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Automanagerin Davino als HfWU-Gastdozentin: Blick nach vorn

06.05.2021 14:45 Uhr | Lesezeit: 5 min
Automanagerin Davino als HfWU-Gastdozentin: Blick nach vorn
Maria Grazia Davino und Prof. Stefan Reindl bei der virtuellen Vorlesung an der HfWU.
© Foto: Prof. Hannes Brachat

Spannende Erkenntnisse, persönliche Einblicke: Am Mittwoch hielt Maria Grazia Davino, Topmanagerin im neu formierten Stellantis-Konzern, eine virtuelle Mustervorlesung an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Geislingen.

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Prof. Stefan Reindl, Dekan für Automobilwirtschaft an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) in Geislingen, hat am Mittwoch im Rahmen der Vortragsreihe "Forum Automotive Business & Mobility Management" die Stellantis-Topmanagerin Maria Grazia Davino begrüßt. Prof. Reindl verband den virtuellen Auftritt der Gastdozentin mit einer Einladung als Referentin zum IfA-Branchengipfel am 14. Oktober 2021 in Nürtingen. Davino, seit kurzem Vertriebs- und Marketingchefin Region Erweitertes Europa (Eurasien, Russland, Ukraine) bei Stellantis, dankte für die Einladung und sagte spontan zu.

Ihr Thema "Herausforderungen und Transformationen in der Automobilwelt" schnitt die 42-Jährige inhaltlich gezielt auf die Studentinnen und Studenten zu – in freier Rede, ohne Charts, in akzentfreiem Deutsch. Für die Herausforderungen schlug Davino für die Studentenschaft vier Pflöcke ein: 

  1. Unabhängigkeit
  2. Weitblick, Expertentum
  3. Fleiß, Leidenschaft
  4. Experience, Erfahrung

Davino sagte: "Wir müssen so weit wie es geht unabhängig sein, sonst sind unsere Ideen nicht brilliant und werden immer weniger. Ich habe immer geübt, unabhängig, frei zu sein." Den Weitblick verdeutlichte sie an ihrer neuen Aufgabe für 14 verschiedene Marken, für neue Märkte, die Netzentwicklung, Digitalisierung, Media-Kommunikation, Flottengeschäft, Gebrauchtwagen, Restwerte, die Zielsetzungen für jeden einzelnen Markt, das Üben für Online-Selling u.a. Die Weitsicht übertrug Davino auch auf ihr besonderes Verhältnis zu Kunst, Mode, Design: "Ich liebe Schönheit und versuche sie auch im Alltag zu leben und auch damit meine Umgebung mitzunehmen."

Handelspolitik

Als Vorstandschefin der FCA Germany AG (2018 bis 2021) ist es ihr mit Fiat gelungen, beim IfA MarkenMonitor von Rang 27 auf Platz zehn vorzurücken. Wie geht das? Davino: "Ich war komplett nur für meine Händler da. Ich habe ganz großen Respekt für die Branche und diese Menschen, die morgens aufstehen und Autos verkaufen – und das auf eigenes Risiko. Mein Ziel war daher, eine vernünftige Beziehung zu den Händler:innen aufzubauen. Da steht auch eine Dynamik dahinter, die auch manchen Dialog holprig macht. Mir ist dennoch klar, dass wir die Zukunft nur zusammen mit den Händlern bauen können. In Österreich habe ich die Handschlagqualität kennengelernt. Die lebe ich. Ich verspreche nichts, das ich nicht halten kann."

Peugeot-Urteil Österreich

Mit Blick auf die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs in Österreich, nach der Peugeot den Missbrauch seiner marktbeherrschenden Stellung im Neuwagenvertrieb einstellen muss, erklärte Davino: "Ein Urteil ist ein Urteil, und damit muss man klarkommen. Wie viele Urteile gibt es? Ein Urteil wird notwendige Veränderungen nicht bremsen. Es wird sich daraus eine veränderte Diskussion ergeben. Sie können verstehen, dass ich die Antwort, die wir haben, hier nicht veröffentlichen kann."

