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Automobilbranche: Lage bei Zulieferern bleibt heikel

09.08.2022 14:56 Uhr | Lesezeit: 5 min
Schuler
Zwischen den gut verdienenden Autobauern und angespannten Zulieferern laufen "partnerschaftliche" Gespräche.
© Foto: Schuler

Die einen verdienen prächtig, bei den anderen mancher gar nichts. Gespräche laufen, partnerschaftlich soll es zugehen, heißt es. Ob das angesichts der starken Teuerung und der aufziehenden Energiekrise reicht?

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Die Lage in der deutschen Autozulieferbranche bleibt weiter angespannt. Während die Hersteller so viel Geld verdienen wie lange nicht, hadern die Lieferanten schon seit geraumer Zeit mit unsteten Abrufen der Autobauer und ächzen unter den anziehenden Kosten für Rohmaterialien, Frachten und Energie.

Continental musste am Dienstag einen Quartalsverlust in Höhe von 251 Millionen Euro präsentieren. Zwar trugen auch Buchhaltungseffekte zu den roten Zahlen bei. Aber das eigentliche Geschäft läuft in der Autozulieferung auch nicht rund, die profitable Reifensparte kann das nicht im Alleingang auffangen. Und Conti steht nicht allein da, auch bei anderen wie etwa Schaeffler schmelzen die Gewinne.

Die Niedersachsen setzen auf Besserung. Dazu muss die Produktion von Pkw und Nutzfahrzeugen auf der Welt wieder auf Touren kommen. Und die Autobauer müssen wohl auch bereit sein, mehr zu bezahlen.

Zulieferer können von höheren Autopreisen kaum profitieren

In der Branche ist das Bild tief gespalten. Volkswagen samt den Töchtern Audi und Porsche profitiert vom starken Preisauftrieb bei Neu- und Gebrauchtwagen. Ebenso Mercedes-Benz und BMW, die zwar im zweiten Quartal allesamt deutlich weniger Fahrzeuge verkauften, aber dennoch blendend verdienten. Von hohen Autopreisen haben die Zulieferer kaum etwas, denn Preisanpassungen in den Lieferverträgen kommen entweder spät oder reichen nicht, während die Beschaffungskosten in die Höhe schnellen.

Die Frachtkosten für einen Standardüberseecontainer hätten sich in der Spitze teilweise verachtfacht, heißt es bei Conti. Auch wenn bei einigen Rohstoffen die Preise wieder etwas sinken, rechnet das Management um Vorstandschef Nikolai Setzer 2022 weiter mit einer Mehrkostenbelastung im Einkauf und der Logistik gegenüber dem Vorjahr von rund 3,5 Milliarden Euro.

Angesichts der hohen Gewinne der Autobauer entstehen so Begehrlichkeiten. Michael Frick, Interimschef des Stuttgarter Kolbenspezialisten Mahle, beschwor im Frühjahr "eine faire Lastenverteilung" zwischen Herstellern und Zulieferern. In den vergangenen zwei Jahren seien die Belastungen der Pandemie großteils an seinem Unternehmen hängen geblieben, monierte er.

Toyota greift seinen Zulieferern unter die Arme 

Aufhorchen ließ vorige Woche, dass der weltgrößte Autobauer Toyota trotz einigermaßen rund laufender Geschäfte bei vorsichtigen Aussichten für das Gesamtjahr blieb - und das ausdrücklich damit begründete, dass er seinen Zulieferern in der aktuellen Situation unter die Arme greifen wolle. Das Verhältnis zwischen Autobauern und Zulieferern in Japan ist traditionell enger, auch weil die Konzerne oft gegenseitig miteinander verflochten sind.

Von deutschen Autobauern hört man solche Töne kaum. Mercedes-Benz-Finanzchef Harald Wilhelm ließ im Frühjahr durchblicken, dass Mercedes zwar an stabilen Lieferketten gelegen sei - am Ende aber jedes Unternehmen für sich selbst verantwortlich ist. Conti hatte von gewissen Erfolgen bei Gesprächen mit Herstellern berichtet - was genau dabei herauskommt, wird aber nicht öffentlich. Conti-Finanzchefin Katja Dürrfeld legt Wert darauf, dass es hinter den Kulissen nicht konfrontativ zugeht. "Wir sind auf einem guten Weg, das partnerschaftlich zu meistern", sagt sie im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Als Zulieferer freue man sich auch, wenn die Kunden hohe Margen hätten.

Doch Conti muss und will die Preise für die Kunden erhöhen. Das gelingt vor allem im Reifengeschäft. Dort legten die Umsätze im zweiten Quartal trotz geringerer Mengen um elf Prozent zu - ohne Preiserhöhungen wäre es nur ein Plus von einem Prozent gewesen.

Höhere Preise durchgesetzt

Auch in der Autozulieferung gelang es, in Verhandlungen mit den Kunden höhere Preise durchzusetzen, wie Dürrfeld sagt. Ohne die Preisaufschläge hätte die Marge im Zuliefergeschäft noch tiefer im roten Bereich gelegen als ohnehin schon. Um - wie den Aktionären in Aussicht gestellt - am Ende des Gesamtjahres eine nur leicht negative oder sogar etwas im grünen Bereich liegende Umsatzrendite der Sparte zu präsentieren, ist noch viel Arbeit nötig.

Maßnahmen zur Verbesserung des Ergebnisses griffen, heißt es von der Managerin. Der lang angelegte Großumbau, bei dem viele Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen und der für deutliche Kostenentlastung sorgen soll, läuft weiter. Ob es in näherer Zukunft wieder für einen Aufschwung reicht, wird sich angesichts der drohenden Energiekrise noch zeigen müssen. Gas macht bei Conti einen bedeutenden Anteil der Energieversorgung in Deutschland aus.

Nicht zuletzt stehen am Ende der Kette Privatkunden und Firmen, denen angesichts hoher Inflation und steigender Zinsen womöglich bald die Kauflaune vergeht. BMW wurde zuletzt schon vorsichtiger - das Umfeld werde die derzeit noch so hohe Nachfrage dämpfen. Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer rechnet in einer Studie jedenfalls auch dieses Jahr mit einem Rückgang des weltweiten Automarkts um gut drei Prozent auf 69 Millionen Pkw. Gerade im wieder anziehenden Wachstumsmarkt China verlören die deutschen Hersteller zudem Marktanteile - daher sei Vorsicht geboten.

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