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Abgas-Skandal: Entschädigung nach US-Vorbild könnte VW überfordern

04.07.2016 09:50 Uhr
VW-Großkunde will VW wegen Täuschung verklagen.

Der VW-Konzernchef muss den Abgas-Skandal aufarbeiten und den Konzern gleichzeitig neu aufstellen. Neues Ungemach kommt für VW von einem Großkunden: Der Fischverarbeiter Deutsche See will wegen Täuschung klagen.

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VW-Chef Matthias Müller hat vor drastischen Konsequenzen gewarnt, falls der Autobauer im Abgas-Skandal die Kunden in Europa nach US-Vorbild entschädigen müsste. Volkswagen habe bislang zur Lösung der Krise 16,2 Milliarden Euro zurückgestellt und sei weiterhin finanziell solide aufgestellt. "Aber man muss kein Mathematiker sein um zu erkennen, dass eine Entschädigungszahlung in beliebiger Höhe auch Volkswagen überfordern würde", sagte Müller der 'Welt am Sonntag'.

In den USA hatte VW in der vergangenen Woche nach monatelangen Verhandlungen eine Einigung mit US-Behörden und Klägern erreicht. Demnach wird Volkswagen die Abgas-Affäre in den USA voraussichtlich bis zu 15 Milliarden Dollar kosten. Ein entsprechendes Paket sieht Rückkäufe, Entschädigungen und Strafen vor. So will VW US-Kunden mit manipulierten Autos jeweils mindestens 5.100 Dollar (4.600 Euro) Entschädigung zahlen. Die Besitzer könnten sich aussuchen, ob VW ihre Wagen zurückkaufen oder umrüsten soll. Die Regelung ist noch nicht rechtskräftig, ein Richter muss noch zustimmen.

In den USA sind von den Abgasmanipulationen bei Dieselfahrzeugen rund 500.000 Autos betroffen - weltweit aber elf Millionen Fahrzeuge, davon 2,4 Millionen in Deutschland. Der Abgas-Skandal hatte VW in eine schwere Krise gestürzt. 2015 verbuchte der Autobauer den größten Verlust der Konzerngeschichte.

Millionenschwere Klage wegen Täuschung 

Neuer Ärger kommt auf VW von der Seite eines Großkunden zu: Das Fischunternehmen Deutsche See plant eine millionenschwere Klage wegen arglistiger Täuschung. Der Mittelständler wirft dem Autobauer vor, Absprachen für gemeinsame Nachhaltigkeitsprojekte nicht eingehalten zu haben. Die Deutsche See ist VW-Großkunde und hatte vor rund sechs Jahren seinen 450 Wagen starken Fuhrpark komplett auf VW-Konzernfahrzeuge umgestellt. Ein VW-Konzernsprecher sagte am Sonntag auf Anfrage: "Da uns eine solche Klage nicht vorliegt, können wir uns dazu auch nicht äußern."

Es geht um VW- und MAN-Nutzfahrzeuge sowie VW-Pkw und Audi. Die Vereinbarung habe auch beeinhaltet, zusammen Praxisbeispiele für umweltschonende Logistik auszuarbeiten. Der geschäftsführende Gesellschafter der Deutschen See, Egbert Miebach, sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Wir sind tief enttäuscht über VW und fühlen uns hingehalten und betrogen, da die gemeinsam angedachte Partnerschaft im Bereich der Nachhaltigkeit nur von unserer Seite eingehalten wurde. Entsprechende Gespräche, dieses zu verändern, wurden von Seiten VW abgeblockt."

Müller lehnte erneut eine etwa von Verbraucherschützern geforderte Entschädigungsregelung wie in den USA für die übrigen betroffenen Kunden ab. Er verwies auf eine andere Sachlage. "In den USA sind die Grenzwerte deutlich strenger, damit wird auch die Nachrüstung komplizierter." Außerdem sei die Teilnahme an einer Rückrufaktion in den USA freiwillig - anders als etwa in Deutschland.

Vergleich mit USA nicht möglich

Die Behörden in den USA erwarteten zudem, dass möglichst viele Fahrzeugbesitzer ihre Autos umrüsten, sagte Müller der Zeitung. "Mit der Prämie in den USA sollen wir unseren Kunden einen Anreiz zur Teilnahme an der Umrüstung geben." Dies 1:1 etwa mit der Lage in Deutschland zu vergleichen, sei nicht möglich. "Und was es nicht zuletzt wirtschaftlich für unser Unternehmen bedeuten würde, wenn wir das doch tun würden, muss ich wohl nicht weiter ausführen."

Der VW-Chef ging außerdem auf die neue Konzernstrategie ein. VW will die Elektromobilität massiv ausbauen und außerdem Milliarden in neue Mobilitätsdienstleistungen wie Carsharing oder vernetzte Autos investieren. Die Autobranche befindet sich angesichts alternativer Antriebe und der digitalen Revolution mit immer mehr Internet im Fahrzeug in einem tiefgreifenden Umbruch.

