Der Autozulieferer ZF setzt auch 2017 seine Einkaufstour fort. Das Unternehmen habe rund 45 Prozent am bayrischen Radarsensoren-Hersteller Astyx übernommen, sagte ZF-Vorstandschef Stefan Sommer am Donnerstag in Friedrichshafen am Bodensee. Die Firma aus Ottobrunn produziert nach eigenen Angaben Höchstfrequenz-Sensoren und -Module unter anderem für die Automobilindustrie. Mit dem Zukauf wolle ZF den Zugriff auf eine Schlüsseltechnologie der Umfeld- und Objekterkennung erweitern, sagte Sommer.
Im Mai 2015 hatte ZF bereits den US-Zulieferer TRW Automotive für rund 12,4 Milliarden US-Dollar gekauft. Der Konzern hatte dadurch seine bisher von Getrieben und Fahrwerkselementen dominierte Produktpalette unter anderem um Elektronik, Sicherheitstechnik und Sensorik erweitert - um stärker bei Zukunftsthemen wie der E-Mobilität und selbstfahrenden Autos zu punkten.
Bei der Integration von TRW sei man gut vorangekommen. Sommer: "Wenn wir in Richtung 2017 schauen, dann sind wir auf der Zielgeraden. Wir sind dann eine Firma in allen Prozessen und Strukturen."
TRW-Übernahme treibt ZF
Die Zahlen von TRW wurden 2016 zum ersten Mal auch komplett in die Bilanz des Autozulieferers vom Bodensee eingerechnet. Unter anderem auch dadurch verbuchte ZF ein deutliches Umsatzplus von rund 20 Prozent auf 35,2 Milliarden Euro, wie Sommer sagte. Das Ergebnis von rund 924 Millionen lag im vergangenen Jahr leicht unter dem Gewinn von 2015. Damals hätten jedoch einmalige Effekte wie der Verkauf unter anderem von ZF Lenksysteme eine Rolle gespielt, sagte ZF-Finanzvorstand Konstantin Sauer.
Die Division Aftermarket, in der ZF das gesamte Servicegeschäft bündelt, hat im vergangenen Jahr mit über 8.000 Mitarbeitern weltweit einen Umsatz von 2,8 Milliarden Euro generiert. Zum 1. Januar 2017 wurden die beiden Aftermarket-Organisationen ZF Services und TRW Aftermarket zusammengeführt. Durch den Zusammenschluss sei die zweitgrößte Service-Organisation im Automobilzuliefer-Segment weltweit entstanden, betonte Sommer. Es sei wichtig, einen konsistenten Marktauftritt zu haben um die Produkte und Services im Sinne eines One-Stop-Shops weltweit an die nächsten Handelsstufen weiter geben zu können. Ziel sei eine weitere Globalisierung des Aftermarket-Geschäfts: "Wichtig ist uns ein starker Footprint vor allem in China und Nordamerika", erklärte Sommer.
Elektromobilität
Der Zulieferer rechnet nicht mit einem schnellen Durchbruch der E-Mobilität. Der Verbrennungsmotor und Hybridvarianten werden noch auf Jahre eine dominante Rolle spielen, prognostizierte Sommer. Für das Jahr 2025 gehe man davon aus, dass rund 20 Prozent der Neuwagenflotte rein elektrisch unterwegs sein werde. Vor dem Schritt zu den rein elektrisch betrieben Fahrzeugen liege die Hybridisierung des Antriebsstranges in unterschiedlichster Ausprägung.
ZF stellt seinen Industriekunden entsprechende Baukastensysteme zur Verfügung, wie der für die Division E-Mobility verantwortliche Jörg Grotendorst anlässlich einer Vorabendveranstaltung zur Bilanzpressekonferenz erklärte. Seit Jahresbeginn 2016 bündelt ZF seine Aktivitäten in der Elektromobilität in einer neuen Division E-Mobility mit Sitz in Schweinfurt. Als Beispiel für neue Entwicklungen nannte Grotendorst ein Mild-Hybrid Getriebe, bei dem die Leistungselektronik bereits im Getriebegehäuse integriert ist. Das habe für den OEM den großen Vorteil, dass sich die Abmessungen nicht von klassischen Getrieben unterscheide und Fahrzeughersteller damit flexibel auf die Nachfrage nach hybridisierten Varianten reagieren können.
Negative Auswirkungen auf das eigene Geschäft durch die Dieselaffäre um Volkswagen erwartet ZF nicht. Man sei nicht in Untersuchungen einbezogen. Solle der Dieselanteil an der Fahrzeugflotte zugunsten von Benzinern sinken, berühre dies nicht das eigene Kerngeschäft Getriebetechnik. (dpa/diwi)