine solidarische Lösung erzielt. Damit können wir auf drastische Maßnahmen verzichten, die andere gerade ergreifen, um ihre Kosten zu senken", sagte BMW-Chef Oliver Zipse. Bei Audi spürt man die Krise der Automobilindustrie deutlich stärker. "Dieser Abbau von mehreren 1.000 Arbeitsplätzen in Ingolstadt ist ein schwerer Schlag für die Region", sagte der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler).

Bei BMW soll die von 2020 an geltende Einigung nach Konzernangaben einen dreistelligen Millionenbetrag pro Jahr einsparen. Bei der Erfolgsbeteiligung fällt der sogenannte Dividendenfaktor weg. Nach der neuen Formel hätte ein typischer Bandarbeiter der Tarifstufe ERA 5 laut BMW für das vergangene Jahr nicht mehr 9.100, sondern 7.600 Euro bekommen. Auch damit läge BMW aber noch deutlich über dem Branchendurchschnitt.

Weniger Weihnachtsgeld, geringere Erfolgsbeteiligung

Zudem reduziert BMW bei Mitarbeitern, die freiwillig 40 statt 35 Stunden arbeiten, das Weihnachtsgeld und die Erfolgsbeteiligung. Eine pauschale Senkung der 40-Stunden-Vereinbarungen, die zwischenzeitlich im Gespräch war, soll es aber nicht geben. Mehr Geld gibt es für die Altersvorsorge. Künftig sollen pro Cent Dividende 2,40 Euro in die Altersvorsorge der Mitarbeiter fließen, maximal aber 1.200 Euro pro Mitarbeiter und Jahr.

Bayerns Wirtschaftsminister Aiwanger kündigte vor allem mit Blick auf Audi an, der Freistaat tue «alles, um die Arbeitsplätze in der Automobilbranche zukunftsfähig zu machen». Der Chef der Agentur für Arbeit Ingolstadt, Johannes Kolb, sagte zwar, er erwarte kurzfristig keine großen Veränderungen bei der Arbeitslosigkeit. Gelinge es aber nicht, «den strukturellen Wandel und die veränderten Anforderungen an die Arbeitnehmer und ihre Qualifizierungen zu managen», drohe mittel- und langfristig ein deutlicher Anstieg. Im Oktober lag die Arbeitslosenquote in Ingolstadt laut Kolb bei 1,9 Prozent.

Auch im Umland herrscht Sorge angesichts des angekündigten Stellenabbaus. "Er trifft die gesamte Region und damit auch den Landkreis Pfaffenhofen hart bei Arbeitnehmern und Zuliefererbetrieben", sagte Landrat Martin Wolf (CSU).

Lange "Giftliste" entschärft

Dabei hätte es noch deutlich schlimmer kommen können, wie aus einem Schreiben des Betriebsrates an die Beschäftigten hervorgeht, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. "Die 'Giftliste' des Vorstands war lang", heißt es darin. So sei unter anderem zunächst der Abbau von 14.000 Jobs geplant gewesen. Das Unternehmen wollte keine Details des Verhandlungsverlaufs kommentieren. Ein Sprecher betonte aber: "Wir haben einen guten Abschluss gefunden."

In Schweinfurt demonstrierten am Mittwoch Tausende Mitarbeiter von Autozulieferern unter dem Motto "Sicherheit in unsicheren Zeiten" für ihre Arbeitsplätze. Sie folgten einem Aufruf der Gewerkschaft IG Metall. Die Gewerkschaft sprach von 3.500 Teilnehmern, die Polizei von etwa 3.000.

Schweinfurt ist ein Schwerpunkt der Autozuliefer-Industrie in der Region. Bei den vier Werken der Unternehmen SKF, Schaeffler, ZF und Bosch-Rexroth sind nach Angaben der IG Metall mehr als 22 000 Mitarbeiter beschäftigt. (dpa)

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KOMMENTARE


Frank Fronmueller

27.11.2019 - 20:07 Uhr

Eine Win-win Situation. Die jetzt freigestellten Arbeitnehmer können nun an den Friday for Future Demonstrationen, die von den Gewerkschaften so begrüßt wurden und zur Teilnahme daran aufgerufen hatten, so wie es die Witterung zulässt, immer beiwohnen.


Renato

28.11.2019 - 19:21 Uhr

Klagen können wir alle und auch gerne auf hohem Niveau! Die momentane Situation in der Autoindustrie ist nun mal angespannt und da heißt es den Gürtel enger zu schnallen. Natürlich gleichermaßen für Mitarbeiter und Leitende Angestellte. Viele Autohersteller haben teilweise sehr, sehr gute Konditionen für Mitarbeiter - da kann man auch ein wenig Solidarität von Gewerkschaften und Betroffenen verlangen. Die Situation ist doch nicht neu und der Wandel vom Automobil wird sicher noch weniger schöne Entwicklungen nach sich ziehen.


Dieter S.

29.11.2019 - 10:31 Uhr

Das Schlimme ist doch, man hat das Gefühl, dass die Regierung "sehenden Auges" in diese Richtung fährt. Ob es die Energiewende, sprich Jobs bei den Versorgern, oder die Chemie/Pharmaindustrie ist, überall hört man gefühlt nur "selber Schuld" oder es ging denen doch (zu) gut. Ich mahne zur Vorsicht, noch schlägt es nicht auf den Rattenschwanz durch der an diesen Jobs hängt, aber Zulieferindustrie klagt schon, als nächstes sind die Handwerksbetriebe dran denen Aufträge mangels Kaufkraft der Kunden fehlen, dann die Dienstleister, der Einzelhandel etc. All das kostet Jobs und all das passiert gefühlt ohne Not, weil wir Deutschen alles von jetzt auf gleich umstellen wollen oder meinen die Welt retten zu müssen.


Rudi

29.11.2019 - 15:37 Uhr

Es sollte nicht alles so negativ gesehen werden. Den Wandel hat es immer gegeben und so tragisch das für jeden einzelnen, der seinen Job verliert auch ist, an anderer Stelle entstehen dafür neue Jobs. So war es auch vor knapp 120 Jahren, als das Auto anfing die Kutsche zu ersetzen. Und so wird es auch jetzt wieder sein.


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