Transformationen der Automobilwirtschaft

Bei diesem Thema zählte die Gastdozentin maßgebliche Veränderungen auf, in der Kundenwahrnehmung, der Veränderung in der Kommunikation, der Distribution, der Produktgestaltung, der Supply-Chain (Plattformen), der Globalisierung, der weltweiten Vernetzung. Davino: "Wir sind bei Stellantis eine globale Gruppe, ein internationales Team. Ich bin zwar aus Neapel, aber bin international. Ich freue mich über diese Übung, die allerdings einen erfolgreichen Ausgang haben muss." An verschiedenen Beispielen (Leasing/Sharing) machte sie den Studierenden deutlich, wie wichtig ihr zukünftiger automotiver Beitrag für die Zukunft ist.

Einzelfragen

Im Anschluss ging die Automanagerin auf diverse Einzelfragen ein. Kannibalisieren sich bei 14 Marken nicht die Produkte? Davino: "Das wird der Markt entscheiden. Die Marken werden alle individuell geführt (Matrixorganisation) und von Teams als Brand gelebt. Die Positionierung jeder Marke muss wachsen, auch über die Menge in diversen (neuen) Märkten."

Für Lancia wird laut Davino an der Strategie gearbeitet, um für die vielen Liebhaber gerade des Delta Integrale eine neue Antwort vorzulegen. Auch die Liebe zu Alfa Romeo sei in Deutschland unbeschreiblich. "Leider hat unsere Produktstrategie die Händlerschaft nicht überzeugt. Wir haben Versprechen gemacht, die wir nicht eingehalten haben. Wir räumen gegenwärtig auf und werden auch Nordamerika aktivieren. Es gibt kein Automotive ohne Alfa Romeo. Das wusste auch Herr Piëch", betonte sie.

Persönliches

Wenn jemand wie Davino am Tag 16 Stunden arbeitet, 200 Mails bearbeitet, zig Telefonate führt, in Meetings dabei ist, woher nimmt sie die Kraft dafür? "Ich bin sehr ambitioniert. Ich bin mit Verantwortung aufgewachsen. Ich bin ein sehr gläubiger Mensch. Für mich existiert Gott. Wenn ich die Kraft nicht habe, dann finde ich sie plötzlich wieder."

Davino appellierte an die Studierenden: "Prüft eure eigene Learning-Kurve. Sie sollte als gestreckte Hand nach oben zeigen."
© Foto: Prof. Hannes Brachat

Als persönlichen KPI gab Davino final die Losung aus: "Prüft eure eigene Learning-Kurve. Sie sollte als gestreckte Hand nach oben zeigen. Kippt sie, so sollten Sie aufpassen und etwas verändern. Dies gilt für jeden Bereich. Dein Beitrag zum Ganzen muss stimmen. Ich habe als Punkt vier oben die Erfahrung aufgeführt. Dein Leben ist die wichtigste Schule. Dazu gehören Erfolg wie Misserfolg. Man wächst mit seinen Aufgaben."

Die Vortragsreihe "Forum Automotive Business & Management" wird von den Professoren Wolfram Sopha und Hannes Brachat fachlich betreut. Prof. Brachat dankte Davino für die gemeinsame "Sternstunde", für die aufgezeigte fachliche wie persönliche Dimension, die sie auch über ihr persönliches Schicksal zu bewältigen hat. "Wenn es weh tut, mache ich weiter." Viele Freuden, Kraft, Humor und Glück waren die Wünsche an die Gastdozentin – und mehr Zeit zum Erholen, körperlich wie seelisch. Prof. Brachat: "Der Dank geht auch an Dekan Stefan Reindl und meinen Kollegen Wolfram Sopha, mit dem ich die Vortragsreihe gemeinsam gestalte."

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