Der aufsehenerregende Konflikt um den Wechsel des Roboterwagen-Experten Anthony Levandowski von Google zu Uber bekommt ein Nachspiel mit einer Anklage der US-Behörden. Das Justizministerium warf Levandowski nach jahrelangen FBI-Ermittlungen am Dienstag den Diebstahl von Firmengeheimnissen vor.
Levandowski gilt als einer der Pioniere bei der Entwicklung moderner Roboterwagen und ist insbesondere ein Spezialist für Laserradare, mit denen selbstfahrende Autos ihre Umgebung abtasten. Er verbrachte Jahre beim Roboterwagen-Programm von Google und wechselte 2016 zu Uber, wo der damalige Chef Travis Kalanick auf die Entwicklung eigener Technologie zum autonomen Fahren setzte.
Im Jahr darauf wurde Uber von der Google-Schwesterfirma Waymo verklagt, in der inzwischen das Roboterwagen-Programm des Konzerns untergebracht wurde. Waymo erklärte, Levandowski habe beim Wechsel Betriebsgeheimnisse mitgehen lassen. Die beiden Unternehmen legten den Konflikt 2018 bei - bereits mitten im Prozess und kurz bevor Google-Mitgründer Larry Page in den Zeugenstand gerufen werden sollte. Als Teil des Deals bekam Waymo eine Beteiligung von 0,34 Prozent an dem Fahrdienst-Vermittler. Uber versprach zudem, keine Technologie von Waymo zu nutzen.
Levandowski selbst war von Waymo damals nicht verklagt worden. Jetzt werfen die Ankläger ihm aber den Diebstahl von Betriebsgeheimnissen vor. Sie wiederholen den damaligen Vorwurf von Waymo, Levandowski habe vor seinem Wechsel zu Uber rund 14.000 Dateien heruntergeladen. Die Anklage listet 33 davon auf, es geht um diverse technische Informationen zu Laserradaren von Googles "Project Chauffeur".
Levandowski beteuert seine Unschuld
Zumindest theoretisch drohen Levandowski bis zu zehn Jahre Haft pro Download. Seine Anwälte erklärten, Levandowski sei unschuldig und werde das auch vor Gericht beweisen. Sie verwiesen darauf, dass er die Dateien noch als Google-Mitarbeiter heruntergeladen habe. Uber bestritt stets, dass die vertraulichen Unterlagen es jemals zum Fahrdienst-Vermittler geschafft haben. Levandowski hatte in dem Verfahren zwischen Waymo und Uber von seinem Recht Gebrauch, die Aussage zu verweigern, um sich nicht selbst zu belasten.
Der 39-jährige Ingenieur, der von Uber nach der Waymo-Klage gefeuert worden war, hat inzwischen eine neue Firma mit dem Namen Pronto, die Technologie für selbstfahrende Lastwagen entwickelt. Er erklärte sich für nicht schuldig und darf auf freiem Fuß bleiben, nachdem er 300.000 Dollar hinterlegte und seine Familie sowie ein Freund auch ihre Häuser als Kaution einbrachten, wie die "New York Times" aus dem Gerichtssaal im kalifornischen San Jose berichtete. (dpa)