Müller sagte, die Branche werde in Zukunft nur dann erfolgreich sein, "wenn wir uns verjüngen". Sie müsse außerdem stets progressiv sein, wie im Silicon Valley. "Vielleicht sind wir Deutschen aufgrund der vielen Erfolge, die das Land in den vergangenen 50 Jahren hatte, ein bisschen gegenwartsbequem geworden, was dann zu Risikoscheu geführt hat. Das treibt mich um. Dagegen arbeite ich an." (dpa)

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KOMMENTARE


Hess

04.07.2016 - 18:31 Uhr

Eine Entschädigung soll nur in den USA bezahlt werden, diese Argumentation ist für die restliche Welt wohl nicht nachvollziehbar. Das hierbei Kosten entstehen liegt auf der Hand, jedoch zu sagen "Was das für VW bedeuten würde" ist dann doch eine Frechheit ohne gleichen, dieses hätte man sich vorher Überlegen sollen, bevor man andere übers Ohr haut. Wenn man einen Fehler begeht und andere mit vollem Wissen hinters Licht führt, sollte man sich auch bewusst machen, dass irgendjemand dahinter kommt und es dann vielleicht teuer werden kann und nicht im Nachhinein jammern, dass man aufgeflogen ist und nun die Konsequenzen tragen muss. Vielleicht ein kleiner Tipp, Gehälter nicht nur bei den Mitarbeitern zurückfahren, sondern einfach sich selbst ein wenig zurückhalten was Bonus und Gehälter betrifft. Jeder soll gut Verdienen, wenn er gute Arbeit geleistet hat, dass kann man ja von den VW Mitarbeitern behaupten, kann man das so auch von den Managern? Wohl kaum!!!


HGS

04.07.2016 - 18:50 Uhr

So what. Kunden von VW sind im Mutterland seitens VW immer die Benachteiligten.Also doch in Zukunft mehr die Hersteller unterstützen denen der Begriff Kundenservice noch was bedeutet, das sind einmal mehr die asiatischen Hersteller.s


Gert

04.07.2016 - 19:24 Uhr

Ja Herr Müller hat wohl Recht,Risikoscheu vielleicht!Viele Menschen wägen aber auch Recht und Unrecht ab.VW hat betrogen und bekommt jetzt die Rechnungen und Abrechnungen dafür. Auch dieses ist Recht für unlauteres Handeln. Nur leider reissen die gewissenlosen Entscheider, viele fleißige Mitarbeiter und nachfolgend Abhängige mit in die unsichere Zukunft von VW hinein.Aber wie gesagt Gier ist auch unternehmerisches Risiko und kein Freibrief für Betrug.Noch frohes Schaffen,die Zukunft von VW wird nun von den Kunden entschieden und nicht von Managern.


Tetzlaff

05.07.2016 - 13:13 Uhr

Wie kann das denn sein, deutsche Käufer wurden vorsätzlich unter Gesichtspunkten der Gewinnmaximierung geschädigt und nun jammert der CEO Müller man solle den Konzern nicht strapazieren! Wenn ein Rechtsanspruch besteht, müssen die geschädigten Käufer auch die Möglichkeit haben ihre Forderungen geltend zu machen. Welche Auswirkungen das für den Konzern hat ist dabei völlig nebensächlich. Für die betroffenen Mitarbeiter mag diese seelisch schwer zu verstehen sein, aber Recht bleibt nun mal Recht. Außerdem würde ein Abgang von VW außer ein paar Schmerzen doch kaum ins Gewicht fallen. SCHLECKER, QUELLE, GRUNDIG, BORGWARD haben wir doch auch überlebt und längst vergessen! Vielleicht muß eine staatliche Aufsicht her, damit solche Auswüchse zukünftig nicht mehr passieren, ähnlich wie im Bankensektor.


Joseph Le Bel

05.07.2016 - 14:05 Uhr

@Gert: So ist es! "...die Zukunft von VW wird nun von den Kunden entschieden und nicht von Managern." Und genau diese Tasache ist in einem funktionierenden weltweiten Markt wie dem Automobilmarkt auch richtig so!


Nutzer1

05.07.2016 - 15:02 Uhr

Die ganzen Kommentare sind im Grunde richtig, würde aber ein Hersteller wie VW ins Straucheln kommen, haben alle plötzlich nichts gefordert. Siehe Brexit (Millionen wollten Ihre Meinung nachträglich ändern).Es ist unstrittig, dass hier mehr als ein Fehlverhalten stattgefunden hat, es ist aber auch unstrittig das man über Aussagen dazu sehr genau nachdenken sollte.


Nutzer ???

05.07.2016 - 23:28 Uhr

Ganz einfach keine VW mehr kaufen.


