Der bayerische Autozulieferer Grammer muss im Abwehrkampf gegen die umstrittene Investorenfamilie Hastor einen Rückschlag verkraften. Deren Zulieferergruppe Prevent hat vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth eine einstweilige Verfügung erwirkt, wie ein Grammer-Sprecher am Samstag bestätigte. Danach untersagte das Gericht vorläufig, dass der chinesische Grammer-Partner Ningbo Jifeng eine Wandelanleihe in Aktien umwandelt und damit die Grammer-Führung stützt. Zuvor hatte die «Süddeutsche Zeitung» darüber berichtet.
Grammer will sich gegen die einstweilige Verfügung wehren. "Wir werden dagegen Widerspruch einlegen", betonte der Sprecher. Das Unternehmen fürchtet, massiv Kunden zu verlieren, sollten die Hastors die Kontrolle bei Grammer übernehmen. Die Investoren wurden im vergangenen Sommer auch einer breiten Öffentlichkeit bekannt, als durch einen Lieferstreik der Prevent-Gruppe bei VW die Bänder stillstanden.
Die Ningbo-Jifeng-Gruppe hätte durch die Umwandlung der im Februar begebenen Wandelanleihe 9,2 Prozent der Grammer-Aktien. Dem stehen zwischen 20 und 30 Prozent der Familie Hastor gegenüber, die bei den Oberpfälzern möglichst rasch die Kontrolle übernehmen möchte. Ihre Prevent-Gruppe hat gute Chancen, auf der Grammer-Hauptversammlung am 24. Mai in Amberg zu dominieren, weil dort laut "SZ" in der Regel nur 40 Prozent des ansonsten breit gestreuten Aktienkapitals vertreten sind. Prevent will bei Grammer fünf Aufsichtsräte und den Vorstandschef durch Hastor-Vertraute ersetzen.
Grammer baut für VW, BMW, Daimler und andere Kunden Kopfstützen, Sitze und Armaturenbretter und beschäftigt rund 12.000 Mitarbeiter. Die einstweilige Verfügung ist nicht gegen die Wandelanleihe an sich gerichtet, sondern gegen die damit verbundene Festlegung, dass die Verbindlichkeiten in Höhe von 60 Millionen Euro spätestens bis Mitte Februar 2018 in neue Aktien der Grammer AG umgewandelt werden. Eine vorzeitige Wandlung wäre bereits ab Mitte April, also noch vor der Hauptversammlung, möglich. (dpa)
Jürgen K.