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Autoboom, Teil II: Chinas neue Treiber

19.04.2013 09:02 Uhr
China brummt – und die deutschen Autohersteller fahren an der Spitze.
© Foto: Imago/Xinhua

Während in Europa totale Flaute herrscht, ist das Potenzial in China nach wie vor riesig. Auf der Messe in Shanghai soll es um Wachstum statt Krise gehen. Aber das gibt es selbst in der Volksrepublik nicht mehr überall.

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Zehn Tage lang wird die Hafenstadt Shanghai zum Zentrum der Autowelt. Im derzeitigen El Dorado der Hersteller will die Branche von Samstag an mal nicht über die Talfahrt in Europa jammern, sondern das scheinbar unendliche Wachstum auf dem größten Automarkt der Welt in China feiern. Doch genau damit ist es ausgerechnet in Metropolen wie Shanghai inzwischen passé.

"In den großen Zentren wie Peking oder Shanghai werden wir in den nächsten Jahren eher eine Marktstagnation oder nur ein leichtes Plus sehen", sagt Autoexperte Marcus Berret von der Unternehmensberatung Roland Berger. Die Zukunft des Marktes liegt in den Weiten der Volksrepublik. "In den kleineren Städten der zweiten und dritten Reihe wird es voraussichtlich starkes Wachstum geben."

Dort zieht es die Hersteller hin, wenn sie ihre Fabriken und vor allem Händlernetze ausbauen. Beispiel Volkswagen: Europas größter Autobauer will mittelfristig von 2.000 auf 3.000 Filialen aufstocken. In fünf Jahren wollen die Niedersachsen in China außerdem vier Millionen Fahrzeuge produzieren können und damit drei Viertel mehr als heute. Sieben ihrer derzeit zehn weltweit geplanten Werke sollen in China aus dem Boden gestampft werden – überwiegend in Städten, die in Deutschland kaum ein Mensch kennt, auch wenn es Millionenmetropolen sind.

Damit startet eine zweite Wachstumsrunde im Reich der Mitte. Im Gegensatz zur Flaute in Europa, die seit 18 Monaten anhält, sind die Aussichten im Reich der Mitte prächtig. Bei der Rekordjagd sehen Branchenexperten kein Ende der Fahnenstange: "Solange die Wirtschaft nicht ins Stocken kommt, wird auch der Absatz weiter wachsen", sagt Marktanalyst Huaibin Lin von IHS Automotive in Shanghai.

Beste Stimmung

Zwar plagen auch Chinas Wirtschaft aktuell Konjunktursorgen. Doch der Branchenverband CAAM rechnet in diesem Jahr trotzdem mit 8,5 Prozent Zuwachs auf 16,8 Millionen Pkw – etwas mehr als im Vorjahr, wie Vizegeneralsekretär Shi Jianhua sagt. Der Jahresstart lief sogar noch besser als erwartet. Das sorgt für beste Stimmung vor der Messe, die mit ihren Pendants in Europa und den USA inzwischen locker mithält: 2.000 Autobauer und Zulieferer präsentieren 111 Weltpremieren. China brummt.

Und die deutschen Hersteller fahren an der Spitze. Mit 2,8 Millionen Autos stammte 2012 etwa jeder fünfte Neuwagen aus dem VW-Konzern. Für die Wolfsburger zahlt es sich aus, dass sie sich schon Mitte der 1980er-Jahre nach China wagten. Und ihre Erfahrung in dem Markt hilft auch den Töchtern: Volkswagens Premiummarke Audi kam 2012 auf mehr als 400.000 Autos und hängte die Konkurrenz ab.

Während BMW den Ingolstädtern noch auf den Fersen bleibt, hat Daimler im Rennen um die Krone des Premiumsegments zuletzt den Anschluss verloren. Die Stuttgarter brachten in China nur gut halb so viele Pkw auf die Straße wie Audi und blasen nun mit einem radikalen Umbau ihres Vertriebs und einem eigenen China-Vorstand zur großen Aufholjagd. Denn Konzernchef Dieter Zetsche weiß: "Wer global den Ton angeben will, muss auch in China stark sein."


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