Dass chinesische Automarken Europa besonders im Hinblick auf Elektrofahrzeuge als vielversprechenden Absatzmarkt sehen, ist mehr als offensichtlich. Manche Hersteller tauchen bereits in den Top-50-Charts der Neuzulassungen auf. Zu ihnen gehören BYD, MG Roewe und Nio. Künftig dürfte ein weiterer vorne mitmischen: Chery. Schon 2017 auf der IAA in Frankfurt hatte Chery seinen Plan für Europa angekündigt, wollte 2020 mit dem kompakten SUV Exceed starten. Daraus wurde nichts. Zwischenzeitlich hat der größte chinesische Pkw-Exporteur seine Hausaufgaben gemacht, unterhält sogar eine Entwicklungs- und Designabteilung in Raunheim und wagt selbstbewusst einen neuen Anlauf.
Platziert werden sollen die drei Marken Omoda, Jaecoo und Exlantix. Der Name Omoda wurde kreiert aus O (Sauerstoff) und Moda (modern) und gilt als designorientierte Marke, vergleichbar mit Kia. Jaecoo stellt eine Wortbildung aus Jäger und cool dar, ist etwas rustikaler und rationaler geprägt und soll gegen Hyundai, Toyota und VW antreten. Beide China-Marken fahren im Kompakt- und Mittelklasse-Segment. Exlantix schließlich soll im automobilen Oberhaus Kunden gewinnen.
Omoda 5
BildergalerieAcht Modelle sind allein für die kommenden zwei Jahre vorgesehen. "Wir wollen in Europa ein großer und bedeutender Akteur, ein signifikanter Player werden", sagte Charlie Zang, Executive Vice President of Chery Automobile unlängst den Medien. Chery ist keine junge Start-up-Marke wie Nio. Das Unternehmen wurde bereits 1997 gegründet und verkauft Autos in rund 80 Ländern weltweit. Mehr als elf Millionen Einheiten sind mittlerweile von Cherys Bändern gelaufen. Man setzt nicht gleich komplett auf E-Antrieb, sondern will auf einer Plattform auch konventionelle Benziner sowie Plug-in-Hybride anbieten. Letzteres allerdings zunächst nur bei Jaecoo. Versprochen werden rund 100 Kilometer elektrische Reichweite.
Den Aufschlag wagt Chery im Frühjahr 2024 mit dem Omoda 5 als Benziner. Es handelt sich hier um ein 4,40 Meter langes Fastback-Crossover-Modell, basierend auf der sogenannten T1X-Plattform. Unter der Haube steckt ein 1,6-Turbo-Vierzylinder in Kombination mit einem 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe. Leistung 147 kW/200 PS. Der Antrieb erfolgt ausschließlich auf die Vorderräder. Noch im selben Jahr wird der Omoda 5 als vollelektrische Variante folgen. Mit dem größten Akku (64 kWh) sollen bis zu 440 Kilometer Reichweite, beim DC-Laden bis zu 110 kW möglich sein. Preislich spricht man von rund 30.000 Euro für die Verbrenner- und von 40.000 Euro bei der Elektro-Version.
Omoda: Zweites und drittes Model nur als Verbrenner
Zweites und drittes Modell der Marke Omoda sind die größeren SUV/Crossover Omoda 7 und Omoda 9 (Marktstart Herbst 2024), die es zunächst nur als Verbrenner geben wird. In Diskussion sind aber auch Plug-in-Hybride, allerdings steht hierzu die finale Entscheidung noch aus. Zeitlich parallel zum Omoda 5 fährt im zweiten Quartal 2024 der Jaecoo 7 vor. In dem Kompakt-SUV steckt entweder ein Benziner oder ein Plug-in-Hybrid. Die etwas erhöhte Bodenfreiheit sowie der Allradantrieb erlauben auch Ausflüge in etwas anspruchsvollere Offroad-Reviere. Vorgesehen ist für den Jaecoo 7 unter anderem ein Head-up-Display.
Mit dem Jaecoo 5, einem City-SUV, und dem Jaecoo 9 (Mittelklasse-SUV) rundet Chery 2025 seine Multi-Energy-Palette ab. Im Jahr zuvor allerdings soll noch die reine Elektromarke Exlantix platziert werden. Das kurze Zeitfenster von nur einem Jahr mag manchem suspekt vorkommen, doch sowohl die knapp fünf Meter lange E-Limousine Exlantix 03 als auch das etwa gleichgroße SUV Exlantix 0Y gibt es jeweils als Exceed-Modell in China. Beide Fahrzeuge wären also recht schnell exportfähig. Und beide teilen sich eine 800-Volt-Architektur, deren Highlight ein völlig neuentwickelter Akku von CATL ist. Bei ihm sollen sich 400 "neue" Kilometer in nur zehn Minuten nachladen lassen. Es wäre ein Rekord unter den Stromern.
Sowohl von technischer Seite als auch vom optischen Auftritt könnte Cherys Strategie für Europa durchaus aufgehen. Vorausgesetzt, die Kunden ziehen mit und stören sich nicht an der Tatsache, dass Chery mit Russland groß im Geschäft ist und hier die Lücken füllt, die westliche Marken aufgrund des Krieges gegen die Ukraine hinterlassen haben.