THK

06.07.2016 - 09:14 Uhr

Bei der ganzen Sache muss man eins Bedenken .. Erstens : Wir leben in Europa und nicht in den USA .. Dort gelten andere Gesetze ..Dort wurde vor Jahren auch Mc Donald verurteilt , weil nicht auf den Pappbechern stand das man sich den heissen Kaffee nicht über die Hose kippen darf .. Das wäre in Europ undenkbar gewesen .. Andere Länder , andere Gesetze .. Ich frage mich bei den ganzen unumstrittenen Manipulationen , wo denn der Schaden für den Kunden aufgetreten ist ?? Der Verbrauch hat offesichtlich niemand gestört, die Steuer war auch nicht erhöht , die Autos lassen sich nachwievor offensichtlich "normal" verkaufen ( siehe Schwacke und DAT) und die Autos haben keine ursächlich mit der Softwaremanipulation in Verbindung stehenden Nachteile . Wenn überhaupt jemand Forderungen haben könnte dann der Fiskus .. Dem wären Steuereinnahmen durch die Lappen gegangen .. Und eins ist auch klar : Die Stickstoffwerte eines Autos sind NIE ein Kaufgrund für oder gegen ein Auto gewesen. Jeder der wirklich im Autovertrieb je gearbeitet hat , wird das bestätigen .. Co2 , Verbrauch und die "grüne Plakette" damit man mit dem Selbstzünder in die Stadt darf .. Die Stickstoffwerte fallen da ganz sicher nicht darunter und sind auch nicht in den Prospekten aufgeführt .. Insofern : Viel gespielte Empörung und wenig dahinter .. Mal abgeshen davon ist die Kommunikation von VW gegenüber den betroffenen Kunden schlecht gelaufen . Das ist genauso umstrittig .


ICH

06.07.2016 - 12:10 Uhr

Ich gebe THK Recht, es hat bisher niemanden gestört. Wenn ich an der Ampel stehe und vor mir ein Diesel anderer Hersteller ( Pflaume / Blitz ) mit einer SCHWARZEN Rußwolke hinten rausblasen sehe.... Aber er hat auch Recht, das Gesetze GESETZE sind. Mich würde es auch freuen, wenn VW für die Betroffenen Halter Offener und Verbindlicher auftritt. Wer hat den einen Schaden bis jetzt gehabt ? Ich kenne Nichtraucher die am Walde lebten, die an Lungenkrebs gestorben sind, was ist mit meinem Nachbarn, der nen Alten Holzkohle Ofen noch im Schuppen hat ohne neuesten Filter ? Das die Preise so stabil geblieben sind ist auch ein Verdienst der fast 300.000 VW Beschäftigten und der VIELEN Arbeiter aus den Zulieferbetrieben. Sollen Sie doch in Japan und in Korea die Luft verpessten und Autos bauen, mit Schiffen nach Europa bringen. Die Luft bleibt ja ausserhalb von Deutschland, denken die die JETZT groß sich brüskieren und wegen Abgasen schreien man solle doch keinen VW mehr kaufen. Und in Amerika stört es auch keinen Naturschützer ob in der Mittagszeit sein Motor läuft, damit es ja im Wagen angenehme 20 Grad sind, wenn ich 3 Strunden nach dem Essen ins Auto steige. Esst bitte auch kein Rindfleisch, Schweinefleisch, denn die verursachen kein CO2HALTET BLOSS DIE LUFT AN.


Opelpiet

06.07.2016 - 14:28 Uhr

fährt " ich" VW??????????????


ICH

06.07.2016 - 16:09 Uhr

Privat neindienstlich ja und opel und bmw ...Hat aber mit meiner persönlichen Meinung nicht´s zu tun, Opelpiet.Persönlich finde ich es auch eine Schande, dass die Bosse nicht genug kriegen können und die kleinen es ausbaden müssen ( Schlecker, Arcandor, Verbrauchswerte bei Mitsubishi ... ) aber wie geschrieben, RUMHEULEN kann jeder. Aber mal an die eigene Nase fassen. Was für einen Opel fährt denn der Opelpiet ??????????????????????????? Ich hoffe mal nicht 1,6 diesel zafira oder den 2,2 diesel aus dem insignia der nach 70 tkm kaputt ging.


Opelpiet

07.07.2016 - 08:16 Uhr

da schein ja jemand(ich)sich bei Opel besonders gut auszukennen, leider muß ich Sie enttäuschen, ich fahre einen Insignia mit dem 1,6er!Diesel. Nur was hat das Thema Zafira-Diesel mit dem VW-Skandal zu tun????So sind wir deutschen Verbraucher, hauen gerne alles in einem Topf, ob Betrug am Kunden und an den Fiskus oder die Ausreizung der gesetzlichen Möglichkeiten.


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