Weiche Linien, weniger Kanten, organischere Formen. Was andere bereits exerzieren, kommt nun auch bei Ingolstadts Designern an. Schön. Denn nun evolutioniert sich das Audi-Design nach Jahren der Innovationsdürre. Vielfalt ist angesagt, ohne die traditionellen Stilpfade zu verlassen. Zwei Karosserievarianten.
Den elektrisch betriebenen Q4 gibt es – wie Q3, Q4 und e-tron – in zwei Karosserieformen. Q4 SUV und Q4 Sportback nennt sie Audi. Der schnittigere kostet ausstattungsbereinigt rund 1.000 Euro mehr und schlüpft dafür mit einem CW-Wert von 0,26 durch den Wind. Beim SUV sind es ansehnliche 0,28. Der glatte Unterboden, "Spezial-Außenspiegel" und geschlossene Front haben daran ebenso Anteil wie das Rollo hinter den vier Ringen, das sich je nach Luftbedarf öffnet oder schließt.
Audi Q4 e-tron
Gekühlt werden auch die E-Motoren. Im Fall des Topmodells (50 Quattro) kommen zwei Kraftpakete zum Einsatz. Vorn eine Asynchronmaschine, die rund 60 Kilogramm wiegt, auf der Hinterachse ein 90-Kilogramm-Synchronmotor. Dazwischen befinden sich die Batterien, im Fall des Topmodells 500 Kilogramm schwer. Sie spenden 76,6 Kilowattstunden Energie, die für knapp 500 Kilometer (innerstädtisch) nach WLT-Rechenart ausreichen sollen. Dieser Akku wird auch im e-tron 40 mit Heckantrieb installiert, der so die 500er Marke knackt. Den Einstieg markiert der e-tron 35, der mit 51,5 kWh auskommt.
Obacht: 60.000-Euro-Grenze
Die beiden Hecktriebler kommen in den Genuss der 9.000-Euro-Förderung, kombiniert aus Herstelleranteil und Staatssubventionen. Beim 50er schrumpft der 1.500 Euro. Bei ihm muss auch aufgepasst werden, nicht über die Marke von 60.000 Euro brutto zu kommen. Denn dann werden anstelle der reizvollen 0,25-Prozent-Vertsteuerung 0,5 Prozent fällig. Immer noch attraktiv, aber wie oft werden Allrad und 299 PS gebraucht? Die Fahrleistungen sind entzückend – aber pure Verschwendung. Denn E-Autofahrende pflegen meist einen gelassenen Fahrstil. Und selbst die 204-PS-Variante des heckgetriebenen Q4 40 macht Spaß und ist schnell.
Autotest Audi Q4 e-tron
Bei 160 km/h endet bei ihm der Vortrieb, der Quattro darf 20 mehr. Doch Tempo 130 lautet der "Sweet Spot" der großen E-Autos. Und die schafft entspannt die 170-PS-Basisversion. Der Einsteiger lädt an der Wallbox jedoch nur mit maximal 7,2 kW. Das ist nicht State oft the Art. Und nicht einmal gegen Aufpreis bekommen Kunden eine 11-kW-Ladeoption, die beim 40 und 50 obligatorisch ist. Zur Grundausrüstung muss ehrlicherweise im Q4 40 nicht mehr viel hinzubestellt werden, dafür aber einiges, was zu einem "stimmigen" E-Auto gehört.
Wir empfehlen das Audi Soundpaket für 244 Euro (netto) oder gar die Sonos-Anlage für 588 Euro. Sie erzählt auch eine gute Geschichte: Audi ist Latein und bedeutet "höre", oder eben "horch", wie Audi früher hieß. Sonos kommt von "sonor" und bedeutet "Ton" – in selber Sprache. Topf und Deckel sind also vereint. Die Akustikverglasung dirigiert in dem Zusammenspiel den Klang innen und die Geräusche außen – für kleines Eintrittsgeld ins Konzert.
Um das Orchester zu perfektionieren, käme das Panorama-Schiebedach infrage. Es hellt den Innenraum auf und lässt bei Bedarf Vogelgezwitscher hinein. Lenkradheizung für 1.815 Euro Sitz- und Lenkradheizung dürfen keinesfalls fehlen. Die erste kostet stets 286 Euro. Die warmen Hände gibt es eigentlich für 151 Euro. Doch bedingt dieses Detail das Mitbestellen des "Assistenzpaket Plus" (Rückfahrkamera, ACC und Parkpiepser vorn), der Schaltwippen und des Klimapakets, was zusammen 1.815 Euro macht. Mit dem Smartphone-Paket lassen sich zeitgleich zwei Handys betreiben.
Eins klemmt dabei in der vielleicht perfektesten Induktiv-Ladeposition. Drahtloses Frontscheibenheizen ist für die kalte Jahreszeit eine Lösung und produziert nachts keinerlei Reflexe durch entgegenkommende Fahrzeugscheinwerfer. Noch ein Tipp: die Wärmepumpe. Diese hilft bei Kälte, Reichweite zu halten, kostet jedoch 832 Euro. Kommen wir zum Fahrwerk, dem Sahnebaustein des Q4. Das Adaptivfahrwerk (1.160 Euro) gehört wohl zu den ausgewogensten in der Kompakt- und Mittelklasse. Wie sich das Standardfahrwerk fährt, wissen wir nicht.
Hier hilft der Selbsttest, der vielleicht Bares im doppelten Sinne spart. Denn wie gerade skizziert, kommt der Q4 schnell an und über die 60.000er-Grenze und man ärgert sich vielleicht jeden Monat beim Blick auf den Gehaltszettel. Dann tröstet auch das tolle Platzangebot des Q4 wenig. Raum gibt es nämlich in Fülle. Selbst die aufpreispflichtigen Sportsitze sind wider Erwarten weit geschnitten, was weniger störend ist als die feststehenden Kopfstützen.
Denn diese grüßen Zopfträger und Aufrechtsitzerinnen ständig am Hinterkopf. Ebenso lugt das Armaturenbrett forsch und imposant hervor; es ist alles andere als grazil, dafür überzeugt die dort angebrachte Tastenauswahl zum Schnellbedienen. Nicht ganz Audi-like erscheint die Materialauswahl. Kunststoff sieht exakt so aus und der Klavierlack hat bereits bei den Testwagen feine Kratzer. Zudem wirkt der Hochglanz-Fahrzeugschlüssel nach 2.500 Kilometern arg beansprucht. Dennoch stimmt die Verarbeitung und vor allem das Elektro-Gesamtkunstwerk.