Der Abhöraffäre bei Volkswagen könnte zu weiteren rechtlichen Auseinandersetzungen mit dem ehemaligen Lieferanten Prevent führen. "Da die Aktionen von VW Prevent gezielt geschadet haben, prüfen wir derzeit selbst rechtliche Schritte gegen Volkswagen", teilte ein Sprecher der Zulieferergruppe am Montag in Frankfurt mit.
Am Wochenende war bekannt geworden, dass ein Unbekannter die Gespräche einer VW-internen Arbeitsgruppe mitgeschnitten hat, die sich in den Jahren 2017 und 2018 mit dem Umgang des Konzerns mit dem streitbaren Zulieferer befasste. VW liegt seit Jahren mit Prevent im Clinch und kündigte 2018 alle Vertragsbeziehungen.
Volkswagen hatte sich am Sonntag schockiert über die Mitschnitte gezeigt und angekündigt, den Vorgang zu untersuchen. Prevent hat nach eigenen Angaben mit der Entstehung der Aufzeichnungen nichts zu tun. "Bis jetzt haben wir keinerlei Kenntnis vom Inhalt dieser Aufzeichnungen", sagte ein Sprecher. Bei der Staatsanwaltschaft Braunschweig ist noch keine Anzeige wegen der Spitzelaffäre eingegangen.
"Den Medienberichten zufolge stehen hier Verstöße gegen das Kartellrecht, mögliche Aktien-Insider-Transaktionen, Falschaussagen gegenüber Behörden und Gerichten sowie ein inakzeptabler Umgang mit vielen Zulieferern im Raum. Dies sollte die zuständigen Behörden auf den Plan rufen", hieß es von Prevent. Unter anderem war in der Arbeitsgruppe debattiert worden, ob das Unternehmen als Zulieferer von VW – wie letztlich geschehen – aussortiert wird.
Absprachen zwischen Herstellern?
Zudem zitierte das Online-Wirtschaftsmagazin "Business Insider" Aussagen aus den Mitschnitten, wonach sich VW mit Daimler und BMW darüber abgesprochen haben könnte, wie eine Übernahme des Zulieferers Grammer durch die Prevent-Eigentümerfamilie Hastor verhindert werden könnte. Volkswagen und Daimler haben Absprachen dementiert, BMW will sich zu angeblichen internen Gesprächen bei VW nicht äußern.
Nach Angaben von Prevent sind derzeit allein vor deutschen Gerichten gut zehn Verfahren gegen VW anhängig. Dabei geht es um die Bedingungen und Kündigungen einzelner Lieferverträge. In den USA hat Prevent auch Klage eingereicht und will 750 Millionen US-Dollar Schadenersatz, weil VW dort angeblich Druck auf Zulieferer gemacht haben soll, Übernahmeavancen der Familie Hastor eine Absage zu erteilen. VW seinerseits will unter anderem den Schaden aus einem Lieferstopp 2016 in Deutschland erstreiten und beziffert diesen auf mehr als 100 Millionen Euro. Auch mit Daimler streitet sich Prevent und will Schadenersatz von den Schwaben – auch hier gibt es keine Lieferbeziehungen mehr. (dpa)