Die Autonachfrage in den weltgrößten Absatzmärkten wird sich 2017 eintrüben. Zu diesem Ergebnis kommt das Beratungsunternehmen PwC in einer aktuellen Prognose. Demnach dürften im nächsten Jahr die Fahrzeugverkäufe in China, den USA und Europa nur noch um 3,1 Prozent zulegen. Das wäre einer der schwächsten Werte seit der Finanzkrise. 2016 lag die Steigerungsrate nach vorläufigen Berechnungen noch bei acht Prozent.
Als Wachstumslokomotive sehen die Experten einmal mehr China mit geschätzt 5,3 Prozent mehr Verkäufen (auf 28,2 Millionen Fahrzeuge). Die für 2016 prognostizierten 14 Prozent Steigerung dürften sich damit wohl nicht mehr realisieren lassen. "Im Gegenteil – wenn die Steuererleichterungen für Fahrzeuge mit kleinen Motoren wie geplant zum 31. Dezember auslaufen, droht im ersten Halbjahr ein regelrechter Einbruch", warnte PwC-Chefanalyst Christoph Stürmer.
China hatte durch die Halbierung der Mehrwertsteuer für Fahrzeuge mit weniger als 1,6 Liter Hubraum die Nachfrage künstlich angefacht. Stürmer: "2016 war ein Ausreißer nach oben, auch weil viele Verbraucher ihren geplanten Autokauf vorgezogen haben, um den Steuervorteil noch mitzunehmen." Generell seien die Zeiten vorbei, in denen der Absatz in China Jahr über Jahr zweistellig zulege. Spätestens wenn die Mehrwertsteuer wieder auf das reguläre Niveau angehoben werde, dürfte sich das Wachstum bei drei bis sechs Prozent einpendeln.
Noch verhaltener fällt der Ausblick für den US-Markt aus, in dem die Verkaufszahlen 2017 sogar um 0,5 Prozent auf schrumpfen könnten – nach einem neuen Allzeithoch von 17,5 Millionen Fahrzeugen (plus ein Prozent) in diesem Jahr. Den erwarteten Rückgang führt Stürmer unter anderem auf die sich eintrübende Konjunktur und die voraussichtlich steigenden Zinsen zurück. Einen belebenden "Trump-Effekt" – der designierte US-Präsident hat eine Stärkung der heimischen Autobauer angekündigt – sieht der Experte dagegen nicht.
Unsicherheiten in Europa
In Gesamteuropa kommt die Abkühlung plötzlich, weil das Geschäft in diesem Jahr noch boomt. Laut PwC-Partner Felix Kuhnert dürften die Neuzulassungen 2016 zwar erstmals seit langem wieder über die 17-Millionen-Marke gestiegen sein (plus 6,8 Prozent). " Gemessen an den vielfältigen politischen und konjunkturellen Risiken ist das Ergebnis beeindruckend." Doch die Branche werde sich den allgemeinen Problemen in Europa nicht länger wird entziehen können. "Angesichts zahlreicher Wahlkämpfe dürfte sich die Stimmung der Verbraucher wieder eintrüben. Das wird auch die Autoindustrie zu spüren bekommen", so der Fachmann. Immerhin rechnet er noch mit einem leicht unterdurchschnittlichen Plus von 2,7 Prozent auf 17,5 Millionen Einheiten in 2017. (rp)
Jochen S.